Einlauf Streifzüge 79

von Petra Ziegler

Die Zukunft muss warten. Noch scheint alles im Bann der Pandemie, auch die Texte in diesem Heft kreisen vielfach um das Virus. Mehr als ein mögliches Morgen zeichnen sie die Gegenwart. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe und des aktuellen Krisenschubs bietet sich kein schönes Bild. „Verhängnis ohne Perspektive?“ betitelt Andrea*s Exner seinen Essay und führt uns am Ende doch in einen Garten. Hoffnungslos geben wir uns also nicht, aber Illusionen machen wir uns auch keine, dass nach dem vorübergehenden Corona-Stillstand die Bedingungen für Gesellschaftkritik besonders günstig wären.

Wo im Alltag Zug um Zug die „alte Normalität“ (mit einem Schuss Retro: quasi-offizieller Aufruf zur heimatlichen Sommerfrische) und ihre Routinen hochgefahren werden, bleibt für uns die Aufgabe, das Dasein unter den Bedingungen des Werts zur Kenntlichkeit zu bringen. „Was uns selbstverständlich geworden ist, ist der Frag-Würdigkeit verlässlich entzogen und gilt“, schreibt Marianne Gronemeyer und fordert zur „Spurensuche“ im „hellen Tageslicht der modernen Selbstverständlichkeiten“ auf.

War es nicht zuletzt der Kampf gegen die Natur, der aus unserem Planeten einen zunehmend unwirtlichen Ort gemacht hat, so braucht Zukunft – wenn sie denn mehr sein soll als ein Überlebenskampf unter verschärften Bedingungen – unser aller Engagement wider die Logik der menschgemachten „zweiten Natur“. Es gilt die Akzeptanz des Gegebenen zu zerstören. Theoretisch wie praktisch. Skizzen dazu finden sich in den Beiträgen dieser Ausgabe.

Wir wünschen eine anregende Lektüre und uns und allen Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer!

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