Die Monatsanfangswochenendhürde

Wie ich mit dem AMS-Geld haushalte

von Walter Eiser

Es ist Monatsanfang und ich habe zum wiederholten Male eine, wie ich es nenne, „Monatsanfangswochenendhürde“ vor mir. Das passiert immer dann, wenn der erstmögliche AMS-Gelder-Auszahlungs- bzw.- Überweisungstermin knapp vor ein Wochenende fällt. Dann kann es nämlich vorkommen, dass erst am Montag nach diesem Wochenende das AMS-Geld am Konto ist und ich mich irgendwie übers Wochenende retten muss, bis ich wieder an Geld rankomme (ohne noch mehr oder wieder ins Minus zu gehen).

Zum Glück habe ich diesmal genug an Essensvorräten und Brennstoff im Haus. Das Wochenende kann kommen. Ich bin, Gott sei Dank, seit gut zehn Jahren schuldenfrei, habe kurz nach dem Ansiedeln in Heidenreichstein eine mitgeschleppte Schuld auf der Bank innert zwei Jahren und dank des Entgegenkommens des Raika-Chefs, abstottern können und zur Gänze abgelegt. Ich bin seither schuldenfrei, – und habe auch kein Schuldgefühl (mehr) oder gar Verfolgungswahn wegen der Inkassobüros oder des Executors.

Seit damals (bis vor zwölf Jahren) habe ich also nie wieder Schulden gehabt, bin höchstens 200 € ins Minus gegangen, wenn die Monate lang und die Gelder für diese zu kurz waren. Solcherart schleppe ich mich nun schon seit fast dreißig Jahren während wiederholter Arbeitslosigkeitsphasen von Monatsende zu Monatsende, überweise sofort alle notwendigen Zahlungen sobald ich online sehe, dass das Geld am Konto ist, und mit dem meist kärglichen Rest von ca. 400 €, bestenfalls mal 500 €, wurschtle ich mich durch die kommenden Wochen durch.

Mein derartiges Überleben verdanke ich auch dem Sozialmarkt, wo ich billig Lebensmittel und anderes erstehen kann. Ohne SOMA wäre ich bislang nicht so knapp durch die Monatsendengpassagen gekommen. Hauptbrocken, die einen stets reinreißen an Ausgaben sind Tankfüllungen, denn ich bin immer wieder unterwegs, nicht nur für Bewerbungen, sondern auch weil ich einen Flüchtling in Schrems betreue und für meine Nachbarin Fahrtendienste zu Ärzten, in Spitäler oder zum Sozialmarkt bestreite oder gar meine Kinder und Enkelkinder, Vater und Familie in Wien besuche.

Großzügig kalkuliert kann ich mir eine Wien-Hin-und-Retourfahrt pro Monat leisten, als Luxus, oder als Hobby (?) Ohne Einkäufe im Sozialmarkt und ohne den Umstand, dass ich für das Haus und die Heizung nur zu einem geringen Teil aufkommen muss, (meinem Vater, der mich in seinem Haus wohnen lässt, bin ich eine Art Hausbesorger, weshalb die Miete flach fällt -), ohne diese hilfreichen Erleichterungen wüsste ich nicht, wie ich sonst hier im heizintensiven Waldviertel durchkommen könnte.

Ich brauche mir nur Shahada, den von mir betreuten Flüchtlingsfreund, ansehen, der genauso wenig an Geld bekommt, davon aber neben Essen eine Miete von allein 350 € zahlen können muss. Er erzählt, dass er bei Knappheiten einfach Ramadan macht, also zwangsläufig fastet.

Apropos fasten. Der Sommer heuer war auch sehr karg für mich. Ich musste nämlich das Auto fürs Pickerl herrichten, reparieren lassen. Um das zu finanzieren und weil ich mir selbst sowieso schon etwas zu dick war, habe ich ab Juni gefastet und so über zwei Monate in Raten die Reparaturkosten abgestottert. Davon bin ich auch merklich dünner geworden und hab jetzt, für ein weiteres Jahr wieder, ein Fahrzeug. An der Wagen-Unterseite ist schon so viel Rost, dass der Prüfer beim ÖAMTC mir gar kein Pickerl ausstellen wollte und die Untersuchung einfach abbrach, fast empört.

