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Meretz, Stefan

Stefan Meretz, geb. 1962, lebt in Bonn. Studium und Promotion der Werkstoffwissenschaften, Studium und Abschluss der Informatik. Theorie-Schwerpunkte: Commons, Freie Software, Technikentwicklung, Utopie-Theorie. Mitbegründer des Commons-Instituts. Blogger auf keimform.de. „Transformationsrat“ der Streifzüge.

Verfasste Beiträge

Chronologisch sortiert

    Kolumne Immaterial World

    Die Diskussion um transkapitalistische Veränderungen ist durchzogen von anthropologischen Annahmen. Zu diesen gehört, dass tätigkeitsteilige Gesellschaften – also alle – notwendig soziale Verpflichtungen hervorbringen, die sich als „Schulden“ ausdrücken: Tut jemand etwas für mich, stehe ich in seiner oder ihrer Schuld. Solche „Schulden“ werden mit Geld operabel.

    Vermittlung verbindet Unterschiedenes. Die Pole des Unterschiedenen sind Pole des Gleichen. Sonst wären sie Getrennte. Unterscheiden heißt somit, den Zusammenhang des Unterschiedenen als Vermittlung zu begreifen, Trennen heißt ihn aufzulösen. Manchmal ist die Trennung jedoch nur Schein dessen, was eigentlich nur unterschieden ist

    Viele Ansätze erdenken neue Gesellschaften, indem sie interessante aktuelle Entwicklungen prognostisch verlängern. Ob die prognostizierte neue Gesellschaft wirklich „neu“ oder doch nur eine modernisierte Variante des Gehabten ist, wird selten thematisiert. Doch was macht das Neue einer Gesellschaft aus?

    Am 30.6. und 1.7.2016 fand der erste große Workshop im Projekt »Gesellschaft nach dem Geld« statt. Sehr spannend! Mein Beitrag widmet sich sehr grundsätzlich der Frage, ob und wie eine Vergesellschaftung ohne Geld möglich ist. Hier erstmals als Video-Slidecast mein Vortrag

    KOLUMNE Immaterial World

    Klaus Holzkamp, Begründer der marxistisch fundierten Kritischen Psychologie wandte sich in seinen letzten Lebensjahren dem Alltag zu. Warum lässt sich ein Psychologe auf etwas so profanes wie den Alltag ein? Was gibt es da wissenschaftlich zu sagen?

    Im Jahr 2004 fragte mich die Redaktion der Streifzüge, ob ich eine regelmäßige Kolumne schreiben würde, und ich sagte zu. In 12 Jahren schrieb ich 35 Kolumnen, und es hat mir Freude bereitet. Eine anstehende Kolumne war immer wieder Anlass, entweder aktuelle Themen aufzugreifen oder über die Dinge zu schreiben, die mich ohnehin gerade beschäftigten.

    „Kinder brauchen Grenzen“, tönt es aus Erziehungsratgebern, sonst würden aus kleinen Menschen später maßlose Monster werden. Gerne werden die empfohlenen Grenzen mit moralischen Werten drapiert, die Heranwachsenden Orientierung bieten sollen. Erstaunlicherweise findet sich eine ähnliche Argumentation bei jenen Eltern, die emanzipatorische Ansprüche hegen. Selbstbestimmung für alle – mit Ausnahme von Kindern?

    Die gesellschaftliche Emanzipation wird zumeist als eine Sache des Kopfes aufgefasst. Ich solle doch kognitiv einsehen, dass der Kapitalismus abgeschafft gehört, …

    Utopie hat einen schlechten Ruf. Es ist der Nicht-Ort einer fiktiven zukünftigen Gesellschaft, die es nicht geben kann, weil eine Gesellschaft nicht nach einem Masterplan gebaut wird.

    KOLUMNE Immaterial World

    Ein gutes Leben ist eines, das wir voller Energie und Schöpfungskraft führen können, eines, das uns die Entfaltung unserer Individualität ermöglicht. Ein Leben voller Motivation. Doch wie geht ein „Leben voller Motivation“? Ist Motivation eine Individualtechnik, die jede und jeder erlernen kann?

