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Chronologisch

    Die Frühjahrsnummer 2019, zu der auch Artikel außerhalb des Schwerpunktthemas willkommen sind, handelt von ANTIPOLITIK. Dass wir hier etwas gegen Politik haben und daher akkurat auch nicht auf eine andere Politik drängen, dürfte sich schon rumgesprochen haben. Auf identitäre Interessen von Charaktermasken zu setzen, ist nicht unser Ziel.

    Haben hat jedenfalls eine große Varianz. Bei Haben denkt man sofort an Besitz und Eigentum, an Verfügungsgewalten, wo andere aufgrund eines Rechtstitels ausgeschlossen werden können. Daran an schließt das klassische Problem der alten Arbeiterbewegung: die Frage nach dem Charakter des Privateigentums und die Möglichkeit der Vergesellschaftung der Produktionsmittel.

    Wir haben ihm nicht nur viel zu verdanken, bauen auf gar vielem auf und an, aber stehen doch auch in Distanz zu dem, was sich so gemeinhin als Marxismus versteht. Die klassische Arbeiterbewegung und ihre Moränen sind so unsere Sache nicht.

    Wieviel „Ich“ kann werden im Zustand gesamtgesellschaftlicher Unbewusstheit? Bin ich ich, bin ich viele oder doch ein ganz anderer? Die Beschäftigung mit dem „lieben Selbst“, die stete Fokussierung auf die eigene Befindlichkeit, die Suche nach „Identität“ scheinen vielen ein wachsendes Bedürfnis.

    Das Arbeitslos und die Arbeitslosigkeit könnte man durchaus als zentrale lebensweltliche Probleme der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft auffassen. Arbeit wird als Bestimmungsstück der Menschen begriffen. Geht sie verloren, gehen die Verlierer gleich mit.

    Ist das nicht ganz fad? In der Kritik der politischen Ökonomie kommt er stiefmütterlich weg oder besser gesagt kaum vor. Alles zentriert und positioniert sich auf und um den Wert, die Wertform, den Tauschwert, die abstrakte Arbeit und das Geld. Manchmal wird ganz so getan, als würde der Gebrauchswert kein analytisches und sonstiges Problem darstellen, so als handele es sich bei ihm um ein krudes Produkt.

    Alle reden davon, vor allem vom grassierenden Rechtspopulismus, doch was sagt die Formel aus, und vor allem – trifft sie? Erschien vor 15 Jahren der Terminus noch als tauglicher Hilfsbegriff (insbesondere um sich nicht der billigen Rechtsextremismusformel und damit der Totalitarismustheorie zu unterwerfen), so ist jener heute ziemlich fragwürdig geworden

    Die Aussichten sind schlecht. Selbst gerade noch irgendwie in der Komfortzone beheimatet, schauen wir auf zunehmende soziale Verwerfungen, ganze Regionen versinken im Chaos, Millionen Menschen sind auf der Flucht, die ersten Ausläufer einer zerfallenden Peripherie haben die Zentren erreicht. Das psychische Umfeld wirkt wie ein immer unverdaulicheres Gebräu aus Ohnmacht, Abstiegsängsten und Wutbürgerei.

    Alltag ist Herrschaft der vergangenen, toten Arbeit über die lebendige Tätigkeit hier und jetzt. Alltag ist ein permanenter Kult ohne Priester und Glaubensbekenntnis. Er wird ohne Zwang und ohne Kontrolle mit blinder Hingabe exerziert. Im Alltag sind wir gläubig, hörig und willig das „Notwendige“ zu denken und zu tun.

    Nabelschau? – Was das? Nun, nach 20 Jahren Streifzügen ist es wohl an der Zeit sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Lasst uns also ausnahmsweise mal auf uns selbst schauen: Wer sind wir? Sind die Streifzüge noch die, die sie waren? Was haben wir vorgehabt und was angestellt? Wie ist es gelaufen? Gibt es Erfolge? Wozu sind wir gut? Sind wir gut? Ist das Beschäftigungstherapie für Unentwegte? Reine Theoriewixerei?