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    Notizen zu einem Dauerbrenner

    Gegen die sprachliche Phalanx kommt man kaum an. Wie ein Schleier legt sie sich über alles: „Nichtstuer“, „durchfüttern“, „auf unsere Kosten ein bequemes Leben“, „Geschenke für Sozialtouristen“, „Findest Du das in Ordnung, wenn jemand, ohne einen Beitrag geleistet zu haben …“, „Wie kann jemand, der illegal hier lebt …“

    Das völlig unkritische Bekenntnis zur Politik gehört immer noch zum guten Ton, obwohl die sich doch stets in allen Varianten blamiert.

    Wie allseits bekannt, spielte die Bourgeoisie eine historische Rolle, die man nur als revolutionär einstufen kann. Und dies nicht von ungefähr: Denn das Kapital, sobald es aus der Verpuppungsphase des Handels herausgewachsen war und sich der Produktionssphäre tout court bemächtigt hatte, konnte nicht anders, als die Produktivkräfte permanent umzuwälzen…

    Mit Beiträgen u.a. von Ortwin Rosner, Maria Wölflingseder, Hermann Engster, Barbara Eder, Lorenz Glatz, Franz Schandl und Petra Ziegler.

    Aus den Skizzen zum sozialen und mentalen Universum der Ware

    Was will der Zirkulant? Als Käufer will er so billig wie möglich einkaufen, als Verkäufer will er so teuer wie möglich verkaufen. Seiniges wie sich. Was er als Verkäufer will, will er als Käufer nicht. Dieser Widerspruch muss aber im Tauschakt aufgehoben werden. Handeln meint, dass der Verkäufer die Ware anpreist und der Käufer sie abpreist, um sich idealtypisch doch auf ihren Wert zu einigen.

    Zum 1. Mai

    Arbeit ist vermarktbare Tätigkeit. Was im Kapitalismus zählt, lässt sich in mehr Geld verwandeln, was bloß gebraucht wird, zählt nicht. Dabei spielt es keine Rolle, was getan wird, es geht alleine um die unendliche Vermehrung von Geld um seiner selbst willen.

    Über das unmäßige Universum der Geschäfte

    Pathologische Käufer sind wir alle. Die Offensichtlichkeit einiger sollte den Hintergrund aller nicht verdunkeln. Das Grundproblem ist vielmehr, dass Kaufen generell eine pathologische Form der Vergesellschaftung ist. Kaufen wird also nicht pathologisch aufgrund pathologischer Käufer, sondern die Käufer werden pathologisch ob der Form des Kaufs. Die Form setzt ihre Subjekte. Der Kauf kreiert die Käufer. Die Menschen sind als Charaktermasken Reaktivisten des Warenverkehrs. Kein Kunde ist König, auch viele Kunden nicht. Ist der freie Kunde bloß Vollzugsorgan? – Aber natürlich, was sonst soll er sein.

    Was sich unter der Oberfläche zu verbergen pflegt, das ist dem naiven Blick für gewöhnlich entzogen. Man muss dann schon ein wenig tiefer gehen, um bemerken zu können, wie sich die Sache in ihrem Wesen verhält, d.h. bezüglich ihrer inhärenten Tendenzen.

    Über Ästhetik und Geschmack, Reproduktion und Reflexion im Zeichen des Marktes

    Durch die Quantifizierung der Welt haben die Qualitäten vielfach zu leiden. Das Kapital betreibt eine umfassendes Geschmacksabwicklungsprogramm. Der Mangel an gutem Geschmack manifestiert sich in allen Bereichen, die mit dem Massenkonsum einhergehen. Gutes Essen von schlechtem, gute Lektüre von schlechter, gute Musik von schlechter zu unterscheiden, damit sind nicht viele gesegnet, die meisten sind heillos überfordert.

    „Nun sag’, wie hast du’s mit den Juden?“ So wie sich Faust um eine klare Antwort herumwindet, so auch Goethe selbst. Und ebenso die Zunft der Germanisten insgesamt, die um das heikle Thema bislang einen weiten Bogen gemacht hat.