Rettung aus dieser Notlage bedeutete ein alter Mechanikerfreund, der neuerdings Werkstättenleiter im neueröffneten „b30“ ist. Billig war es auch nicht, aber die Zahlung in Etappen möglich, und, was den Rost angeht, so gab der Mechaniker dem Auto noch ca. zwei Jahre, bis zur Untragbarkeit. Die Herbstmonate über faste ich wiederum nicht, spare aber trotzdem weiter, damit ich mir zu Weihnachten die bei Fielmann in Wien bestellte Lesebrille abholen kann. Heute kam übrigens der dritte Fielmann-Brief mit der Erinnerung, dass da eine Brille in Wien auf mich wartet. Sie wird noch etwas weiter warten müssen. Seit vier, fünf Jahren sitze ich (zu) viel am Bildschirm und sei es deshalb, oder wegen des Alters, – wie man mir sagt – , jedenfalls sehe ich immer schlechter und habe einen Verschleiß an Lesebrillen aus den Supermärkten, dem ich mit einer angepassten Lesebrille ein Ende machen will.

Online betreue ich u.a. mehrere facebook-Gruppen, die eine, „Jungbrunnen“, ist eine Gesundheits-Seite und eine andere nenne ich „German4Refugees“, auf der veröffentliche ich täglich aus anderen Deutschlern-Gruppen und -seiten Material zum Erwerb der deutschen Sprache, vornehmlich für Flüchtlinge. Die Gruppe zählt 158 Mitglieder und wird selbst in Istanbul, in Damaskus, Cairo und vielen anderen Städten des Nahen Ostens mitverfolgt.

Anderes ehrenamtliches Engagement bei den Flüchtlingen, in der Unterbringung und in den Deutschkursen, habe ich mir vor dem Sommer(fasten) abgewöhnt, weil ich gemerkt habe, dass ich nicht viel mehr über meine finanziellen, wie nervlichen und gesundheitlichen Grenzen hinausgehen kann und auch Zeit für mich selbst, meine Familie und meine neue Rolle als Opa brauche.

Bislang waren meine Besuche beim AMS oft schon ein paar Tage im Vorhinein von Stress und Angst begleitet, da ich von jemanden betreut wurde, der mich psychisch unter Druck zu setzen verstand, bisweilen fehl informierte oder sonst wie garstig behandelte, wiewohl ich nicht glaube, dass diese Behandlung mit Absicht erfolgte, sondern eher an grober Selbstverständlichkeit, Unsensibilität und mangelnder Vorstellungskraft lag.

Seit diesem Herbst habe ich eine neue Betreuerin, mit der ich weitaus besser kommuniziere, auf gleicher Augenhöhe sozusagen, und nicht wie ein bedürftiger Schuldiger, womöglicher Arbeitsverweigerer oder Benutzer der ach so bequemen, sozialen Hängematte.

Zuzeiten hatte ich „als Nebenerwerb“ geringfügige Anstellungen, z.B. als Bestattungsgehilfe bei meinem visavis-Nachbarn, in der Schülerhilfe als Nachhilfelehrer, im Bioladen in Waidhofen oder als Yogalehrer übers Wochenende an der VHS in St. Pölten. Ich habe es inzwischen aber aufgegeben mein Einkommen in diesem Rahmen aufzubessern, allzumal ich bei Ausübung seitens meiner damaligen AMS-Betreuung richtiggehend schikaniert wurde, mit z.B. Ausfallenlassen zweier Monatszahlungen, wegen angeblich verabsäumter Abmeldung von der Krankenkasse, oder mit zwingender Vorlage meiner „Einkünfte“ beim Finanzamt, – ein Vorgehen, das dort ob meiner geringen Einkünfte nur belächelt wurde.

Mit den mir zur Verfügung gestellten Mitteln, kann ich also keine großen Sprünge machen, wurschtle mich so von Monat(sende) zu Monat(sende) durch und hoffe, dass Auto und Waschmaschine weiterhin durchhalten und somit keine großen Aufwendungen wie Neuanschaffungen ins Haus stehen.

Was ich ohne Auto machen würde, mag ich mir gar nicht vorstellen; ich habe hier zwei Jahre ohne Gefährt zugebracht und mit den Öffentlichen war es eine ziemliche Qual, – und billig auch nicht, nur unpünktlich und unzuverlässig und oft genug unfreundlich.

