Herumfummeln und versagen

Das Geschäft des Populisten hatte sich der kalifornische Governor wohl einfacher vorgestellt

von Franz Schandl

2005-05-03

Jetzt wollten wir mit ihm die Welt erobern und nun das. Der bekannteste aller Österreicher, der zur Zeit in Sacramento als Governator residierende Arnold Schwarzenegger, ist ins Trudeln gekommen. Absturz nicht ausgeschlossen, und das nach nicht einmal eineinhalb Jahren im Amt. „Mr. Wonderful ist von seinem Weg abgekommen“ höhnt das Magazin Newsweek, ohne allerdings zu sagen, dass es gerade die Kulturindustrie gewesen ist, die einen wie Schwarzenegger groß gemacht hat. Denn Schwarzenegger ist ihr Produkt, Produkt „einer Übermenschenfabrik, die Unnatürliche herstellt“ (Elfriede Jelinek). Die Starmakers waren vom körperkultischen Bodybuilding geradezu fasziniert und förderten es, wo sie nur konnten. Dass hier arisches Herrenmenschentum sich entfaltet, scheint sie in keiner Weise zu stören: Männlich, weiß, westlich, war die gemeinsame Parole stets gewesen.

„To make California strong and prosperious“, scheint jedoch nicht so einfach zu sein, wie es die Schwarzenegger-Homepage verspricht und die Fanclubs es sich einbilden. Arnold Schwarzenegger hat – Überraschung! – tatsächlich seine Wahlversprechen gebrochen. Das Budget ist nicht saniert und der Bildungssektor wartet noch immer auf die ihm versprochen Milliarden. Wer hätte das gedacht. Schwarzenegger ein ordinärer Politiker? Zweifellos, extraordinär! Wie sagte er doch himself: „Die Politiker betrügen, fummeln herum und versagen“. Das war im Sommer 2003 gewesen.

Und was tut ein Populist, wenn er nicht mehr weiter weiß? Nun, er setzt auf Ausländerfeindlichkeit. Als „fantastisch“ bezeichnete er unlängst das äußerst umstrittene „Minuteman Project“, gemeint sind private Patrouillen, die illegale Grenzgänger aufgreifen. Es handelt sich dabei um kleine Banden, die Aufgaben des Staates quasi selbst in die Hand nehmen. Am vorletzten Dienstag wollte er gar die Grenze zu Mexiko „dicht machen“. Nach diversen Kritiken versuchte er sich aber wieder herauszureden, schließlich ist er einer der linkesten Republikaner. Nicht „closing“ habe er gemeint, sondern „securing“. Die Worte habe er verwechselt: „Ich muss wieder zur Schule gehen und ein bisschen lernen“, meinte er auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Da lachten die Reporter als er lachte.

Nun könnte es wirklich sein, dass sich gar ob des Popularitätsverlustes seine politische Karriere dem Ende zuneigt. Dass es nix wird mit der angepeilten Präsidentschaft in Washington. Bush und Co. werden die Wahlgesetze nur dann ändern, wenn Schwarzenegger den kalifornischen Probegalopp besteht. Zur Zeit sieht es nicht so aus. Freilich ist der Absturz in Übersee nicht gleich ein Untergang in Österreich. So ist nicht auszuschließen, dass sein Ende dort zu seinem Anfang hier wird, dass sich der Gestrauchelte ausgerechnet in die Alpenrepublik absetzt, um es noch einmal zu versuchen. Ein solider Cocktail aus heimischer Blödheit, aus Hollywood und Steirerbluat, versetzt mit einem zünftigem Schuss Pro- wie Antiamerikanismus, könnte ihm tatsächlich den Weg ins höchste Amt ebnen, auch wenn dieses bis 2016 vom Sozialdemokraten Heinz Fischer besetzt scheint. Doch der ist im Gegensatz zu Schwarzenegger ein Langeweiler. Da ist überhaupt keine „action“.

The Austrican Arnold Schwarzenegger steht jedenfalls für ein völkerverbindendes Projekt, von Styria bis California: „Wer dafür keine Bewunderung aufbringt, dem ist nicht zu helfen“. Das sagte nicht der Präsident eines Arnie-Fanclubs, sondern der SPÖ-Vorsitzende, Alfred Gusenbauer. Wahrlich, uns allen kann geholfen werden. In Schwarzenegger erblickt man, was man sein möchte ohne zu erkennen, was man da eigentlich will.

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