Das „Spielfeld“ und das Kapital.

Bemerkungen zu einigen Verfallserscheinungen der bürgerlichen Gesellschaft

von Emmerich Nyikos

1.

Man könnte, wenn man denn will, den Gesellschaftskomplex analytisch in verschiedene „Strukturen“ zerlegen, die sich, auf die eine oder andere Art, aufeinander beziehen und aus denen in ihrer Gesamtheit das „Gebäude“ der bürgerlichen Gesellschaft (oder auch jeder sonstigen historischen Ordnung) besteht:

1. die Infrastruktur, also die Sphäre der Produktion, die sich, wie man weiß, heute im Wesentlichen mit dem Terrain der kapitalistischen Produktionsweise deckt, obwohl sie historisch eher so definiert werden muss, dass sie die Totalität der Produktion von Gebrauchswert, unabhängig von ihrer spezifischen Organisationsform, umschließt;

und 2. die Superstruktur, die Sphäre der finalen Konsumtion, also diejenige Sphäre, in der auf die eine oder andere Art der Gebrauchswert, der im Rahmen der Infrastruktur hervorgebracht und nicht wieder in diese Sphäre (als Produktionsmittel) zurückgeführt wird, restlos verbraucht, d.h. in finalen Müll umgeformt wird (der dann aber auch unter Umständen wieder recycelt werden kann) und die ihrerseits wieder, was die Handlungsfelder jenseits des basalen Konsums anbelangt (Nahrungsaufnahme usw.), in zwei aparte Domänen zerfällt:

a. der funktionale oder instrumentelle Bereich, also alle Institutionen oder Handlungsfelder, die in unterschiedlichsten Formen ihren Beitrag zum Funktionieren der Produktionssphäre leisten (und zwar in ihrer operativen Dimension): staatliche Interventionen in der Form von Regulierungsmaßnahmen (Vorschriften der verschiedensten Art mit Bezug auf die Arbeitszeiten, den Schadstoffausstoß usw., Geldmengensteuerung, das Steuersystem, Subventionen und was es dergleichen noch mehr geben mag), das Rechtssystem, die Polizei, das Militär, der Ausbildungssektor und nicht zuletzt auch der Gesundheitsbereich (etwa mit Bezug auf die Wiederherstellung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens), wobei es sich von selbst versteht, dass diese Institutionen zugleich auch andere Aufgaben wahrnehmen können, sowie

b. das „Spielfeld der Gesellschaft“, eine Zone, die man im Hinblick auf den Aspekt der Funktionalität und Instrumentalität (sei es nun mittel- oder unmittelbar) mit Bezug auf den Ablauf der produktiven Prozesse, d.h. den operativen Betrieb innerhalb der Sphäre der Produktion (in ihrer universalen Dimension jenseits partikulärer Belange) – nicht freilich in Hinsicht auf den Organisationsaspekt dieses Sektors, die „technischen Möglichkeiten“ sowie seines konsumtiven Potentials –, als neutral und daher als relativ autonom ansehen muss. Es handelt sich hier mithin um einen Bereich, der allen Formen von Willkürlichkeit (abstruses Zeug inklusive) einen nicht zu gering zu veranschlagenden Spielraum gewährt: Kulte, Feste und Sport, Freizeitparks und Casinos, Kunstbetrieb, Kino und Fernsehprogramme und was es dergleichen noch mehr geben mag. Im Prinzip fällt in diese Kategorie des „Spiels“ alles das an Handlungsfeldern (mit ihrem institutionellen Background) hinein, auf das man getrost verzichten könnte, ohne dass die Infrastruktur der Gesellschaft als solche dabei an operativer Funktionalität verlöre oder in ihrem normalen Verlauf beeinträchtigt oder gehemmt werden würde (wir sehen hier ganz vom Aspekt der Kapazität der Absorption von Waren ab, die sich freilich in dieser Domäne der Superstruktur als enorm herausgestellt hat). Oder um genauer zu sein: Was hier gemeint ist, wenn wir sagen, dass diese Handlungsfelder keinen Beitrag zum Funktionieren des Produktionssystems leisten, d.h. keinen inhaltlichen Bezug zu den Abläufen innerhalb der Infrastruktur (im Sinne produktiver Prozesse), das ist, dass, würden die spezifischen „Spiele“ durch andere „Spiele“ ersetzt, dies in der Sphäre der Produktion nicht auffallen würde – und zwar gilt dies im Hinblick auf den Aspekt der Eliminierung eines mehr oder weniger wesentlichen (externen) funktionalen Moments der produktiven Performance (nicht aber im Hinblick darauf, dass durch ganz bestimmte „Spiele“ oft auch gewaltiger Schaden entsteht). Das aber heißt: Jedwede spezifische Form dieses Sektors ist jederzeit (und objektiv unmotiviert) durch eine andere spezifische Form problemlos ersetzbar (was ja auch historisch periodisch geschieht: das Kino etwa trat an die Stelle der Vaudevilles und zwar nicht nur „paradigmatisch“, sondern auch „physisch“, um dann selbst vielleicht einmal in die Lage zu kommen, von Spotify oder dergleichen unwiderruflich zur Seite geschoben zu werden). Diese Bemerkung sei hier hinzugefügt, sofern man davon ausgehen mag, dass der Unterhaltungsbereich in gewissem Sinne zur Reproduktion der gesellschaftlichen Arbeitskraft beiträgt. Das tut aber auch die Nahrungsaufnahme. Es handelt sich hier offenbar um sekundäre Effekte.

Was aber ist nun unter „Spielfeld“ genau zu verstehen? Warum spricht man hier, in diesem Zusammenhang, überhaupt von „Spiel“? Nun, der wesentliche Aspekt dieser Sphäre besteht eben darin, dass sie durch keinerlei explizit instrumentelle Relationen mit der Infrastruktur der Gesellschaft verknüpft ist (was freilich nicht ausschließt, dass sie auf diese Infrastruktur zurückwirken kann). Mit anderen Worten: Sie stellt sich als eine Sphäre sui generis dar, in welcher es im Prinzip nicht um irgendwelche Belange außerhalb ihrer selbst, jenseits ihrer Grenzen geht, obgleich auch hier, wie überall sonst in einem kapitalistischen Kontext, natürlich nicht wenig Geld verdient werden kann. Allerdings: Man verdient zwar Geld in diesem Bereich, das man aber auch sonst wo verdient, mit der Produktion von Salat, Kartoffeln und Karotten zum Beispiel, was ja dann auch nicht bedeutet, dass die Nahrungsaufnahme aus dem Grund erfolgt, um die Agrarproduzenten vermögend zu machen.