    Degrowth? Das ist schwer zu übersetzen, Vorschläge reichen von Postwachstum, Schrumpfung oder Wachstumswende bis zu Entwachstum. Es geht um eine Gesellschaft, die »unabhängig von Wirtschaftswachstum ein gutes Leben für alle ermöglichen« kann – so die Organisator_innen. Geht das?

    Über produktive und sinnlich-vitale Bedürfnisse am Beispiel von Nahrungsmitteln

    Bedürfnisse sind nie die gleichen, sondern sie verändern sich permanent. Zwar wollen Menschen immer essen, aber was und wie sie essen, ist heute völlig anders als vor hundert Jahren. Gibt es für unsere heutige Art und Weise zu essen genug Nahrungsmittel?

    Über Gleichheit und Individualität

    Der Kapitalismus produziert systematisch soziale Ungleichheit. So lag und liegt es nahe, die soziale Gleichheit zum Programm der Linken zu erheben.

    KOLUMNE Immaterial World

    Die Elementarform ist eine logische Ausgangsabstraktion, die im Verlauf der Analyse ihrer Widersprüche differenziert und konkretisiert wird, was zu neuen Begriffen führt. Karl Marx hat das mit der Ware für die kapitalistische Gesellschaft vollzogen.

    Der analytische Begriff der „Keimform“ hat eine gewisse Karriere hinter sich, und wie bei so manchen Karrieren ist nach einer Weile nicht mehr so recht klar, was damit eigentlich gemeint ist. Eine Klärung sei versucht.

    Die Keimform-These spricht einen bestimmten, aber selten thematisierten Aspekt der an Marx orientierten Theorie an: Wie gehen gesellschaftliche Systeme unterschiedlicher Qualität in der Entwicklung auseinander hervor?

    Geschieht etwas, so wurde das Geschehene durch etwas bewirkt, angestoßen, ausgelöst. Der Aufstieg des Kapitalismus und mit ihm der von Natur- und Ingenieurwissenschaften hat den göttlichen Beweger entmachtet und Wirkungen fortan auf Ursachen zurückgeführt. Auf Ursachen, die fortan gezielt herbeigeführt – verursacht – wurden, um beabsichtigte Wirkungen zu erzielen, die wiederum als neue Ursachen weitere Wirkungen zeigen: Wasser erhitzen – Dampf erzeugen – Volumenexpansion in Schubbewegung umsetzen – Schubbewegung in Drehbewegung verwandeln usw. usf. Der Ursache-Wirkungszusammenhang ist seither eine der zentralen Denkfiguren der Moderne.

    Die Kapitalismuskritik von Papst Franziskus ernster nehmen als der Heilige Vater selbst?

    von Stefan Meretz »Diese Wirtschaft tötet« – kann man ein vernichtenderes Urteil über den Kapitalismus fällen? In seiner ersten programmatischen Schrift hat Franziskus eine scharfe Kritik formuliert. Nun würden wir erwarten, dass einzelne Auswüchse der heiligen Marktwirtschaft mit viel moralischem Pathos angeprangert werden, doch der Papst wird grundsätzlicher. Alle folgenden Zitate stammen von...

    Die globale Commons-Bewegung tut sich schwer mit der konsensualen Bestimmung ihres ureigenen Gegenstands, den Commons. Wie bei anderen emanzipatorischen Ansätzen so findet auch hier ein mühsames Freischwimmen aus den bürgerlichen Bedeutungsbesetzungen statt. Jede partielle Klärung wirft sogleich neue Fragen auf, und immer wieder geht es ums Ganze.

    Wenn Kooperation nicht das Gegenteil der Konkurrenz ist (vgl. Streifzüge 56/2012) – was dann? Gibt es Formen der Kooperation, die nicht konkurrenzförmig strukturiert sind? Die gibt es, und darum soll es im Folgenden gehen. …