Wenn ich zu überblicken versuche, was ich alltäglich so alles zu erledigen habe und dem gegenüberstelle, wie gering die Mittel dazu sind, da wundere ich mich auch, wie ich das all die Jahre schon so durchhalte. Ich schaffe es irgendwie, nicht wieder in ein Schuldenloch zu rutschen, aber einen „Polster“ zur Absicherung, für Notfälle anzulegen gelingt auch nicht. Ich bewege mich nur wenig um den finanziellen Nullpunkt.

Ob ich nun neue Reifen brauche (also nicht ich für mich, sondern für mein Auto 😉 ), oder sonst etwas für z.B. den Haushalt, – das dürfen nur ja keine allzu großen Ausgaben sein und sich nicht zur gleichen Zeit häufen, weil sonst wüsste ich nicht, wie da weitermachen.

Meine Kreditwürdigkeit als Arbeitsloser ist gering, hat aber zum Glück letztens und damals für die Anschaffung eines Gebrauchtwagens gerade gereicht.

Bedauerlicherweise lebt man als Arbeitsloser in so manchen Bereichen zwangsläufig teurer. Als ich z.B. Sauna und Hallenbad in der Vitiser Volksschule als Alternative zur Sauna in Waidhofen oder gar in Raabs oder Gmünd entdeckte, zahlte ich für die ersten Male zwangsläufig doch noch den etwas höheren Preis, weil ich mir erst im Monat danach den 10er-Block zulegen konnte, durch den die Einzelpreise erst billiger ausfallen konnten.

Ich kann halt keine großen Sprünge auf einmal machen, und bin froh, wenn ich bis Weihnachten für meine Kinder und Enkelkinder, Geschwister, meinen Vater und weiteren Anhang, sowie für Freunde ein bisschen was zum Verschenken habe.

Ich verstehe schon, dass solcherlei Alltagssorgen niemanden am AMS interessieren, aber sie sind bei mir zumindest, alltagsbestimmend. Wenn dann in manchen Monaten noch die Ungewissheit dazukam, ob ich diesmal die Notstandshilfe überwiesen bekäme, dann empfand ich eine „Monatsanfangswochenendhürde“ schon als eine besondere Art von – wahrscheinlich gar nicht beabsichtigtem – Psychoterror.

Mit den Jahren lernte ich dem AMS gegenüber brav meine „Hausaufgaben“ zu machen, d.h. ich begann online meine Bewerbungen zu dokumentieren, damit meine Betreuung bei meinen inzwischen rar gewordenen Terminen gleich am PC sehen konnte, wie „fleißig“ ich mich beworben hatte. Das erübrigte der Betreuung auch den eigenhändigen Eintrag und machte sie mitunter wohlgesonnener.

Oft genug aber kommt es vor, dass eine Mail vom AMS oder gar ein Brief in die Posteingänge flattern und so lange beunruhigen, bis durch das Amtsdeutsch hindurch ersichtlich ist, dass die Mitteilung nicht bedrohlich ist. Unlängst hatte ich wieder Bammel davor bei der AMS-Hotline anzurufen, nämlich innerlich hoffend nicht als Verweigerer eingestuft zu werden, weil ich tags zuvor den Bewerbungsaufruf zu einer pädagogischen Einrichtung erhalten hatte, bei der ich schon im Jahr zuvor vorstellig gewesen war und die diesmal einen „native speaker“ suchten. Den konnte ich nicht abgeben und so teilte ich der hotline mit, dass die Bewerbungszuweisung nicht ganz passend gewesen sei. Glücklicherweise befreite man mich ohne weitere Umstände von der Verpflichtung, was mich verblüfft und erleichtert zurückließ. Ich war noch zu sehr geprägt von den Erfahrungen aus den Jahren vorher, als meine Betreuung viel unfreundlicher und gnadenloser gewesen war.

Phasenweise habe ich das AMS nämlich weniger als Service, als Arbeitsmarkt-Service-Einrichtung gesehen, sondern ich kam mir eher so vor, wie im Clinch mit einer Versicherung, bei der ich regelmäßig bangen konnte, ob sie gewillt wäre meine (berechtigten) Forderungen zu erfüllen.

Das Ärgste aber ist Weihnachten, also die Weihnachtszeit. Während Normalverdienende, also Arbeitende, bei aller Plage und Stress, die ein Arbeitsalltag und -leben so mit sich bringen, für die Zeit der Feste und Geschenke, wenigstens mit zusätzlichen Monatsgehältern oder Weihnachts- und Urlaubsgeldern rechnen können, oder größere Ausgaben leichter durch großzügige Überziehungsrahmen puffern können, müssen die Arbeitslosen, die Asylanten, Mindestpensionisten oder andere Sozialfälle und „Asoziale“ in dieser heizintensiven Zeit und Gegend Kunststücke an Improvisation und Einfallsreichtum vollbringen, wenn sie, gar zu einer großen Familie gehörig, ihre Lieben weihnachtlich beschenken wollen.