Es ist in diesem Zusammenhang nochmals zu betonen, dass auf dem „Spielfeld“ der Gesellschaft Partien gespielt werden, denen die Notwendigkeit und denen die Brauchbarkeit mit Bezug auf das Funktionieren der Infrastruktur (mittel- oder unmittelbar) vollständig mangelt. Ja, es fehlt hier überhaupt das Moment der Zweckgerichtetheit. Das aber – die Abwesenheit der „praktischen Dimension“ oder, wenn man denn will, der „Bezüglichkeit auf“ – ist das Merkmal des Spiels als eines Modus des Handelns. Denn das Spiel selbst steht im Rahmen des Spiels nicht nur stets im Mittelpunkt des Denkens und Tuns (und nicht etwa der Umstand, dass die Puppe oder das Lego gekauft worden sind), sondern es entbehrt darüber hinaus auch der Notwendigkeit im Hinblick auf sonstige ihr fremde Belange und es kann objektiv auch von gar keiner unmittelbar praktischen Brauchbarkeit sein. – Wie schon gesagt, wir sehen hier von sekundären Effekten ganz und gar ab.

Ein Spiel, das nicht gespielt wird, hinterlässt keine Lücke. Das Nicht-Spiel, das Aussetzen des Spielens mithin streut demnach keinen Sand ins Getriebe des Gesamtzusammenhangs. Es ist mit Bezug auf anderes durchaus entbehrlich. Wenn nicht gespielt wird, steht eben nichts „auf dem Spiel“. Es wird, so könnte man sagen, nicht ernst.

Spiele spielt man im Übrigen auf der Grundlage ausgedachter Regeln, die keinen externen oder objektiv vorgegebenen Imperativen gehorchen (jenseits basaler physischer Gesetzmäßigkeit, etwa derjenigen, dass der Ball, wird er in die Luft geworfen, dann zu Boden fällt) – und sie müssen auch durchaus nicht solchen Imperativen gehorchen. Sie sind also das Terrain der Willkürlichkeit. Das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Es versteht sich von selbst – um hier auf eine Schwierigkeit der Analyse hinzuweisen –, dass es einen Graubereich gibt zwischen dem „instrumentellen Feld“ und dem „Spielfeld“ der Superstruktur der Gesellschaft: Was das eine Mal (in der einen Hinsicht) instrumentellen Charakter besitzt, kann das andere Mal (in einer anderen Hinsicht) Spielcharakter besitzen. So kann auch die Jagd hier reines Vergnügen, dort aber Berufsausübung sein. Das ändert aber nichts an dem prinzipiellen Unterschied zwischen der einen und der anderen Sphäre.

2.

Fasst man die bürgerliche Gesellschaft in ihrer post-modernen Phase genauer ins Auge, so fällt dem Beobachter auf, dass sich zu den üblichen Spielen auf dem Spielfeld der Superstruktur neue „Spiele“ hinzugesellt haben (und wohl auch noch in der Folge hinzukommen werden), die auf den ersten Blick allerdings nicht so leicht als Spiele identifiziert werden können, die aber offenbar genuine Spiele, im Sinne unserer früheren Überlegungen, sind: das „Gender“-, „Corona“-, „Greta“- und nicht zuletzt das „Wolodymyr-Spiel“.

Rekapitulieren wir: Wenn wir von „Spiel“ und von „Spielfeld“ sprachen, so meinten wir damit, dass es keine Notwendigkeit all dessen gibt, was mit dieser Terminologie denotiert wird – keine Notwendigkeit jenseits der „Spielhandlung“ selbst. Das gerade gilt nun aber auch für diejenigen Phänomenbereiche, die soeben als „Spiele“ apostrophiert worden sind: Es fehlt hier nämlich komplett die Notwendigkeit sowohl mit Bezug auf die Infrastruktur der Gesellschaft in ihrer kapitalistischen Form, d.h. mit Bezug auf den Tauschwertaspekt des Systems, als auch, was strafverschärfend hinzukommt, mit Bezug auf die Gesellschaft als solche, d.h., wenn man so will, auf den Gebrauchswertaspekt. Das ist im Übrigen neu: Denn die üblichen Spiele innerhalb der Superstruktur (Feste, Sport usw.) verfügen wenigstens in gewisser Weise über einen bestimmten „Gebrauchswert“, also über Sinnhaftigkeit, wie immer man diese letztlich dann auch bewerten mag. Den post-modernen „Spielen“ indes geht diese Sinnhaftigkeit vollständig ab. Sie ähneln vielmehr dem Verhalten von Irren, das von ihrem Wahn dirigiert wird, wobei unter „Wahn“ zu verstehen ist: die Orientierung des Denkens und Tuns an einer Schimäre, an Zuständen, Prozessen und Dingen, die objektiv gar nicht vorhanden, die eben nur eingebildet sind.

Denn die Gesellschaft als solche wird durch das „Gendern“ nicht anders, wie auch sonst sich nichts ändert, wenn man es anders benennt. Das wusste schon Marx im „Elend der Philosophie“. Hier bestimmt in der Tat ein Wahn das Verhalten. Im Übrigen soll dieses „Gendern“ die Frauen, wie es heißt, „sichtbar“ machen, während man sich zeitgleich befleißigt, die Grenzen zwischen den Geschlechtern zum Verschwinden zu bringen (Männer dürfen – oder sollen – sich nunmehr als Frauen und Frauen als Männer gerieren), sodass die „Sichtbarkeit“ hier, also im Alltag, wo man in der Tat „sichtbar“ sein könnte, auf den Status des Generikums herabgedrückt wird. Man fragt sich hierbei, wo der Gewinn bei diesem the world upside down, bei diesemKarneval liegt – außer dass die Gesellschaft für manche dadurch „bunter“ wird. Das ist aber dann so, wie wenn man zum Nationalfeiertag oder nach einem militärischen Sieg die Straßen mit Flaggen drapiert. Dann wird es auch „bunt“.

„Corona“ seinerseits, wenn man die Statistiken sachlich betrachtet, war nichts als einer der üblichen saisonalen grippalen Infekte, den man ohne die PCR-Test-Manie – auf der Basis der sonst auch verfügbaren Daten – eben als einen solchen grippalen Infekt auch unfehlbar eingestuft hätte: Die hospitalisierten Atemwegsinfektionen in Deutschland waren im Jahr 2020 (und zwar inklusive Corona) sogar weniger als 2019, und eine Übersterblichkeit hat es, altersstandardisiert, dort und in diesem Jahr (2020) auch nicht gegeben. Ohne diesen Testungswahn wäre wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, dass es ein „neuartiges Virus“ (SARS-CoV2) überhaupt gibt. Auch hier also bestimmte ein Wahn das Verhalten: das Halluzinieren einer extremen „Bedrohung“ von Gesundheit und Leben, während es ins Auge sprang, dass das Bedrohungspotential auch nicht größer als sonst war. Die „Maßnahmen“ waren demnach buchstäblich sinnlos, wenn man davon ausgehen will, dass die Reaktion auf ein Nichtereignis (im Sinne des „schon immer so“) jeglicher Substanz entbehrt.

