Studentische Prostitution

Streifzüge 42/2008

2000 Zeichen abwärts

von Martin Scheuringer

Kein Patriarchat ohne Käuflichkeit von Sex. Traditionell ist Prostitution eher ein Job für Unterschichten. Besser gestellte Frauen konnten und können sich für Trauschein und Anteil am Vermögen verkaufen – und damit den traurigen Stoff für romantische Märchen aus Hollywood weben. Mit der Ausdehnung des Marktprinzips schreitet aber die „Proletarisierung“ voran – auch beim Verkauf des Intimsten.

Den Marktplatz geschaffen hat der Staat: Seit der Einführung von Studiengebühren und der Kappung sozialer Leistungen fühlen sich auch viele Studentinnen zur Sexarbeit animiert. Die Kunden sind meist zumindest finanziell potente „Männer in den besten Jahren“, die früher einmal solche Mädchen geheiratet oder als geheime Geliebte ausgehalten haben.

Die „Reform“ der staatlichen Unterstützung im Bildungsbereich führt zu einem Boom der Begleitservices, die die Bedürfnisse dieser Herren viel konsumentengerechter befriedigen. Ein schöner Abend mit einer hübschen Jungen, anregende Gespräche, Massage, Sex – das gibt’s ohne Verpflichtung, ohne Komplikationen und Vertuscherei.

Die wachsende Konkurrenz sorgt für wohlfeile Preise. – Die französische Studentengewerkschaft SUD hat im Jahr 2006 geschätzt, dass sich von den insgesamt 2,2 Millionen Studenten und Studentinnen etwa 40.000 prostituieren, die Polizei geht immerhin von bis zu 20.000 aus. Und eine Studie der Universität im englischen Kingston ist zum Ergebnis gekommen, dass zwischen 2000 und 2006 die Zahl der Studenten, die mit Prostitution oder Jobs in der Sexindustrie ihre Studiengebühren finanzieren, um 50 Prozent gestiegen ist.

Und was sagt die akademische Wissenschaft dazu? – „Dass viele Escort-Ladys über ein hohes Bildungsniveau verfügen, sei übrigens von Vorteil, findet Psychologin Spreu. Möglicherweise haben die Damen so ein höheres Bewusstsein für ihr selbstgewähltes Rollenspiel. ‚“ (Unispiegel) – Na dann!

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