Kategorie: Lebensweise
Dieses Leben und seine Perspektiven sind zum Abgewöhnen. Wir sind ja nicht nur im Großen, sondern ganz alltäglich in den ganz kleinen Dingen gegeneinander aufgestellt in der Ordnung der Herrschaft und der Konkurrenz, die längst in unser Denken, ja unser Fühlen eingedrungen ist. Sich behaupten können bei „Jeder ist sich selbst der Nächste“ und „Nimm, was du kriegen kannst“ ist heute nicht einmal mehr „das schlecht entworf’ne Skizzenbild des Menschen, den es erst zu zeichnen gilt“ (Jura Soyfer). Es ist schlicht zum Ekeln.
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Chronologisch
von Tomasz Konicz Die in Wechselwirkung mit dem deutschen Spardiktat eskalierende Krisendynamik treibt nun Spanien unter den europäischen „Schutzschirm“. Italien gerät ebenfalls verstärkt in Schieflage. Nun ist Madrid an der Reihe. Nach Griechenland, Portugal und Irland muss Spanien nun Kredite des europäischen Krisenfonds EFSF in Höhe von 100 Milliarden Euro in Anspruch nehmen, um den Kollaps ...
Beispiele für geplanten Verschleiß sind mittlerweile Legion. Eine beliebte Variante läuft darauf hinaus, bei der Produktion der Ware deren Haltbarkeit künstlich zu verkürzen. Über Nylon etwa hält sich hartnäckig das Gerücht, es würde während seiner Herstellung derart behandelt, dass es besonders empfindlich wird. Dann reißt der Faden schneller und der nächste Einkauf kann nicht allzu lange aufgeschoben werden. Auch bei Mobiltelefonen als vielbenutzten Alltagsgegenständen werden nicht zufällig Gehäuse mit einem gewissen Anteil Kunstleder benutzt, die sich leicht eindrücken lassen. Das sieht beizeiten nicht mehr schön aus und verleitet zum Kauf eines neuen Produktes. Doch nicht nur an Äußerlichkeiten lässt sich drehen.
von Franz Schandl 1. Lust ist ein Artefakt. Natur ist ihr nur Stoff, nicht Inhalt. Mag Sex noch Natur sein, so ist es Sexualität nicht mehr. Der Menschen Lust ist originell, aber nicht originär. Menschen vögeln tatsächlich um des Vögelns willen. 2. In der Lust geben sich die Menschen nicht den Trieben hin, sondern in der Lust wird der Trieb transformiert. Kein basic instinct steht an, mag eins ...
Dass die Dinge in Waren- und Geldgesellschaften einen doppelten Charakter annehmen, durch den die vermeintliche Rationalität in pure Irrationalität umschlägt, ist für die meisten Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler*Innen ebenso wie für die politischen Entscheidungsträger*Innen nicht vorstellbar. Ihnen gilt gerade der eingeschränkte Blick, den sie auf die Welt werfen, als besonders menschenfreundlich.
Anmerkungen zu Byung-Chul Hans „Müdigkeitsgesellschaft“
Für alte Klassenkämpfer, die den Kapitalismus als die unsittliche Veranstaltung der „Herrschenden in Staat und Gesellschaft“ betrachten, handelt es sich bei der „Müdigkeitsgesellschaft“ sicher um starken Tobak. Denn genau von diesem Denkstil, bei dem die moderne Gesellschaft nach alter, in die Zeiten der Französischen Revolution zurückreichender Tradition als das Resultat eines äußeren Herrschens dargestellt wird, setzt sich Byung-Chul Han in dem genannten Essay ab. Wer dagegen, wie es sich meiner Meinung nach gehört, den Kapitalismus als ein automatisch funktionierendes System begreift, mit dem geldverdienenden Subjekt als seinem tragenden Element, kann sich über diesen Versuch einer Zeitgeistdiagnose nur freuen.
Raúl Zibechi: Territorien des Widerstands. Aus dem Spanischen übersetzt von K. Achtelik und H. von Wangenheim Assoziation A, Berlin/Hamburg 2011, 176 Seiten, ca. 16 Euro
Zibechi, Journalist, Publizist und Aktivist aus Uruguay, sieht in den Peripherien der großen Städte eine emanzipatorische Perspektive für Lateinamerika entstehen. Dort bilden für den Kapitalismus überflüssige Menschen seit einem halben Jahrhundert autonome Parallelgesellschaften aus. Eine wichtige Rolle spielen dabei Frauen, vor allem Mütter, die häusliche Logik der Fürsorge und Versorgung auf den öffentlichen Raum des Viertels übertragen.
Der Kritiker ist also praktizierender Affirmatiker. Mehr als er das System mit seiner Schreibe schädigen kann, arbeitet er ihm durch Alimentierung zu.
Die Casting-Show als Krisen-Phänomen? Ernst Blochs Schrift »Erbschaft dieser Zeit« lässt darauf schließen von Tomasz Konicz Der Faschismus kam nicht aus heiterem Himmel über Deutschland. Angefacht von der Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre, machten sich in der Weimarer Zeit lange vor der Machtergreifung der Nazis autoritäre und reaktionäre Anschauungen breit, die oftmals gänzlich »unpol...
Den ersten erinnerlichen Umgang damit hatte ich in zartem Kindesalter: Zwei Sumsi-Mitarbeiter nahmen die Entleerung eines jeden Büchslein vor und der jeweilige Auswurf am Tisch wurde allseits aufmerksam gemustert und taxiert. Da war es feierlich still. Dass ich nun hingeben musste, was doch als überaus wichtig galt, ging mir nur schwer ein. „Sparen“ heißt das, und irgendwann lernten wir die Lektion alle: Das Weniger heute ist das Mehr von morgen.
Werner Rätz, Tanja von Egan-Krieger u.a. (Hrsg.): Ausgewachsen! Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben. VSA-Verlag 2011, 192 Seiten, ca. 15,80 Euro
Der Sammelband zum Kongress „Jenseits des Wachstums?!“ (Attac 2011, Berlin) gibt einen Überblick, wie die Debatte zum „Ende des Wachstums“ aktuell verläuft. Ein Befund dazu, im Buch selbst nicht ausgesprochen, könnte sein: Degrowth ist das Ende des Kapitalismus, sein Herzstück, die unendliche Verwertung, bricht an der Endlichkeit des Planeten – aber Degrowth muss keineswegs das Ende von Herrschaft sein.