Das Klima-Thema wiederum, das gemeinhin auf CO2 reduziert wird, ist völlig aus der Luft gegriffen, denn einerseits ist es schwer, überhaupt einen Konnex zwischen CO2-Emission und globaler Temperatur herzustellen (es fehlt hier sogar der Nachweis einer Korrelation über einen längeren Zeitraum), während man die Sonnenaktivität und andere Einflussfaktoren komplett ignoriert; und andererseits sind Temperaturschwankungen über die Erdepochen hinweg (und unabhängig vom menschlichen Einfluss) das Normalste der Welt. Vor etwa 20.000 Jahren lag der Meeresspiegel aufgrund der niedrigen Temperaturen (und der Bindung des Wassers im Eis) rund 130 Meter (sic!) unter dem heutigen Niveau. Die Temperaturen des „römischen Optimums“ aber, wie man die Warmzeit um die Zeitenwende genannt hat, hat man bis jetzt noch gar nicht erreicht. Wichtiger in diesem Zusammenhang jedoch ist, dass das Klima ein nicht-lineares System ist, also chaotisch im Sinne der Komplexitätstheorie, sodass es prinzipiell unmöglich ist – aufgrund des „Schmetterlingseffekts“, den Edward N. Lorenz entdeckt hat, d.h. der sensiblen Abhängigkeit der Trajektorien nicht-linearer Systeme von den Ausgangsbedingungen, deren konkrete Werte (die Dezimalstellen hinter dem Komma) man gar nicht kennen kann –, dass es mithin unmöglich ist, irgendwelche Voraussagen über das Klima zu treffen: Es könnte wärmer, es könnte aber ganz im Gegenteil durchaus auch kälter werden. Wir wissen es nicht und können es schlicht und einfach nicht wissen. Die „Klima-Modelle“ sind daher prinzipiell nichts als Schrott. Selbst wenn also der Mensch durch sein Verhalten Einfluss auf das Klima ausüben sollte (was ja nicht auszuschließen ist), so ist das in praktischer Hinsicht ohne jede Relevanz, da jedwede Reaktion auf den „Klimawandel“ dieses, aber auch das gegenteilige Resultat zeitigen könnte. Das CO2-Narrativ basiert also desgleichen auf einer Wahnvorstellung – auf der irrigen Annahme nämlich, dass der Mensch das Klima in seinem Sinn beeinflussen kann.

Schließlich verteidigt man, wie man vorgibt, in der Ukraine „unsere Werte“, also die „Freiheit“, die, angesichts der militärischen Reaktion auf eine Serie von Provokationen vonseiten der Nato (und speziell der US-Administration) – man denke hier nur an den Putsch in Kiew von 2014 –, eine Reaktion, die sich im Wesentlichen auf den Donbass beschränkt, der sich mehrheitlich als nicht-ukrainisch versteht (und im Februar 2022 womöglich kurz vor einer Invasion seitens der ukrainischen Streitkräfte stand), ironischerweise gar nicht bedroht ist (es ist nicht einmal wirklich der „Tausch-Wert“ bedroht). Bedroht sind „unsere Werte“, wenn sie denn wirklich „unsere“ sind (wir sprechen hier von der klassischen Form dieser „Werte“, wie sie in der Nachkriegszeit in den Metropolen des globalen Systems, im Kontext des Kalten Kriegs und der „Systemkonkurrenz“, bis zu einem bestimmten Punkt wenigstens, tatsächlich praktiziert worden sind), eher von den Bandera-Verehrern, die im ukrainischen Staatsapparat und in der ukrainischen Armee dominieren. – Und wieder ein Wahn. Der Konflikt wäre im Übrigen ganz leicht zu vermeiden gewesen, hätten die NATO, die USA, Deutschland und Frankreich die Umsetzung von Minsk 2 (ein Abkommen, das am 17. Februar 2015 vom UN-Sicherheitsrat in der Resolution 2202 sogar als „völkerrechtlich verbindlich“ anerkannt worden war) durchgesetzt und schon davor darauf „verzichtet“, sich militärisch bis an die Grenzen der Russischen Föderation vorzuschieben.

Es ist aber nun nicht nur so, dass all diesen „Spielen“ die Sinnhaftigkeit und die Brauchbarkeit abgeht, was die Gesellschaft als solche betrifft, sie erweisen sich in Wirklichkeit darüber hinaus auch als (für diese Gesellschaft) durch und durch schädlich: Man schadet sich buchstäblich selbst – nicht anders als im Casino, wenn man dort unvermeidlicherweise Millionen verliert, sofern man so blöd war, Millionen zu setzen.

Nicht nur nämlich, dass sich infolge der Gender-Manie das Verhältnis der Geschlechter zueinander zerrüttet; nicht nur, dass durch die „Corona-Maßnahmen“ (Lockdowns, Schulschließungen, Masken, mRNA-Injektionen und was da noch so praktiziert worden ist) das physische und psychische Wohl der Weltpopulation unter die Räder geriet (von der Verschwendung staatlicher Mittel für Tests, Masken und mRNA-„Therapien“ hier gänzlich zu schweigen); nicht nur, dass man durch den Klima-Wahn die Energie- und Lebensmittelversorgung gefährdet und die unteren Klassen (denn die werden davon vor allem die Betroffenen sein) in ernste Schwierigkeiten bringt (über die aktuellen dann noch hinaus); und nicht nur, zu guter Letzt, dass die “Hilfsleistungen“ an die Ukraine dabei sind, die Verschuldung der involvierten Staaten in ungeahnte Höhen zu treiben (von dem übrigen Wahnsinn, den Sanktionen, die nicht so sehr den „Feind“, sondern vielmehr die „Sanktionierenden“ treffen, einmal ganz abgesehen) – all dieser Unfug lenkt auch von den wirklichen Problemlagen ab, die der Welt durchaus zu schaffen machen (und nicht nur in der Einbildung wie im Falle der „Spiele“ post-moderner Provenienz): von den prekären Lebensverhältnissen von Myriaden von Frauen (vor allem in den Peripherien), von den krankmachenden Lebensumständen und der lächerlichen Gesundheitsfürsorge sowie von der Abhängigkeit des Gesundheitssystems von den Pharma-Giganten, von der Verseuchung der Luft, der Erde und des Wassers sowie den Verwüstungen innerhalb der Biosphäre (das Abholzen und Abbrennen der tropischen Regenwälder etwa), den wirklichen ökologischen Problemen mithin, und schließlich und nicht zuletzt auch davon, dass der „Westblock“ überall da militärisch interveniert und ganze Länder zerbombt, wo und wie es ihm passt.

Es sei hier noch hinzugefügt, dass die post-modernen „Spiele“ sich von den herkömmlichen Spielen auf dem Terrain der Superstruktur nicht zuletzt auch dadurch unterscheiden, dass man sich einbildet, dass sie zweckmäßig sind. Man erkennt also gar nicht einmal, dass man nur spielt.

Zum Abschluss dieser Passage sei noch gesagt: Im Gegensatz zu den üblichen Spielen, wo in den allermeisten Fällen immer nur ein Segment der Gesellschaft zeitgleich dabei ist, haben wir mit den „Spielen“ post-modernen Zuschnitts „Spiele“ vor uns, an der, nolens volens, die gesamte Gesellschaft partizipiert (ja bisweilen sogar der gesamte oder fast der gesamte Planet) – so wie im Karneval.

3.