Mein „Weihnachtsgeschäft“ beginnt, wenn nicht schon Planung und Vorbereitungen dazu übers Jahr getätigt werden, spätestens im Oktober. Meistens lasse ich mir etwas Selbstgemachtes einfallen, das ich „in Serie“ produzieren kann, damit ich alle zehn bis zwanzig Leute mit einer kleinen Aufmerksamkeit beglücken kann. Im Jahr zuvor waren das töpferische Werke, aus Ton modelliertes Geschirr und Schalen, die ich in Heidenreichstein bei der Keramikerin brennen lassen konnte. Die Keramikerin besorgte mir auch Glasurfarben und nach Auftrag derselben wurden die Geschenke ein zweites Mal gebrannt. Da läppert sich auch einiges zusammen.

Im Jahr davor hatte ich einen Advent, den ich mit Acryl auf Leinwand malend vorm TV verbrachte. Heuer begann ich schon im Sommer mit Obst- und Kräutersammeln und mit Rotöl-Ansetzen. Aus diesen produzierte ich in kleiner Auflage eine Johanniskrautsalbe, zusätzlich Chutney aus Zwetschken aus dem Garten und mit online bestelltem Natron, Kurkuma, Himalayasalz und einigen anderen, geheimen Ingredienzien zauberte ich in meiner Hexenküche „Radar“, eine Zahnpulvermischung zum Verschenken. Kosten entstehen bei dieser Art der Geschenkeproduktion immer noch, allein schon wegen der Materialkosten und weil ich Gläser und Glas-Fläschchen als Verpackungen im Netz bestellt habe. So gehe ich alljährlich, alladventlich, in eine zwar finanziell besonders karge, dafür aber umso kreativere Zeit, – Not macht erfinderisch; – und das wäre auch gut und schön, und v.a. vorweihnachtlich beschaulich, wenn nicht gleichzeitig. weiterhin täglich Inserate zu „checken“ wären, im Netz die AMS- und andere jobrelevante Seiten durchforstet und Bewerbungen zusammengestellt und geschrieben würden.

Die angenehmste Zeit für die Spezies Arbeitsloser im Waldviertel stellt wohl der Sommer dar, allein schon weil das Heizen wegfällt, und weil, wenn man einen Garten zu betreuen hat, nun schon erste Früchte, bei mir Beeren und Salat, geerntet werden können. Die Bestellung und Pflege eines Gartens ist zwar auch ein arbeitsintensives Unterfangen, hilft aber durch eine teilweise Selbstversorgung, die Ausgaben geringer zu halten und nebenbei etwas für die Gesundheit zu tun.

Ich kann mir schwer vorstellen, dass man am AMS Vorstellung oder gar Verständnis für ein solcherart eingerichtetes (Über-)Leben hat, aber als Arbeitsloser hast Du nicht etwa keine Arbeit, sondern genauso genug davon, wie wenn Du bezahlt arbeiten würdest. Zu Improvisationen und selbst durchgeführten Reparaturen kommt dann auch noch der mentale Stress, unter dem man stehen kann, wenn man sehr viel Druck seitens der AMS-Betreuung spürt oder sich gar auch schikaniert vorkommt.

