Frühstückslektüre

Streifzüge 70/2017

„2000 Zeichen abwärts“ von Lorenz Glatz

In der Wiener Zeitung vom 2. Juni 2017 sind mir auf der Titelseite drei Schlagzeilen aufgefallen. „Industrie in Europa schafft wieder Jobs“ war der Aufmacher, „Trump kippt Klimaschutzabkommen“ der zweite, gleich daneben. Schon diese beiden haben einen bemerkenswerten Zusammenhang. Das Jobwachstum in der EU-Industrie wird sicherlich nicht die Klimawerte stabilisieren helfen und vermutlich zwar die Zahl der Arbeitsplätze, jedoch nicht die Größe des „Arbeitsvolumens“ steigern, an dem die Einkommen des Arbeitsvolks hängen (Hierzulande sinkt es – gemessen an der wachsenden Bevölkerung – von Jahr zu Jahr ein bisschen – und verteilt sich sozial gesehen immer schriller). Trumps jetzt weltweit verpönte, dafür spektakuläre Maßnahme will aber dasselbe, dessen man da die EU-Wirtschaft rühmt, und wird, wenn sie denn Erfolg hätte, dieselben Klimafolgen haben – oder meint wer, dass z.B. die laufende Forcierung deutscher Braunkohle den CO2-Ausstoß vermindern oder das Wachstum der Industrie mit der gigantischen Verschwendung der Ressourcen des Planeten Schluss machen wird? Im übrigen beruht die „saubere Umwelt“ hier generell auf dem Export und der Ansammlung des Drecks anderswo, in den Meeren und in den „Entwicklungs“ländern. Und überhaupt: Außer den hoffnungsvollen Reden von so vielen Politikern wie noch nie deutet kaum etwas auf den durchschlagenden Erfolg der x-ten internationalen Klimakonferenz hin. Der gute Wille sei den Konferenzteilnehmern gar nicht abgesprochen, ja, wer möchte angesichts der drohenden Katastrophe nicht gern „das Klima retten“, „doch die Verhältnisse, sie sind nicht so“! Da muss man z.B. doch glatt die Verfassung ändern, wenn Klimaschutz einen Flughafenausbau verhindern könnte.

Wie aber „die Verhältnisse“ auf die Menschen wirken können, nicht nur bei Klimawandel und Weltzerstörung im Dienste von Kapitalverwertung durch „Wachstum“, sondern schlicht im alltäglichen Leben der Gesellschaft, das konnte eins ein Stück weit an der dritten Schlagzeile der Wiener Zeitung vom 2. Juni ablesen – dass nämlich in „Felix Austria“ „ein Viertel der Jugendlichen psychisch krank“ sein sollen.