Und was ist mit dem Tauschwertaspekt? Hatte und hat der Zirkus um „Gender“, „Corona“, Greta“ und nicht zuletzt „Wolodymyr“ womöglich einen verborgenen, auf das Kapital bezogenen Sinn? Nun, es wurde und wird gelegentlich behauptet, dass das ganze Theater in instrumenteller Hinsicht notwendig wäre, um sozusagen ein neues „Akkumulationsregime“ inaugurieren zu können, angesichts des Umstands, dass das kapitalistische System sich wieder einmal im Zustand einer säkularen Krise befindet und aus diesem Grund eines „Anschubs“ bedarf – wie es zuvor schon der Eisenbahn- und dann der Automobilsektor war.

Dazu wäre zu sagen: Das Kapitalsystem bedarf keines „Anschubs“ (in der Gestalt neuartiger Warenkategorien), um Profite (und nur um die geht es letztlich) generieren zu können, es macht Profit so oder so – aus innerem Antrieb –, solange nämlich, und das ist der Witz an der Sache, der Absatz der Waren nur irgendwie gesichert ist. Was produziert wird, ist dabei völlig irrelevant, sofern einmal die produktive Basis (in der Produktionsmittelproduktion) gelegt worden ist. Der Absatz der Waren ist aber nur dann einigermaßen gesichert, wenn (in letzter Instanz, wir klammern hier die Überakkumulation im Produktionsmittelsektor, die klassische Hypertrophierung in der Abteilung I, die notabene, aufgrund der Monopolstruktur des Systems und production just in time, kaum mehr wirklich stattfinden kann, sowie den Export von Waren aus, wobei der Effekt des Exports, global gesprochen, sich ohnedies ausgleicht), wenn mithin die Lohnsumme und/ oder das Steueraufkommen hinreichend ist, die produzierten Waren abzunehmen (und zwar die aus der Abteilung II). Ist das nicht hinreichend, dann kann hierfür (für kurze Zeit wenigstens respektive periodisch) der Kredit (die staatliche oder private Verschuldung) – wie dies seit der neoliberalen Wende ungehemmt geschieht – in die Bresche springen. Einer anderen Voraussetzung bedarf es genaugenommen nicht.

Und das ist der springende Punkt, der sich als unabhängig von den Akteuren des Systems, insbesondere von dessen „Strategen“, erweist – die (finale) Nachfragekapazität ist systemisch bedingt, sie kann sich offenbar gar nicht erhöhen, ohne daß die Masse des Profits (oder das Surplus) dadurch geschmälert wird (wir sehen hier vom Luxuskonsum der bourgeoisen Elite als quantité négligeable vollständig ab). Das letztere aber wird nur dann für kurze Zeit möglich sein (durch die Erhöhung der Steuern auf den Profit und die Erhöhung der Löhne in einer Situation des full employment), wenn die Existenz des Systems als solches bedroht ist (also in letzter Konsequenz das Privateigentum an den Produktionsmitteln als Basis desselben), sodass die volonté générale der Bourgeoisie, der bürgerliche Staat, sich zu entsprechenden Schritten gedrängt sieht – wie es Kapitalsteuern sind. Das war in der Periode nach 1945 für einige Zeit dann auch wirklich der Fall. Nüchterne Beobachter aus den Reihen der Bourgeoisie, wie John Maynard Keynes einer war, sind damals in der Tat davon ausgegangen, dass die unteren Klassen (die in dieser Phase noch als organisiert gelten konnten) eine zweite Auflage der Krise von 1929 und der darauffolgenden Großen Depression (mit ihrem Rattenschwanz aus Krieg und Vernichtung) nicht mehr so ohne weiteres hinnehmen würden. Der bürgerliche Staat der Metropolen hat darauf dann auch entsprechend reagiert.

Oder mit anderen Worten: Die (finale) Nachfragekapazität der Gesellschaft ist wesentlich abhängig von der Profitproduktion vor der Besteuerung (der Tendenz zur Maximierung der Profite und daher der Reduzierung der Löhne) und der Profitwahrung mit Bezug auf die Besteuerung, nachdem also der Profit realisiert worden ist. Und da ist der Spielraum für den finalen Konsum (der Lohnabhängigen auf der einen und des Staatapparats auf der anderen Seite) fast immer beschränkt (mit Ausnahme besonderer historischer Lagen, wie schon oben erwähnt worden ist). Denn diese Maximierungstendenz wird immer die Lohnsumme auf das (für das Kapital, mithin den Profit) erträgliche Maß minimieren, während die Abneigung der Bourgeoisie gegen die Besteuerung sprichwörtlich ist. Hier darf man sich nicht täuschen lassen: Denn selbst wenn sich das Steueraufkommen kontinuierlich erhöhte (und somit auch die staatliche Kapazität, Waren direkt zu erwerben sowie Hilfen an „Schwache“ und Gehälter zu zahlen), so bedeutet dies nur, dass die Fähigkeit der Gesellschaft, die Waren, die der Konsumtionsmittelsektor bereitstellt, zu kaufen, zeitgleich zurückgeht, da die Steuern, die den Anstieg der Staatsausgaben erlauben, eben keine Kapitalsteuern sind.

Der Absatz all der Waren nun, die infolge von „Corona“-, „Greta“- und „Wolodymyr“-Wahn („Gender“ dürfte hier nur eine geringe Rolle spielen, auch wenn die Transsexualität den Absatz von Pubertätsblockern, Hormonpräparaten und Psychopharmaka durchaus steigern kann) hergestellt werden oder hergestellt werden sollen (Tests, Masken, mRNA-Dosen, Solaranlagen, Wärmepumpen, E-Fahrzeuge, Waffensysteme und dergleichen mehr), stößt somit notwendigerweise an Grenzen, denn es steigen realiter zugleich weder die Löhne/ Gehälter noch auch das Steueraufkommen in erforderlichem Maße (noch können sie wesentlich steigen in einem System, das auf dem Profit aufgebaut ist) – und der Kredit als Alternativinstrument ist auch nicht unendlich. Ganz im Gegenteil: Die Kreditvergabe führt, wie wir wissen, periodisch zu Krisen des Banken- und Finanzsystems. Was eventuell steigt, ist der Luxuskonsum der Elite. Der macht aber das Kraut auch nicht Fett. Ein hypothetischer Ausweg freilich könnte darin bestehen, dass die Aktionärsmilliardäre sich aus dem Surplus, den Dividenden mithin, Institutionen para-staatlicher Natur (parallel zu den staatlichen) schaffen (oder bestehende kapern), die dann direkt oder indirekt (über die Gehälter der dort Angestellten) den konsumtiven Warenüberschuss „absorbieren“. – Und was die Windräder-Parks, Photovoltaik-Freiflächenanlagen, LNG-Terminals für Fracking-Gas usw. angeht (also Produktionsmittel im energetischen Sektor), so sollen sie lediglich, gemäß dem Klima-Dekalog, andere Produktionsanlagen ersetzen (Atom-, Gas- oder Kohlekraftwerke), sodass das Nettoresultat auf lange Sicht ebenfalls gegen Null zu tendiert (sieht man vom kurzfristigen Effekt der „moralischen Veraltung“ noch intakter Anlagen ab, die gemäß dem Klima-Projekt aus dem Verkehr gezogen werden, obwohl sie eigentlich noch funktionsfähig sind).

