Schlagwort: Schandl; Franz
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Chronologisch
Anmerkungen zur Misere der Vokabulatur (II)
Geht’s der Wirtschaft nicht gut, wird sie ungut. Dann erregen sich ihre Gemüter und predigen ihre Formeln. Schwer medikamentiert drehen sie an der Phrasenorgel ihrer Vokabulatur.
Die derzeit gängigste Regung ist die Aufregung. Wir leben in hochnervösen Verhältnissen und in brandgefährlichen Zeiten. Immer wieder droht etwas zu explodieren, und seien es nur die erhitzten Gemüter.
Mit einer restriktiven Asylpolitik will Österreich einmal mehr zu den Vorreitern gehören
Wer nach „Verschärfung“ ruft, hat die Debatte bereits gewonnen. Zwölf- oder mehrköpfige Syrerfamilien mit „luxuriösen“ Sozialzuschüssen sind gerade das Lieblingsfeindlbild in Wien. Das bringt die Volksseele abermals auf Temperatur. Konsens besteht darin, Flüchtlinge zu drangsalieren und auszuhungern, kurzum zu piesacken.
Das völlig unkritische Bekenntnis zur Politik gehört immer noch zum guten Ton, obwohl die sich doch stets in allen Varianten blamiert.
Aus den Skizzen zum sozialen und mentalen Universum der Ware
Was will der Zirkulant? Als Käufer will er so billig wie möglich einkaufen, als Verkäufer will er so teuer wie möglich verkaufen. Seiniges wie sich. Was er als Verkäufer will, will er als Käufer nicht. Dieser Widerspruch muss aber im Tauschakt aufgehoben werden. Handeln meint, dass der Verkäufer die Ware anpreist und der Käufer sie abpreist, um sich idealtypisch doch auf ihren Wert zu einigen.
Über das unmäßige Universum der Geschäfte
Pathologische Käufer sind wir alle. Die Offensichtlichkeit einiger sollte den Hintergrund aller nicht verdunkeln. Das Grundproblem ist vielmehr, dass Kaufen generell eine pathologische Form der Vergesellschaftung ist. Kaufen wird also nicht pathologisch aufgrund pathologischer Käufer, sondern die Käufer werden pathologisch ob der Form des Kaufs. Die Form setzt ihre Subjekte. Der Kauf kreiert die Käufer. Die Menschen sind als Charaktermasken Reaktivisten des Warenverkehrs. Kein Kunde ist König, auch viele Kunden nicht. Ist der freie Kunde bloß Vollzugsorgan? – Aber natürlich, was sonst soll er sein.
Über Ästhetik und Geschmack, Reproduktion und Reflexion im Zeichen des Marktes
Durch die Quantifizierung der Welt haben die Qualitäten vielfach zu leiden. Das Kapital betreibt eine umfassendes Geschmacksabwicklungsprogramm. Der Mangel an gutem Geschmack manifestiert sich in allen Bereichen, die mit dem Massenkonsum einhergehen. Gutes Essen von schlechtem, gute Lektüre von schlechter, gute Musik von schlechter zu unterscheiden, damit sind nicht viele gesegnet, die meisten sind heillos überfordert.
Anmerkungen zur Misere der Vokabulatur (I)
Die Plappermaschinen ordinären Unsinns verschaffen sich Oberluft. Der sprachliche Unrat stinkt zum Himmel. Auch wenn es nur kleine Dreckpatzen sind. So riecht das Aroma des Zeitgeists. Die Journaille produziert den dafür notwendigen Kot. Er ist Dünger auf den Feldern gemeingefährlicher Ignoranz.
Manchen gilt der neue Finanzminister als rotes Tuch, das rote Zahlen liefern wird
Wenn jetzt jemand noch „Marxist“ sagt oder gar „Mottenkiste“, dann ist alles gesagt und der Inkriminierte auch gleich erledigt. Indes behauptet hier lediglich das Vorgestern über das Gestern, dass es von vorvorgestern sei. Das ist zwar nicht besonders originell, aber trickreich und zielführend, zweifellos.
In Österreich kommt es erstmals zu einer Koalition zwischen Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen
Nun ist es aber flott gegangen. War das erste Scheitern eine Niederlage, so wäre ein nochmaliges Scheitern eine Blamage sondergleichen geworden, die sich niemand, insbesondere die ÖVP, mehr hätte leisten können. So zimmerte man ein Regierungsprogramm und bereits am Montag ging es zur Angelobung.