Kategorie: Wert

Geld ist unser aller Fetisch. Niemand, der es nicht haben will. Wir haben das zwar nie beschlossen, aber es ist so. Geld ist ein gesellschaftlicher Imperativ und kein modellierbares Werkzeug. Als eine Kraft, die uns ständig zum Berechnen, zum Ausgeben, zum Eintreiben, zum Sparen, zum Verschulden, zum Kreditieren zwingt, demütigt und beherrscht sie uns Stunde für Stunde. Geld ist ein Schadstoff sondergleichen. Der Zwang zum Kaufen und Verkaufen steht jeder Befreiung und Selbstbestimmung im Weg. Geld macht uns zu Konkurrenten, ja Feinden. Geld frisst Leben. Tauschen ist eine barbarische Form des Teilens.

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Chronologisch

    Vor uns liegt ein umfangreiches Lehrbuch, bezeichnenderweise im Marxblau der MEW gehalten. Das ist Absicht und unterstreicht das Anliegen. Kapitel für Kapitel wird der Erste Band des Kapitals durchgegangen.

    Als sich Marx entschied, den kapitalistischen Kalkül als die Metamorphose G-W-G′ darzustellen, zentrierte er nicht nur Ware, sondern auch Zeit und Geld in seinem Kalkül. Während Geld, die Differenz zwischen G und G′, als zeitliche Differenz zwischen Investment und Erlös gedacht war, wurde die Ware W als dinghaftes Ergebnis der kapitalistischen Produktionsweise inszeniert.

    Eine der zentralen Überlegungen marxscher Gesellschaftskritik ist die historische Einordnung des Kapitals und die Behauptung von dessen Endlichkeit. Vor allem im dritten Band des Hauptwerks versuchte Marx diese Endlichkeit theoretisch zu antizipieren, und sie als objektive Tendenz kapitalistischer Vergesellschaftung zu untermauern.

    Als Titel der Ausgabe vom 5.5.2018 fiel dem Spiegel „Geld für alle!“ ein, und zwar – wie kleiner gedruckt darüber steht – „zum 200. Geburtstag von Karl Marx“. Darunter wird – noch kleiner – ein hehres Ziel vieler fortschrittlicher (?) Bewegungen formuliert: „Wie ein besserer Kapitalismus die Welt gerechter machen kann.“

    Wie in anderen westlichen Industrienationen, begann auch in Westdeutschland Mitte der 1960er-Jahre eine Rückkehr zu Marx, und wie in den anderen Ländern ging auch in Westdeutschland mit dieser neuen Marx-Aneignung eine neue Aneignung des Kapital einher, genauer gesagt: eine neue Lesart.

    Aus den nachgelassenen Briefen des André Gorz

    ZUM ZEHNTEN TODESTAG

    Χρῆμα (Chrêma) schreibt Aristoteles, wenn er „etwas“ meint, das als für Menschen brauchbar, nützlich gilt, zur Grundlage des Lebens und möglichen Reichtums zählt. Es ist ein vom Verb χράομαι (chráomai) – (ge)brauchen, sich etwas zunutze machen – abgeleitetes Substantiv, „Gebrauchswert“, „Nützling“ gewissermaßen.

    Facetten und Tücken des Gebrauchswerts

    Frisch sind die Zweifel ja nicht. Macht der Begriff des Gebrauchswerts überhaupt Sinn? Und wenn ja, welchen? Sind Gebrauchswerte universeller Natur, zumindest von hoher ontologischer Härte, unbeeindruckt von verschiedensten Produktionsverhältnissen, eine eherne und unhintergehbare Größe von Anbeginn bis hinein in alle Ewigkeit? Vor allem auch, was macht der seltsame Terminus „Wert“ im Gebrauchswert?

    Es sind mehr als hundert Jahre verstrichen, seit Karl Marx seine ökonomischen Lehren niederzuschreiben anfing. Eine sehr geraume Zeitspanne, besonders, wenn man die gewaltigen Veränderungen, die die Welt seither erfuhr, ins Auge fasst! Es wäre darum geradezu ein Wunder, wenn alle Lehrsätze von Marx auch heute noch ihre volle Gültigkeit behielten, wenn keiner von ihnen durch die spätere Entwicklung hinfällig geworden wäre. Gewiss, als Ganzes betrachtet, hat das ökonomische System von Marx die Probe der Geschichte bestanden.

    Eine Kritik der bisherigen Marx-Interpretation (1959)

    Unter den zahlreichen kritischen Ausführungen über Ricardos System, die sich bei Marx finden, fällt vor allem ein nur in den Marxschen Grundrissen geäußerter Vorwurf auf: dass nämlich Ricardo in seiner Ökonomie vom Gebrauchswert abstrahiere (MEW 42, S. 193), dass er auf diese so wichtige Kategorie „nur exoterisch Bezug nehme“ (MEW 42, S. 546), und dass sie deshalb bei ihm „als einfache Voraussetzung tot liegenbleibe“ (MEW 42, S. 240).