Der einzige wesentliche Effekt, der hier, mit Bezug auf die „neuen Waren“, die wir angeführt haben (neu sind sie alle mit Ausnahme natürlich der Kategorie der Waffensysteme), auszumachen ist, das ist derjenige einer Verschiebung des Schwerpunkts innerhalb der Gesamtheit der Kapitalentitäten – (kurzfristig) hin zu bestimmten Branchen: zu Big Pharma, Rüstung (Firmen wie Rheinmetall, die auch gleich die Wärmepumpen liefern), Anlagenbau im energetischen Sektor und last, but not least den Digital-Konzernen –, sowie eine Beschleunigung der Zentralisierungstendenz des Kapitals, also der Monopolisierung. Das Gesamtkapital gewinnt dabei aber nichts. Ja noch mehr: Der Eigentümerstruktur (Black Rock, Vanguard und Konsorten) kann es völlig egal sein, ob die Konzerne (die operativen Kapitaleinheiten) Profit mit PCR-Tests und E-Fahrzeugen oder mit Krankenhausbauten und Benzinern machen. Das läuft im Endeffekt auf dasselbe hinaus. (Die rasche Ersetzung der Waren durch neue derselben Kategorie ist aufgrund der geplanten Obsoleszenz und der Mode ohnedies gesichert.)

Was man hier vielleicht noch anführen könnte, das ist der durch den Warentypwechsel erzwungene Aufbau vorgelagerter Phasen in Abteilung I, ein möglicher Effekt, der aber dadurch kaum zum Tragen kommt, dass dieser Sektor seit langer Zeit schon flexibel genug ist und sich daher recht rasch auf alles nur Denkbare einstellen kann.

Manche tun also so, als ob es nur genügte, „neue Waren“ anzubieten, damit global gesprochen mehr produziert und verkauft werden kann und so die Akkumulation wieder anspringt. So, als ob man nur Tests, Masken usw. fabrizieren müsste, damit der Gesamtabsatz des Kapitals sich erhöht. Auf die Idee, dass dann notgedrungen andere Waren nicht abgesetzt werden können, weil ja die Nachfragekapazität (der Endkonsumenten und des Staats als direkter Konsument) nicht gleichzeitig steigt und auch nicht steigen kann, kommt man nicht. Der Kredit freilich kann hier, für kurze Zeit wenigstens, für Abhilfe sorgen.

Überhaupt ist es so: Ist Geld in Form von Löhnen/ Gehältern oder von Steuern vorhanden, so wird konsumiert, also käuflich erworben – insbesondere in einer Gesellschaft, wo der Konsum der Lebensinhalt ist. Darüber hat sich nun wirklich niemand ernsthaft den Kopf zu zerbrechen. Die Art der Waren spielt dabei, wie gesagt, gar keine Rolle. Der finale Konsum war noch nie ein Problem, immer unter der Voraussetzung, dass es eine „zahlungskräftige Nachfrage“ gab. Hier aber liegt, wie es im Sprichwort heißt, auch „der Hund begraben“. Das ist die wahre Crux des Kapitalsystems, seine Achillesferse, dass es nämlich durch seine Automatisierungstendenz (die systembedingte Erhöhung des Produktivkraftniveaus) zuerst die lebendige Arbeit aus dem Produktionssystem selbst (insbesondere aus den Fabriken, aber auch aus dem Transport usw.) gnadenlos eliminiert und dann in der Folge auch aus allen „unproduktiven“ Bereichen im Umfeld der Superstruktur, die heute zwar noch bis zu einem bestimmten Punkt die überzähligen „Hände“ auffangen können – aber auch hier nicht mehr lange, weil auch in diesem Kontext mehr und mehr die KI das Ruder übernimmt. Was demgegenüber wachsen kann (sofern der bürgerliche Staat sich überhaupt in der Lage befindet, dies in ausreichendem Maß zu bezahlen), das ist die „Branche“ der Gender-, Diversity-, Hate- und Klimabeamten – und wenn der Staat hier an Grenzen stößt, so könnte es sein, was oben kurz gestreift worden ist, dass para-staatliche „Behörden“ diese Funktion übernehmen.

Und genau das bringt, nebenbei bemerkt, das System langfristig unfehlbar ins Straucheln (wenn auch nicht unbedingt zu Fall), nicht aber der Umstand, dass, insofern die lebendige Arbeit aus dem Produktionssystem durch Automatisierungsprozesse ausgeschieden wird, der Mehrwert „dahinschmilzt“ (was er, nebenbei bemerkt, tatsächlich auch tut). Das jedoch ist in dem Sinn unerheblich (wenn auch ganz sicher nicht in einem anderen Sinn), dass das Mehrprodukt oder das Surplus sich ja nicht ebenfalls verflüchtigt (die Differenz nämlich zwischen dem Gesamtprodukt und dem Produktionsmitteleinsatz, in dem Fall, dass die lebendige Arbeit keine Rolle mehr spielt: eine Differenz, die dann mit dem Nettoprodukt überreinstimmt) und der Profit nunmehr, in der „kybernetischen Ära“, die eine Ära der Monopole ist, sich aus dem Monopol ergeben kann und dann auch notwendigerweise ergibt – dem Monopol des Privateigentums in erster und dem der zentralisierten Kapitalentitäten in zweiter Instanz. Nicht nur nämlich, dass das Monopol in Form des Privateigentums den Privateigentümern die Macht gibt, verkaufen zu können, insofern es den freien Zugang zu den Gütern versperrt, es eliminiert, als Monopolstruktur des Systems, auch die Preiskonkurrenz, den einzigen Faktor, der die Preise dem Niveau der Werte, das in der Tat gegen Null geht, anzugleichen vermag. Überhaupt ist es so, dass ein Preissystem, d.h. ein Austauschsystem, als praktikabel und funktional selbst dann gedacht werden kann (funktional mit Bezug auf die Profitgewinnung), wenn die lebedinge Arbeit aus dem produktiven System völlig verschwindet – und mit ihr die Sphäre des Werts und des Mehrwerts (immer unter der Annahme freilich, dass das System monopolistisch funktioniert). In der Tat gibt es mathematische Modelle (von Dmitriev und von Pack), die auf der Fiktion basieren, dass das System der kapitalistischen Produktion vollautomatisch, ohne Einsatz mithin von Arbeitskraft abläuft, und die in sich konsistent sind. Oder anders gesagt: Insofern es in der Tat möglich ist, die Waren mit einem Preis zu versehen (eben aufgrund des Privateigentums), kann das System des Kapitals (in der Theorie wenigstens) weiterfortexistieren – auch wenn es seiner Substanz gänzlich beraubt ist. Denn was für das Kapital letztlich zählt, das ist die Rate des Profits (ein Indikator mithin, der sich auf der Ebene des Preissystems umtreibt) und nicht der Wert und der Mehrwert, die man selbst dann nicht „sehen“ kann, wenn sie da sind.

