Einlauf Streifzüge 86

von Franz Schandl

„Die einfache ,Sorge‘ ist aller Dinge Anfang“, schreibt Albert Camus in „Der Mythos des Sisyphos“. Menschen bedürfen der Sorge. Man muss sich um sie kümmern, damit es ihnen gut geht. Nur so finden sie ein Auskommen in der Welt. Vorerst ist Sorge altruistisch. Es gilt bereit für andere zu sein. Nur im Du findet das Ich zu sich. Sorge mag sich selbst, weil sie die Anderen mag und sie das Andere an sich selbst weiß. Jedes Andere ist nicht nur ein Du, es ist auch ein Ich.

Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der die Entsorgung wichtiger ist als das Sorgen. Mit Entsorgen sind nicht bloß der Müll gemeint oder die „plannend obsolescence“, sondern ebenso die Menschen selbst. Werden Probleme zu groß, sind die „Problemfälle“ zu exkludieren, zu entsorgen. Sobald solche Bedürfnisse und Anliegen dem Markt zugeführt werden, sind sie in ihrer Substanz schon gebrochen, da sie fortan unter der Prämisse der Finanzierung modifiziert, also kommodifiziert werden. Die Sorgen wie das Sorgen werden immer mehr zu einer kommerziellen Größe, sie werden professionalisiert und somit auch entmenschlicht.

Aktuell erleben wir Zeiten wilder Umgruppierungen und harscher Zerwürfnisse und oft ist es nicht leicht, die draußen zu halten. Vor allem die Auseinandersetzungen werden schärfer und geraten schnell in das Fahrwasser von Denunziation und Bezichtigung. Man denke an Corona oder die Ukraine. Wir versuchen so weit es möglich ist, dem zu entgehen und unsere Standpunkte nicht vorschnell zu entwickeln.

Die vorliegende Ausgabe ist eine recht bunte Nummer geworden. So soll es auch sein. Wir wünschen eine anregende Lektüre und uns weiterhin Euren und Ihren Zuspruch. Tragt Sorge! Auch für uns. Danke.

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