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Schandl, Franz

Franz Schandl, geb. 1960 in Eberweis/Niederösterreich. Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Wien. Lebt dortselbst als Historiker und Publizist. Mitglied der Redaktion der Streifzüge. Diverse Veröffentlichungen, gem. mit Gerhard Schattauer Verfasser der Studie „Die Grünen in Österreich. Entwicklung und Konsolidierung einer politischen Kraft“, Wien 1996. Zuletzt erschienen: Nikolaus Dimmel/Karl A. Immervoll/Franz Schandl (Hg.), Sinnvoll tätig sein. Wirkungen eines Grundeinkommens, ÖGB Verlag, Wien 2019. Vater dreier erwachsener Kinder.

Verfasste Beiträge

Chronologisch sortiert

    Schräge Nachrichten aus der bürgerlichen Matrix des Tauschs

    Tauschen wie Täuschen gehen etymologisch zurück auf das mittelhochdeutsche tuschen bzw. tiuschen, was meint: „unwahr reden“, „lügnerisch versichern“. In seiner heutigen Bedeutung ist es erstmals im 15. Jahrhundert bezeugt. Tauschen wie Täuschen meint: Jenes soll für dieses stehen. Dieses soll gleich jenem gelten. Wenn jenes und dieses verschieden und doch gleich sind, dann sind tauschen und täuschen wirklich eins. Um Sachen tauschen zu können, müssen wir uns in den Dingen täuschen. Es gilt etwas für etwas anderes zu halten.

    Entwürfe zu einer Theorie des Sonderangebots

    Nicht mehr die endgültige Taxe ist ausschlaggebend dafür, diese oder jene Ware zu erstehen, es ist die etikettierte Differenz zwischen Ausgangspreis und Endpreis. Je eklatanter die Lücke, desto entschiedener das Verlangen. Minus 30, minus 50, minus 70 Prozent! The special offer erregt unser Interesse und reizt unser Verlangen.

    Die Lieferanten haben zu spuren. Spuren sie nicht, sind sie zu bezichtigen und zu beflegeln. So findet diese Diplomatie zu ihrem eigenen Komparativ. Je gröber, desto größer das Echo. Die Gebotschafter sind forsche Künder ihrer Gebote: „Du sollst!“, „Du hast!“, „Du musst!“.

    Die NATO-Mitgliedschaft ist keine Option. Man tut so, als wäre man längst dabei

    Im Norden Europas nützen die Regierungen gerade das temporäre Umschlagen der Stimmung, außenpolitisch einen neuen Kurs zu setzen. Putin hat geschafft, was sie selbst nicht bewerkstelligen hätten können. So schnell Schweden und Finnland nun in die NATO eilen, so schnell wird Österreich allerdings nicht folgen.

    Aus aktuellem Anlass: Nachfolgender Artikel stammt aus der dem Jahr 2001 und wurde in der krisis Nummer 24 veröffentlicht. Ich denke, er könnte auch noch heute von Interesse sein, auch wenn der ebenfalls Strafaktion genannte Krieg in der Ukraine ein anderer ist. F.S.

    Draußen ist Krieg und wir reden vom Tausch. Aber vielleicht ist deswegen immer wieder Krieg, weil drinnen der Tausch tobt, das Geld giert und der Wert und seine Werte all unsere Gesellschaften bestimmen und zerstören. Dazu mehr in dieser und in der nächsten Nummer.

    Ausgewähltes zur Phänomenologie des Netzes

    Den Begriff „Shitstorm“ hätte man gar nicht erfinden müssen, würde man das Wort „Posting“ nur richtig abteilen: Postings sind POstings.

    Der Abstieg der ÖVP wurde durch die Phase Kurz nur unterbrochen

    Eigenständig an Kurz war gar nichts. Kein Anflug an Originalität streifte den Mann. Seine Reden zur Lage der Nation sind Makulatur. Sie strotzen von typischen Sprüchen, die Politiker halt aufsagen: Werte anrufen, Wirtschaft ankurbeln, Standort sichern, Digitalisierung vorantreiben, Klimawandel aufhalten; nachhaltig ist man sowieso und gendern tut man auch.

    Kaum beschlossen, wird die Impfpflicht auch schon wieder ausgesetzt

    Die seit Herbst vorbereitete und Anfang Februar im Nationalrat beschlossene Impfpflicht steht bereits wieder vor dem Aus.