4.

Das also wäre zum Gesichtspunkt des „Anschubs“ im Kontext der behaupteten Sinnhaftigkeit dieser „Spiele“ zu sagen. Man könnte hier freilich auch so argumentieren, dass es bei all dem nicht allein um ein neues „Akkumulationsregime“ geht, sondern auch um die „Kontrolle“ des „Bürgers“ mithilfe digitaler Methoden (CO2-Zertifikate, Grüner Pass, Überwachungstechnologie der verschiedensten Art). Was soll man dazu sagen? Wie wenn es nötig wäre, eine Population zu überwachen und einer strikten Kontrolle zu unterziehen, die nicht einmal im Traum daran denkt, das Kapital und die bürgerliche Gesellschaft als historisch aufzufassen und nicht als gottgegeben und ewig! Ja, man weigert sich ostentativ, überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, dass diese Gesellschaftsordnung als solche „problematisch“ sein könnte! Das Kapitalsystem saß noch nie so sicher im Sattel wie jetzt. Alles andere aber an „Aberrationen“, die es noch geben mag, lässt das Kapital völlig kalt – ja man arrangiert sich damit und zögert auch nicht, es sich unterzuordnen und es auf lange Sicht dann sogar für seine spezifischen Belange zu nutzen.

Speziell hinsichtlich des „Wolodymyr-Spiels“ könnte man dann auch noch zu bedenken geben, dass das, was hier die Akteure in letzter Instanz motiviert, die Notwendigkeit sei, die Expansion der Kapitaldominanz auf globalem Niveau fortzusetzen und bis hin zu ihrem Endpunkt zu treiben. Es handele sich also um das klassische Thema „Rohstoffimport, Warenausfuhr, Export von Kapital in die Peripherien“ (also in letzter Instanz, so könnte man sagen, um die Herrschaft über die Welt) und damit im Zusammenhang um die Rivalität zwischen den Metropolen des globalen Systems. Das aber spielt hier objektiv gar keine Rolle (auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag), was sofort deutlich wird, wenn man die realen Umstände in Augenschein nimmt. Im Gegensatz nämlich zum Kalten Krieg vor 1989, wo es in der Tat um die Wiedereingliederung „verlorener Zonen“ in das kapitalistische Globalsystem ging, ist man jetzt gerade dabei, offene Türen einzurennen: Nicht nur China (seit Deng), sondern auch die russische Föderation (auch noch mit Putin) sowie praktisch alle anderen Länder des Globus (sieht man von Nord-Korea ab) sind für das zentrale Kapital mehr oder weniger „offen“ (oder sie waren es wenigstens noch bis vor einiger Zeit), sogar bisweilen sperrangelweit – und es wäre so auch unfehlbar geblieben, hätte man seitens des „Westblocks“ die anderen kapitalistischen Staaten (wie Russland und China) als fellows akzeptiert. Kriege, ob heiß oder kalt, muss man daher in dieser Hinsicht prinzipiell als obsolet betrachten.

Ja noch mehr: Auf der Ebene der operativen Kapitalentitäten, der Konzerne, haben wir es schon seit längerer Zeit mit den verschiedensten Formen der transnationalen „Verschmelzung“ respektive „Verflechtung“ in einem globalen Kontext zu tun (Allianzen, gegenseitige Beteiligungen, Fusionen, Joint Ventures) – und das gilt (oder galt bis vor kurzem) insbesondere auch für Russland und China –, während es sich auf der Ebene der Eigentümerstruktur (BlackRock, Vanguard usw.) im wahrsten Sinne des Wortes um eine globale Bruderschaft der Kapitaleigner handelt, die nationale Rivalitäten gar nicht mehr kennt. Es gibt mithin keinen ernsthaften Grund, keine wie auch immer geartete „Not“, keine Sinnhaftigkeit – vom Standpunkt des Globalkapitals –, auf Sanktionen, militärische Interventionen oder Stellvertreterkriege (wie den in der Ukraine) zu setzen. Diese sind nicht nur sinnlos, sie sind, im Gegenteil, kontraproduktiv. Es sind mithin – Spiele.

5.

Wir haben soeben gesehen, dass für all diese „Spielereien“ auf dem „Spielfeld“ der Superstruktur – für „Gender“, „Corona“, „Greta“ und auch „Wolodymyr“ – keine wie auch immer geartete Notwendigkeit, ja Sinnhaftigkeit, angeführt werden kann. Was aber liegt dann diesen Spektakeln wirklich zugrunde?

Auf einer tiefliegenden Stufe des Geschehens könnte man, wenn man denn tiefer gehen wollte, zwei Determinanten ausfindig machen, die die unabdingbare Basis all dessen bilden, was mit „Spiel“ in der post-modernen Ära gemeint ist, Faktoren, auf die wir hier aber nicht näher eingehen wollen und die eine gesonderte Untersuchung erfordern:

1. die Verwilderung des Denkens (man könnte auch sagen: der Verfall der Vernunft) infolge der Fixierung auf die Gegenwart (die ein Charakteristikum der Post-Moderne ist, wie das Heiner Müller schon vor langer Zeit festgestellt hat); und

2. die diffuse Angst und Orientierungslosigkeit infolge der Fragmentierung und Atomisierung der bürgerlichen Gesellschaft in ihrer Verfallsperiode;

zwei Phänomene, die vor allem in der globalen (insbesondere akademischen) Mittelklasse anzutreffen sind.

Zu all dem aber kommt nun ein Umstand, der als Katalysator nicht unterschätzt werden darf: das „Philanthropentum“ der Aktionärsmilliardäre, der Gates, Soros, Bloomberg, Buffett und Konsorten. Ohne diese „Philanthropie“ nämlich würden ganz andere „Spiele“ gespielt, als sie jetzt gespielt werden. Sie ist mithin die treibende Kraft, die den Charakter der „Spiele“ in der post-modernen Ära mit Nachdruck bestimmt.

Sehen wir uns die Sache nun etwas genauer an: Wenn wir von „Philanthropentum“ sprechen, so sprechen wir von den Marotten der Aktionärsoligarchen (wie gesagt: Gates, Soros, Bloomfield, Buffett e tutti quanti) auf dem „Spielfeld“ der Gesellschaft, Marotten, die sich offenbar wiederum zwanglos aus der Langeweile dieser Bourgeoisie-Elite herleiten lassen. Irgendwann nämlich verliert die profane Profitmacherei ihren Reiz – und Überdruss stellt sich ein. Wer im Geld schwimmt, und zwar buchstäblich wie Dagobert Duck – denn das Geld- und sonstige Vermögen dieser bourgeoisen Oligarchie (wozu mittlerweile unter anderem auch riesige agrarische Flächen gehören) ist für einen normalen Verstand gar nicht mehr vorstellbar, gar nicht zu fassen –, wer also hyperreich ist, der braucht andere „Aufgaben“ als nur die der Profitmacherei (wobei diese als solche deswegen aus dem Leben der Oligarchen-Elite ja nicht verschwinden muss) – er oder sie braucht ein Hobby: die „Philanthropie“ beispielsweise. Die „Philanthropie“ indes aus der obersten Liga: die „Rettung der Menschheit“ mithin, darunter tut man es nicht. Denn was würde sich besser dazu eignen, sich als „gut“ und als „Wohltäter des Menschengeschlechts“ zu erweisen, als diese Menschheit vor den Gefahren, die überall lauern, zu „schützen“, welche da sind: die Intoleranz, Viren, der Hitzetod und schließlich despotische Regime in den Peripherien des globalen Systems.