Einmal, offensichtlich von Unduldsamkeit geritten, offerierte mir die o.a. Erwähnte, inzwischen ersetzte Betreuung, das Angebot, dass „Sozial Aktiv“, ein Arbeitslosen-Projekt in Gmünd, eine Schlüsselkraft zur Betreuung der Arbeitslosen suchen würde. Ich habe gleich einen Termin dort vor Ort wahrzunehmen, also in einer halben Stunde. Unkundig über die genaue örtliche Lage des Projekts, ohne Auto und mit Borreliose-Beschwerden in den Knien, eilte ich vom Arbeitsamt in Gmünd über den Bahnhof in die Industriezone, um in der hintersten Ecke dort gerade noch rechtzeitig den angestrebten Arbeitsort zu finden und zum Termin zu erscheinen. Vor Ort aber stellte sich dann heraus, dass es nicht um eine betreuende Funktion ging, sondern nur um eine befristete Anstellung als ein vom Projekt Betreuter. Ich war erschöpft genug um zuzusagen. Am Ende des Probemonats wurde ich entlassen, weil meine durch Borreliose und Rasenmähen geplagten Handgelenke mich in den Krankenstand zwangen. Vernünftig wäre es wohl gewesen, erst nach einer Fixanstellung zum Arzt zu gehen, dann hätte ich für ein Jahr ein etwas besseres Einkommen gehabt, aber so kundig und gewitzt war ich nicht, ich hatte einfach nur Schmerzen und hatte auf Abhilfe durch die Ärztin gehofft. Im Nachhinein erscheint mir dieses kurze Intermezzo skurril omenhaft, wenn man die unlauteren Anfänge, die Fehlinformation seitens der Betreuung, betrachtet, und wie dann die ganze Geschichte auch noch unfruchtbar geendet hat.

Zu anderen Malen ließ mich meine AMS-Betreuung über geringfügige Anstellungen im Bioladen, oder bei der Schülerhilfe oder der Bestattungsfirma, allmonatlich genaue, weil oft in den Beträgen variierende, Lohnbescheinigungen vorlegen. Das erfreute meine Arbeitgeber gar nicht, aber die Betreuung hatte mich offensichtlich im Verdacht, dass ich weitaus mehr dazu verdienen würde.

Der ganze bürokratische Aufwand, die geringen Arbeitszeiten, bei gleichzeitig vielerlei Fahrten und weiteren Spesen und insbesondere die argusäugige Kontrolle seitens meiner AMS-Betreuung haben mir das Geringfügig-Dazuverdienen so sehr verleidet, dass ich inzwischen auf alle kleinen Einkommens-Aufbesserungen dieser Art verzichtet habe.

Stattdessen kultiviere ich neben Garten und Haus, meine asketische Seite, ringe mittels Yoga und Fasten um meine Gesunderhaltung, und lebe ansonsten eher anspruchslos, wenn man von meiner Sucht nach Büchern absieht, denn Lesen ist mein Hobby. Da hilft auch das Internet sehr, denn Vieles kann ich online lesen und erfahren. Dennoch kaufe ich als besonderen Luxus die eine oder andere Lektüre im Monat. Einige Fundgruben für einen Bibliophilen wie mich, stellen da neben SOMA die CARLA dar, das Caritas-Lager in Vitis oder der Caritas-Laden in Waidhofen oder – seit Neuem – der Henry-Laden in Gmünd, die alle secondhand Bücher und manchmal kaufenswerte DVDs im Angebot haben.

Am liebsten wäre mir ja, wenn meine schon beschriebenen Tätigkeiten als Netzwerker und in der Betreuung von Flüchtlingen und Nachbarn, wie eine Anstellung bezahlt (und versichert) würden, denn in Wirklichkeit geht dafür auch so viel Zeit und Energie und Gehirnschmalz drauf, als wie wenn ich diese Tätigkeiten im Rahmen einer Firma, einer Art sozialen Einrichtung machen würde.

Ein BGE, also ein Bedingungsloses Grundeinkommen, käme mir da sehr gelegen und entgegen, denn ich könnte ohne den Erwartungsdruck seitens Regierung und Arbeitsamt, Gesellschaft und Familie ( die natürlich immer wieder nachfragt), wie selbständig und weiterhin eigenverantwortlich, den gleichen Tätigkeiten nachgehen, voll konzentriert auf diese und psychisch nicht doppelt belastet sein, weil ja eigentlich noch gleichzeitig eine geeignete Arbeit zu finden sei.

Solange aber der Zustand herkömmlicher Arbeitslosigkeit (bei mir) anhält, beginne ich mich auf selbstironische bis kabarettistische Art und Weise zu fragen, warum Arbeitslose keine Gehaltserhöhung einfordern (können) und warum diese (Unter-) Schicht der Gesellschaft, der ich angehöre, keinen Anspruch auf Weihnachts-, und Urlaubsgeld geltend machen kann, um nicht ins Hintertreffen zu den „normalen“ Konsumenten zu geraten und warum es trotz jahrelanger Zugehörigkeit zum „Service“ des AMS keine „Gehaltserhöhung“, keine höhere Einkommensklasse für Schwervermittelbare und Langzeitarbeitslose, Leute mit 50+ bzw. 60+ wie mich gibt.

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