Wert

„Sie wissen das nicht, aber sie tun es.“ (Karl Marx)

Geld ist unser aller Fetisch. Niemand, der es nicht haben will. Wir haben das zwar nie beschlossen, aber es ist so. Geld ist ein gesellschaftlicher Imperativ. Als eine Kraft, die uns ständig zum Berechnen, zum Ausgeben, zum Eintreiben, zum Sparen, zum Verschulden, zum Kreditieren zwingt. Der Zwang zum Kaufen und Verkaufen entstellt alles zur Ware. Geld macht uns zu Konkurrenten, ja Feinden. Geld frisst Leben.
 
Tauschen ist eine barbarische Form des Teilens. Diese Gleichsetzung verschiedenster Arbeitsprodukte erst bringt den „Wert“ zum Vorschein. Fortan sollen wir nach seiner Pfeife tanzen, tyrannisch erweist er sich, selbstbezogen, maßlos. Die Logik des Werts zwingt uns ihre Gesetze auf. Wer gegen sie verstößt, dem bleibt kaum noch ein Rückzugsgebiet. Kein päpstlicher Bann, keine Fatwa, kein Voodoozauber zeigten je so umfassend Wirkung. Unsere realexistierende Welt wird beherrscht durch die Allgegenwart von Ware und Wert.
 
Werte schaffen und sich zu Werten bekennen ist uns eine Selbstverständlichkeit. Zwar ist der Wert deswegen nicht verständlich, aber alle verstehen ihn zu betätigen; der Wert ist auch nicht wirklich, aber alle verstehen ihn realitätstüchtig zu verwenden. Die Mystifikationen werden ganz reell. Es gibt sie, weil wir uns danach richten. Die Macht, der wir ausgeliefert sind, ist eine, die wir selbst erzeugen. Wir denken den Wert nicht mit, wir denken im Wert.

Einführendes

zum Einstieg ins Thema

Wie uns die Dinge durch unser Tun beherrschen

Was unsere Spezies gerne einer nicht ganz unhübschen Sorte Wühlmäuse unterstellt, betreibt sie selbst mit kollektivem Eifer und selbst/mörderischer Konsequenz. Wir veröden fruchtbare Böden, vermüllen ganze Ozeane, verpesten die Atmosphäre, nehmen die Zerstörung der Lebensräume von Milliarden Menschen in Kauf, wir strudeln uns ab und schlagen mehr oder weniger ambitioniert die Zeit tot. Wir sehen zu, wie wir (unser) Leben vergeuden.

Ein Diskussionsanstoß in 5 Akten

Ein Leser meint: Eine Welt ohne Geld wäre schön, doch eine schöne Welt ohne Geld sei unmöglich. Also, brauchen wir Geld oder brauchen wir Geld nicht? Im Folgenden behandle ich fünf Fragen zum Thema Geld. Als Überschriften dienen mir die wichtigsten Antworten darauf. Es spricht einiges dafür, dass es dabei um Mythen geht.

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No nos entendemos a ciegas, nos entendemos hablando. No somos libres de
hablar o no hablar. Si queremos o rechazamos, deseamos o negamos algo,
tenemos que hablar. Explicitar significa hablar, formular y dejar constancia de lo que se quiere decir.

Wir leben in einem Universum der Ware. Wo das Universum die Lebensbereiche nicht formell unterwirft, tut es das materiell oder ideell. Das gilt auch für umfangreiche Haushaltstätigkeiten, für Erziehung, Sorge oder Pflege. Wir denken alle Gegenstände und Sachen, alle Abläufe, Beziehungen, Konfrontationen analog zur Ware, wenn nicht überhaupt als Ware.

Skizzen zur Typologisierung des Tauschs

Etwas für Etwas, mit dieser knappen Formel könnte man den Tausch adäquat beschreiben, möglicherweise sogar analytisch fassen. Die Formel verweist auf die Doppeldeutigkeit; einerseits, dass stofflich Ungleiches getauscht wird, andererseits, dass Gleiches getauscht wird im Sinne der Gleichwertigkeit, d.h. des gleichen Werts. Etwas ist Etwas und Etwas ist Etwas nicht.