Das Geld dieser „Menschenfreunde“, d.h. ihrer Stiftungen oder Foundations (Bill-and-Melinda-Gates-Foundation, Wellcome-Trust, Rockefeller-Foundation, Bloomberg-Philanthropies, Open-Society-Foundation, Climate Imperative Fund, Mercator-Stiftung, Bertelsmann-Stiftung und was es dergleichen noch mehr geben mag), steuert nun die diffuse Disposition bestimmter Sektoren der Gesellschaft (insbesondere, wie wir schon sahen, der Mittelklasse akademischer Provenienz), irrational zu denken und daher sich irrational zu verhalten, in ganz bestimmte Bahnen: zur Zeit eben „Gender“, „Corona“, „Greta“ und „Wolodymyr“.

Man kann also sagen: Die Verwilderung des Denkens und die diffuse Angst und Orientierungslosigkeit der Subjekte ist die Basis, auf der das „Philanthropentum“ der Creme de la Creme der Elite, mit Bezug auf seine Effekte und seine Effektivität, aufbauen kann. Ohne diese Prämissen würde auf dem „Spielfeld“ der Gesellschaft gar nichts geschehen, was aus dem üblichen Rahmen herausfallen würde. Diese Prämissen aber gegeben, kann dies geschehen. Die Möglichkeit, dass die bürgerliche Gesellschaft, wenn man so will, ihren Verstand völlig verliert (und zwar jenseits der privaten Sphäre), wird aber erst dann zur Realität, wenn die „Eliten-Philanthropie“ sich auf das „Spielfeld“ begibt und sich auf diesem Feld nach ihrer Façon produziert.

Das Geld nun, das von den Foundations in Universitäten (Johns Hopkins University, Imperial College), Institute (MIT, Charité, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, Cambridge Cetre for Gender Studies), Akademien (National Academy of Medicine), Wissenschaftsnetzwerke (Research-Gate), Wissenschaftsjournale (Springer Nature, BMJ, Science), Verlage (Oxford University Press, Wiley Blackwell, PLoS), Think Tanks (RAND Corporation), NGOs (Greenpeace, WWF, Human Rights Watch) und nicht zuletzt in die Medien (CNN, NBC, BBC, The Guardian, El País, Le Monde, Der Spiegel) fließt – und von dort gelangt das „Gedankengut“ unfehlbar in die Regierungen und staatlichen Behörden hinein, die dann als Multiplikatoren fungieren –, dieses Geld ist, mit anderen Worten, verantwortlich für die Hegemonie ganz bestimmter Themen. Diese sind aber austauschbar, das Wesentliche ist die Disposition der Gesellschaft.

Zur Präzisierung sei noch gesagt:

Auch wenn es sich um Marotten der Aktionärselite handelt (also um kein Geschäft im engeren Sinn), Marotten, die sich offenbar aus dem Bedürfnis ergeben, „Philanthropen“ zu sein – ein Steckenpferd, das, wie gesagt, aus der Langeweile erwächst, die Multi-Milliardäre zwangläufig ankommen muss, wenn das eigene Vermögen gar nicht mehr überschaut werden kann –, so bedeutet der Umstand, dass sich diese Marotten nicht aus dem Bereicherungstrieb ableiten lassen, natürlich mitnichten, dass damit „Verluste“, welcher Art sie auch seien, einhergehen müssen. Ganz im Gegenteil, Voraussetzung für all diese Launen ist stets, dass sie mit der Profitmacherei kompatibel sind. Die Zeiten der Melanias und des Heiligen Franz, der Reichen, die Buße tun und sich in Sack und Asche kleiden, sind definitiv für immer vorbei.

Philanthropie ist im Übrigen nie völlig „selbstlos“ gewesen, wie man schon mit Blick auf die antike Euergesie (wörtlich: „Wohltätertum“) sehen kann. Auch hier gilt im Grunde: do ut des. Im Falle der Euergeten war es das Ansehen in der Gesellschaft, das man sich durch Getreidespenden oder den Bau von Bädern, Amphitheatern oder Arenen „erkaufte“ (und damit verbunden natürlich auch größeren Einfluss in den poleis oder civitates); in der Post-Moderne ist es neben dem Prestige eben auch der zusätzliche Profit, der sich als „Kollateralfrucht“ ergibt (und der dann ja wieder in „Philanthropie“-Projekte einfließen kann und auch unfehlbar einfließt). Der Nimbus des „Wohltäters“, dort der Stadt, hier der Menschheit, würde aber auch allein schon genügen.

Überhaupt ist es so, dass, wenn von „Spielfeld“ und „Spiel“ die Rede ist, das keineswegs ausschließen muss, dass dabei (wie wir schon sahen) Geld mit im Spiel ist – und zwar als Rahmenbedingung, die in einem kapitalistischen System unabdingbar ist. Auch das Casino macht Profit, vom Sport, Film usw. ganz zu schweigen. Die Grenzen sind hier diffus, der eine Aspekt ist von dem anderen nur analytisch zu trennen.

6.

Wie aber muss man sich den konkreten Verlauf solcher „Spielpartien“ denken – des „Gender“-, „Corona“-, „Greta“- und „Wolodymyr“-Spiels? Nun, es wird wahrscheinlich nie ganz möglich sein, Licht in die Sache zu bringen, da dies in Bereiche führt, wo prinzipiell nur spekuliert werden kann. In groben Zügen kann man diesbezüglich aber doch das eine oder das andere sagen.

Zuerst einmal sollte man der Versuchung widerstehen, hinter solchen „Spielen“ einen ausgearbeiteten „Plan“ zu vermuten, der von einem „Politbüro“ hinter den Kulissen (das WEF par exemple) dann penibel ausgeführt wird, obwohl man einräumen muss, dass „Vorfeldorganisationen“ (wie eben das WEF, die WHO, GAVI, IPCC usw.) natürlich eine führende, auch operative Rolle bei all diesen „Spielereien“ spielen. – Was nämlich gegen eine solche Annahme spricht, das ist das Dilettantentum, das hier allenthalben am Werk ist.