    Der Diskurs wird durch Daten ersetzt, behauptet Byung-Chul Han

    Es ist zweifellos ein gut lesbares und kaum anstrengendes Büchlein, das der Autor hier in der Reihe „Fröhliche Wissenschaft“ aus dem Berliner Matthes & Seitz Verlag vorgelegt hat. Kompakt, präzis, packend, plausibel. Ambivalenz ist des Autors Sache nicht, es herrscht die Entschiedenheit. Die These ist schneller notiert als der Gedanke elaboriert.

    Die Moderne modert unter dem Vorzeichen der Dystopie. Nicht wenig ist die Rede von ihr und diese wird zusehends mehr. Chic ist das Thema zweifellos auch.

    Das eigentliche Problem ist die Normalität, sei es die alte, sei es die neue. Normalität ist nicht nur das Falsche und Schlechte, sie wird neuerdings immer verrückter.

    Nicht nur angeschlagen ist die ÖVP, sie ist schwer geschlagen

    Gach ist so ein „Jahrhunderttalent“ Geschichte. Die ÖVP ist tatsächlich wieder dort, wo sie war, bevor „die Leuchtrakete“ – so der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer über Sebastian Kurz – in ungeahnte Höhen vorstieß. Dieser magische Moment ist vorüber.

    Seit Wochenbeginn befindet sich Österreich in einem Teillockdown

    Der eigenen Logik gehorchend, waren restriktive Maßnahmen nur eine Frage der Zeit. Nun haben wir ihn also, den partiellen Lockdown für Ungeimpfte. Einmal mehr ist Österreich Avantgarde.

    Destillate agrarisch geprägter Reminiszenzen

    Der rasche Einzug der Geräte begann Ende der Sechziger und es war ein kräftiger Schub: Aus dem Leiterwagen wurde ein Ladewagen, auch das Heu wurde durch ein Gebläse in den Dachboden befördert, daneben veränderten Wasserklosett, Waschmaschine, Kühlschrank, Fernseher und Telefon auch den bäuerlichen Haushalt fundamental. Der Fortschritt war freilich gleichbedeutend mit dem Ende. Einige Jahre nach dem Tod meines Großvaters wurde auch die Landwirtschaft aufgegeben.

    Am 6. Oktober ließ die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) das Kanzleramt, das Finanzministerium und die ÖVP-Zentrale durchsuchen. Sebastian Kurz und einige seiner engen Vertrauten werden der Untreue, der Bestechung und der Bestechlichkeit verdächtigt. Das ist starker Tobak. Indes, der Schock sollte sich in Grenzen halten. Dass die Partie um den Strahlekanzler nicht clean ist, das konnte man wissen.

    Elke Kahr als politisch agierende Antipolitikerin

    Tun, was sonst niemand tut, das ist mitunter des Rätsels einfache Lösung. Vielleicht lässt sich der Kommunismus von Frau Kahr so umschreiben: Der Kommunismus hat nichts anderes vor, als dass die Menschen gut zueinander sind, weil sie es können und weil sie es wollen. Er hat nichts zu verwirklichen, er will nichts vorschreiben, er hat keine letzten Ziele, keine hehren Ideale und keinen tieferen Sinn. Freude will er ermöglichen und Freundschaft unter Menschen. Er möchte, dass sie ihr Leben genießen. Materiell setzt der Kommunismus auf Zukömmlichkeit. Und emotionell auf Bekömmlichkeit. Er ist das Einfache, das schwer zu machen ist.

    Perspektiven jenseits der Lohnarbeit

    Lesekreis im Rahmen der Freien Akademie Meidling mit Franz Schandl Donnerstag, 14. Oktober 19:00 Labor Alltagskultur, Kolonieweg 48, 1120 Wien(U6 Tscherttegasse) Details: hier

    Gelingt die Steuerreform ökologisch, dann ist sie ökonomisch gescheitert, gelingt sie ökonomisch, dann ist sie ökologisch gescheitert. Scheitern wird sie auf jeden Fall. Ob wir dann allerdings gescheiter sind, wird sich erst herausstellen.

    Nach dem fulminanten Wahlerfolg der KPÖ in Graz wird man um die Wahl einer kommunistischen Bürgermeisterin nicht herumkommen

    In den Medien herrscht inszenierte Angstlust. Irgendwie ist man entzückt ob des lokalen Kuriosums, andererseits entsetzt, denn wie konnte so etwas nur passieren?