Kategorie: Lebensweise
Dieses Leben und seine Perspektiven sind zum Abgewöhnen. Wir sind ja nicht nur im Großen, sondern ganz alltäglich in den ganz kleinen Dingen gegeneinander aufgestellt in der Ordnung der Herrschaft und der Konkurrenz, die längst in unser Denken, ja unser Fühlen eingedrungen ist. Sich behaupten können bei „Jeder ist sich selbst der Nächste“ und „Nimm, was du kriegen kannst“ ist heute nicht einmal mehr „das schlecht entworf’ne Skizzenbild des Menschen, den es erst zu zeichnen gilt“ (Jura Soyfer). Es ist schlicht zum Ekeln.
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Chronologisch
Durch Wendy Brown werden wir auch nicht schlauer
Vorerst ist man enttäuscht. Das Buch ist ungefähr so wie man es erwartet. Linksakademischer Standard, der diesen erfüllt, aber nirgends darüber hinaus geht resp. überrascht. Da mögen sich einige wiedererkennen, aber insgesamt ist das sehr konventionell. Und ziemlich langatmig noch dazu. Seitenweise müssen Aristoteles und Hegel, Marx und Weber, Arendt und Foucault auftreten, doch viel mehr als Belesenheit unterstreichen diese umfangreichen Rekurse nicht.
Schon zu Studienzeiten, wo wir uns Mitte der Achtziger peripher begegneten, war der Arbeiterbub aus Simmering, damals Mitglied des Verbands Sozialistischer Studenten (VSStÖ), konsequent und zielstrebig. Er wusste vielleicht noch nicht, was er wollte, aber dass er wollte, wusste er. Er wirkte dabei nicht unsympathisch und verbissen, sondern recht umgänglich.
Heinrich Heine gilt nach landläufiger Meinung als der romantische Dichter überhaupt. Das ist zu einem kleinen Teil richtig, zu einem größeren aber falsch. Er hat in der Tat einige höchst romantische Gedichte geschrieben, wie z.B. das rätselhafte Der Tod, das ist die kühle Nacht, er beherrscht virtuos das romantisch-poetische Repertoire und ist ein brillanter Reimkünstler, der es fertigbringt, Teetisch auf ästhetisch zu reimen: Sie saßen und tranken am Teetisch, / Und sprachen von Liebe viel. / Die Herren waren ästhetisch, / Die Damen von zartem Gefühl. In strengen Sinn „romantischer“ als Heine sind hingegen andere, wie z.B. Wackenroder, Novalis, Brentano, Eichendorff.
Die besten Hits des 21. Jahrhunderts kommen musikalisch aus dem 20. Jahrhundert. Auf ihrem vierten Studioalbum ,Random Access Memories‘ fordern Daft Punk ihre Fans auf: ,Get Lucky‘! Nile Rodgers – Musiker der legendären Chic (deren Hits u. a. ,Le Freak‘ und ,Good Times‘ heißen) – spielt Gitarre, Pharrell Williams reist nach Paris, um mit dem eigentlich Zwei-Personen-Projekt Daft Punk (Guy-Manuel de Homem-Christo, Thomas Bangalter) noch Text und Melodie für ,Get Lucky‘ zu basteln. In achtzehn Monaten produziert, wird der schließlich im April 2013 veröffentlichte, mitunter als „elegant“ gelobte Song zum Number-One-Hit, gilt vielen als der beste Song des Jahres
Zu den österreichischen Bundespräsidentschaftswahlen
„Jeden, der mich nicht leiden kann, aber Hofer vielleicht noch weniger leiden kann, den bitte ich, zur Wahl zu gehen und am 22. Mai ein Auge zuzudrücken.“ Diesem Aufruf Alexander Van der Bellens sind wohl viele gefolgt. Mehr als die Hälfte seiner Wähler wollte nur eins: Norbert Hofer, den Kandidaten der FPÖ verhindern. Das ist gelungen, äußerst knapp, aber doch.
The ‘changes’ in Eastern Europe took place on the 200th anniversary of the French revolution. It seemed to many that it might be a second coming: a new revolution about, and for, human rights.
At the bicentennial, the consecrated and anointed masterpiece of popular historiography described the French – and implicitly, the recent East European – revolution thus:
„The author did not want ‘…to imply… that nothing of consequence changed changed as a direct result of the first phase of the French Revolution. The liberties enshrined in the Declaration of the Rights of Man for the protection of free speech, publication and assembly had brought forth a political culture in which the liberation of disrespect literally knew no bounds
Der österreichische Ausnahmefall gerät zum europäischen Paradigma
Was als österreichische Absonderlichkeit seinen Anfang nahm, hat sich inzwischen zu einem gesamteuropäischen Phänomen ausgewachsen. Was etwas unpräzise als Rechtspopulismus bezeichnet wird, ist mittlerweile von veritabler Größe. Auch der Schlüsselstaat Deutschland scheint das im Eilzugstempo nachzuholen. Prototyp und entwickeltste Kraft ist aber immer noch die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ). Es ist nicht ausgeschlossen, dass ihr Kandidat Norbert Hofer am 22. Mai die Bundespräsidentschaftswahl gewinnt.
Die »Alternative für Deutschland« (AfD) wäre ebenso erfolgreich, wenn die »besorgten« Bürgerinnen und Bürger andere »Sorgen« hätten. Schließlich halten 79 Prozent der AfD-Wähler ihre wirtschaftliche Situation sogar für gut bis sehr gut.
Wirtschaftlich schlecht geht es den meisten nicht, die die AfD wählen. Oder auch gleich die NPD, wie bei den hessischen Kommunalwahlen, in den Orten, wo sie nicht kandidierte. Die Menschen sind vom Ressentiment getrieben, egal ob sie mehr oder weniger Geld in der Tasche haben. Eigentlich sollte das niemanden überraschen, am wenigsten Linke. Seit langem ist bekannt, dass ein Viertel aller Gewerkschaftsmitglieder rechtsextreme Thesen teilt, völlig unabhängig davon, ob gerade Krisen- oder Konjunkturzeiten sind.
Ein „Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“ – mit Mephistopheles sind Schuberth und seine Diplomarbeit verwandt. Das ist dem Thema und der Weltgegend, wo sie es behandeln, auch durchaus angemessen. Und dass der Text mittlerweile zwanzig Jahre Text alt ist, tut dem keinen Abbruch.
Zum Rücktritt von Werner Faymann
Am Montag Vormittag hatte es noch ganz anders ausgesehen. Die Wogen schienen geglättet und die Partei auf den Kanzler eingeschworen. Ob dem wirklich so gewesen ist, ist jedoch fraglich. Auf jeden Fall wollte Werner Faymann unter diesen demütigenden Bedingungen, dem ständigem Nörgeln, Nötigen, Bevormunden seine Ämter nicht mehr weiterführen und sagte Tschüss. Kaum jemand wurde in den letzten Jahren so gewatscht wie der SPÖ-Vorsitzende. Zuletzt auch noch von der eigenen Partei. Er sei einfach nicht geeignet für diesen Job, so ein breiter Tenor. Sich das stets anzuhören, hatte er wohl satt. So stellte er die Partei vor vollendete Tatsachen. Irgendwie verständlich.