Die Sache dürfte wohl viel banaler sein: Es ist hier zuvorderst zu bemerken, dass die „Probleme“, die „gelöst“ werden sollen, zumindest wenn man sie aus einer bestimmten Perspektive in Augenschein nimmt (nämlich prinzipiell und in ihrer Abstraktheit), durchaus reale sind oder reale sein könnten: Diskriminierung, lebensbedrohliche Viren, Naturkatastrophen oder „totalitäre Aggressivität“, auch wenn die Zuordnung des Bedrohungspotentials zu den konkreten empirischen Fällen (an die man die „Spielpartien“ aufgehängt hat) dann eher absonderlich ist und nicht wenig Phantasie impliziert. Frauen sind Diskriminierungen in der Tat ausgesetzt, aber nicht durch Me too; tödliche Viren (Ebola) gibt es, SARS-CoV2 indes gehört nicht dazu; Naturkatastrophen treten überall auf, sie sind aber auch schon davor aufgetreten; und hinsichtlich „totalitärer Tendenzen“ und „militärischer Aggressivität“ könnte man auch einfach damit beginnen, vor der eigenen Haustür zu kehren (und nicht unbedingt vor der Haustür der Nachbarn).

Diese „Problemlagen“ nun – in ihrer verzerrten Wahrnehmung freilich – sind der Anknüpfungspunkt für den Wahn der Aktionärsoligarchen, dass „die Menschheit bedroht“ und es deswegen notwendig sei, sie aus den fatalen Lagen, in denen sie sich, wie man vermutet, verstrickt sieht, „zu retten“. Sie sind aber auch der Anlass dafür, dass bestimmte Akteure aus dem Umfeld der Wissenschaftsproduktion und der Medienwelt ganz von alleine in Panik geraten, sodass sie Forschungsberichte und Papers verfassen sowie, ganz beliebt, „Szenarien“ und „Modelle“ entwerfen, die diese Panik artikulieren, respektive diese dann medial diffundieren.

Trifft nun aber der Wahn der einen Partie, der Aktionärsphilanthropen, auf den Wahn der anderen Partie, der „sensiblen“ Registratoren aus Wissenschaft und Medien, dann kann es nicht ausbleiben, dass aufgrund der Forschungs- und sonstigen Gelder aus den Foundations (und, in deren Schlepptau, der Finanzierung aus dem Staatsapparat) die „Narrative“, die so hervorgebracht wurden, auf kurz oder lang eine hegemoniale Position innerhalb der scientific community gewinnen. Denn wenn diejenigen scientists, die das „Narrativ“ produzieren – die dann die Experten sind –, gegenüber den andern hochgradig privilegiert sind (durch Forschungsgelder eben, durch Preise und was es dergleichen noch mehr geben mag), dann werden diese anderen früher oder später auch daran glauben, entweder weil es „allgemeiner Konsens“ ist oder weil man ja auch „gefördert“ werden will. Die Opportunisten glauben am Ende immer an das, was sie „fördert“. Dem Kuhnschen Paradigma, sobald es einmal etabliert worden ist, entgeht man so leicht eben nicht. Die Medien-Schaffenden aber, die für all diese „Problemlagen“ auch von sich aus schon „zugänglich“ sind, zögern dann nicht – gleichfalls reichlich bedacht mit „Philanthropen-Geldern“ –, die Bedrohungs- und Untergangsphantasien, die „wissenschaftlich fundiert“ sind, unter die Leute zu bringen, sowie den einschlägigen „Experten“ die Aufmerksamkeit zu bescheren, die alle anderen Forscher vor Neid erblassen lässt. Und auch hier, in der Medienwelt, folgt der Tross, wie immer, dem Vortrupp. Und so kommt es trivialerweise, dass sich das Augenmerk der Öffentlichkeit auf ganz bestimmte Felder hingelenkt sieht. Die „Sensibilisierung“ der Gesellschaft kann dann, auf der Grundlage der Bereitschaft und Empfänglichkeit, die wir soeben als unabdingbare Prämisse erwähnten, nur mehr eine Frage der Zeit sein.

Schließlich muss es noch zu einem (mehr oder weniger) spontanen Vorfall kommen, der über Sensationspotential disponiert, oder, alternativ, zu einer Serie aufsehenerregender traumatic events – sexuelle Übergriffe „alter, weißer Männer“, ein Virus von einer Fledermaus (respektive, dazu alternativ, ein Malheur in einem Labor), extreme Wetterphänomene, ein Putsch –, damit die Sache in Fahrt kommt und in ihre akute Phase tritt. Es ist freilich nicht ganz auszuschließen, dass, um ein analoges Bild zu bemühen, ein Feuerwehrmann auch hier Feuer legt oder doch wenigstens Öl ins Feuer gießt, um danach die Feuersbrunst lustvoll und engagiert löschen zu können. Zumindest aber ist man „vorbereitet“: Das „Event 201“, das pandemic tabletop exercise zu Corona, vom Oktober 2019, organisiert vom Johns-Hopkins-Center for Health Security, dem WEF und Bill Gates, würde hier ziemlich gut ins Bild passen.

Ist nun aber der Anfang einmal gemacht, dann geht es Schlag auf Schlag: Die Reaktion auf ein spontanes Ereignis schafft Tatsachen, die ihrerseits wieder Reaktionen bedingen, die auch wieder Tatsachen schaffen. Und so fort. Es läuft im Prinzip von alleine.

Verwundern darf es aber bei all dem auch nicht, dass das operative Kapital einschlägiger Branchen bisweilen die Initiative in dem Sinn ergreift, dass es alles daransetzt, Projekte, die schon lange in der Schublade lagen, jetzt endlich in die Tat (und in Geld) umzusetzen (und zwar geschieht dies manchmal schon ganz früh in den akuten Phasen des „Spiels“), und ab da kommt die Affäre erst so richtig ins Rollen. Das Kapital aus diesen Branchen (Big Pharma ist da besonders aktiv) mitsamt seinen Famuli aus dem Staatsapparat und den internationalen Organisationen (über Lobbyisten umsichtig gesteuert) nimmt die Sache selbst in die Hand, das „Spiel“ wird vereinnahmt und in Beschlag genommen, d.h. die spontanen Tendenzen werden jetzt auf allen Ebenen bewusst und in Abhängigkeit von den Profitabsichten verstärkt (wie dies hinsichtlich der mRNA-Injektionen offensichtlich der Fall war). Ab diesem Zeitpunkt kann man dann durchaus vermuten, dass sich hinter vielem, was an einschlägigen Aktionen passiert, bewusste Absicht verbirgt, sodass die Sache dann doch am Ende (wenn auch nicht von Anfang an) den Charakter einer Inszenierung gewinnt, unbeschadet des Umstands, dass das Publikum – die breite Masse, ohne die gar nichts geht – als Hauptakteur in all diesen „Spielen“ agiert. Denn was wären Hollywood-Schinken ohne Massenszenen?

Nachbemerkung:

Wenn wir hier festgestellt haben, dass die post-modernen „Spiele“ jeglicher Notwendigkeit entbehren, so gilt das im Grunde auch für das Kapitalsystem selbst. Es ist sinnentleert, da in der Perspektive, aufgrund seiner immanenten Tendenzen, gar keine Werte mehr (und damit auch kein Mehrwert) produziert werden kann. Das System ist mit anderen Worten dabei, sich selbst zu einer substanzlosen Hülle zu machen – ein Zombie mithin, der noch nicht weiß, dass er schon tot ist.

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