1917-2017

Zum 100. Jubiläum der Russischen Revolution von 1917 lädt Platypus Wien zur
Diskussion mit

Franz Schandl (Redaktion Streifzüge)
Emanuel Tomaselli (Der Funke )
Michael Märzen (Gruppe Arbeiter*innenstandpunkt)
Tobias Schweiger (KPÖ Plus)
Philipp Eichhorn

Ort: Oskar-Morgenstern-Platz 1, Hörsaal 6
Zeit: Donnerstag 14.12., 19 Uhr

Dabei möchten wir die Rolle der Ereignisse von 1917 für die Linke damals und
heute diskutieren und inwiefern/ob diese heute noch einen Wert für die aktuelle
politische Arbeit haben, sowie umgekehrt, ob die gegenwärtige Situation ein
Potential für die Ziele der Oktoberrevolution sein kann.

Im 20.Jahrhundert tauchte immer wieder die Erinnerung an 1917 auf. Ob die
Volksfront der 30er, die Kommunistische Revolution in China 1949 oder die Neue
Linke der 60er, die Linke hat versucht sich – ob positiv oder negativ – im
Verhältnis zu den Zielen und Ergebnissen von 1917 zu verstehen. Jedoch hat sich
seit 1917 das revolutionäre Bewusstsein seiner primären Akteure aufgelöst in
verschiedene Oppositionen: Stalinismus und Trotzkismus sehen sich gleichermaßen
als das legitime Erbe des Bolschewismus; das Prinzip des Liberalismus steht
heute in Opposition zum Prinzip des Sozialismus; Libertarismus wird gegen
Autoritarismus ausgespielt; der machiavellistische Lenin gegen die Cassandra der
Revolution Luxemburg; der revolutionäre Wille der Zwecke, die die Mittel
heiligen gegen die prinzipiellen emanzipatorischen Methoden und die Tugend der
praktischen Niederlage. Gleichzeitig wurde die Vergeblichkeit sowohl von Lenins
als auch Luxemburgs Politik naturalisiert: es wird stillschweigend
vorausgesetzt, dass weder das, was Lenin noch das, was Luxemburg zu erreichen
versuchten, tatsächlich erreichbar war – weder in ihrer Zeit noch in unserer.
Die Prämissen der Revolution selbst stehen in Frage: sind die Formen
bürgerlicher Gesellschaft wie Staat, Politik, Arbeit und Kapital überhaupt noch
aktuell und damit Widersprüche, die über sich hinausweisen und das Potential
ihrer eigenen Überwindung bergen?

Wie hat sich die Erinnerung an 1917 im Laufe des 20. Jahrhunderts verändert?

Warum scheint die Erinnerung an 1917 in Oppositionen zerfallen zu sein?

Stellt uns die Erinnerung an 1917 heute noch Aufgaben und wenn ja in welcher
Hinsicht?

Inwiefern ist 1917 ein wichtiger Bezugspunkt für die Kämpfe der Gegenwart und
inwiefern bietet die Gegenwart ein Potential zur Verwirklichung der Ziele von 1917?