Geschieht etwas, so wurde das Geschehene durch etwas bewirkt, angestoßen, ausgelöst. Der Aufstieg des Kapitalismus und mit ihm der von Natur- und Ingenieurwissenschaften hat den göttlichen Beweger entmachtet und Wirkungen fortan auf Ursachen zurückgeführt. Auf Ursachen, die fortan gezielt herbeigeführt – verursacht – wurden, um beabsichtigte Wirkungen zu erzielen, die wiederum als neue Ursachen weitere Wirkungen zeigen: Wasser erhitzen – Dampf erzeugen – Volumenexpansion in Schubbewegung umsetzen – Schubbewegung in Drehbewegung verwandeln usw. usf. Der Ursache-Wirkungszusammenhang ist seither eine der zentralen Denkfiguren der Moderne.
Von der „Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein“ handelt schon ein Buch aus dem Jahr 1986. Sonst hätte es durchaus auch der Titel dieses Bändchens sein können. Habermann hat dem Thema schon einen Teil ihrer Dissertation gewidmet (siehe „What we do matters“ in: Streifzüge 47/2009). Sie ist kundig, und diese jetzt unakademische, aber in der Kürze ungemein inhaltsreiche Schrift, die übrigens statt unter copyright unter copyleft zur freien Verwendung und Verbreitung erschienen ist, hat Sog, von der kolonialen Geschichte des Habermannschen Großvaters im Pro- bis zu seinem Auftritt im Epilog.
Der Konsens, der für das reibungslose Funktionieren des kapitalistischen Systems erforderlich ist, stellt sich bekanntlich hinter dem Rücken der Beteiligten her. Indem sie die vormodernen Bindungen an die Religion, den Stand, das lokale Brauchtum und Herkommen, schließlich auch die Geschlechterrolle eine nach der anderen abstreifen und das Selbstverständnis von vereinzelten Individuen entwickeln, vergesellschaften sich die Menschen der Moderne in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß. Vergesellschaftung ohne einen sei es auch unausgesprochenen oder unbewussten Konsens geht aber nicht.
Es ist doch wirklich auffällig, dass bei besonderen Anlässen die kirchlichen Würdenträger, die staatlichen Repräsentanten und die Heeresspitzen stets gemeinsam abgebildet sind. Und es scheint kein Zufall zu sein, dass sich Kleriker, Politiker und Militärs da recht friedlich und freundschaftlich in amtlichen Verbindlichkeiten üben. Sie gehören gewissermaßen zusammen. Es handelt sich ja auch um einen Apparat, einen gesellschaftlichen, der Werte vermittelt und sie dadurch immer wieder neu erschafft. Diese Werte seien nun das Seelenheil, das Gemeinwohl und die Kriegskunst.
Die Popmusik in ihren profitablen Segmenten der Kulturindustrie: in den Vereinigten Staaten waren das Soul und Rock’n’Roll, in Großbritannien der Beat und in Deutschland der Schlager. Wie das englische „Beat“ oder „Hit“ verweist das Wort Schlager auf die Konvergenz von musikalischer Eingängigkeit und kommerziellem Erfolg: Die künstlerischen Merkmale des Schlagers – die eingängige Melodie oder die gefälligen melodischen Floskeln („Hit“) und der durchgehend „schlagende“ Rhythmus im treibenden Takt („Beat“) – sind mit den ökonomischen Eigenschaften solcher Musikproduktionen weitgehend gleichbedeutend: Was beliebt ist, wird verkauft; was verkauft wird, ist beliebt.
1. C’est sans doute La Dialectique de la Raison2 qui nous a fait prendre conscience du revers irrationnel de la raison des Lumières. L’origine de ce caractère bifrons, pour Horkheimer et Adorno, se situe dans le détachement manqué d’avec la nature. L’Aufklärung, raison moderne et rationnelle dont ils font remonter la naissance à la Grèce antique, résulterait d’un effort des hommes pour surmonter leur peur face aux forces de la nature – mais en se démarquant aussi du mythe, qui représentait déjà une première manière de gérer cette peur. Dans la mesure où le mythe porte encore les traits d’une adaptation à la nature et à ses puissances (mimésis), l’Aufklärung prend nettement ses distances par rapport à lui.
Demokratie – Das Volk herrscht. Im Staat. Was wir heute unter den Namen Staat und Volk kennen, ist aber so alt gar nicht. Dieses Amalgam wurde in die Welt gesetzt und wuchs heran als Kampfmaschine der Fürsten in der Zeit der frühen Feuerwaffen. Kanonenrüstung und Festungsbau sowie Geldwirtschaft, Manufaktur und Markt zu deren Finanzierung und Bürokratie und Militär als Mittel, um sich durchzusetzen – so formierten sich die modernen Staaten, und diese ihr Volk, es musste sich so ziemlich alles ändern, damit es beim Alten bleibt, der alten Macht in neuen Formen. Auch in demokratischen eben.
In Reaktion auf die tiefe Krise des kapitalistischen Systems in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts (Das Ende des „Goldenen Zeitalters“ des Kapitalismus und der Aufstieg des Neoliberalismus) ging der Neoliberalismus in eine Offensive über, bei der die Systemgrundsätze buchstäblich ins Extrem getrieben wurden. Alles wird zu Ware, alle Gesellschaftsbereiche werden den Gesetzen des kapitalistischen Marktes unterworfen, alle Menschen haben ihr Leben in fortwährender kapitalistischer Selbstoptimierung zu verbringen. Der Kapitalfetisch duldet nun keine alternativen Reproduktionsformen, keine nichtkapitalistischen Nischen mehr neben sich.
Die ungeheure Wachstumsdynamik des Kapitals wird dann gerne der Statik der christlichen, mittelalterlichen Gesellschaften gegenübergestellt. Der christliche Blick auf das Jenseits, die damit einhergehende Selbstbeschränkung und Aufopferung um des ewigen Himmelreichs wegen, stehen der kapitalistischen Orientierung am Diesseits und dem egoistischen Streben nach Glück und Reichtum im Hier und Jetzt entgegen. Jeder könne danach streben, sein ganz persönliches Himmelreich auf Erden zu realisieren, wodurch langfristig die gesamte Gesellschaft profitiere – dies ist das Versprechen, das der Kapitalismus seinen Insassen gibt.
Immer noch hat unsereins viel zu verlieren. Zudem den Luxus vielgestalter Zerstreuungen. Freuden für zwischendurch. Immerhin. Auch wenn die Stimmungen schwanken. Himmelhoch wirkt sowieso trügerisch, gedämpfte Melancholie vertrauter. Schaumgebremste Lebendigkeit. Genug um zu überleben. Und genügsam sind wir geworden. Noch können wir uns einrichten, irgendwie durchgfretten, uns widerwillig arrangieren.