Friederike Habermann: Der unsichtbare Tropenhelm. REZENS

von Lorenz Glatz

Friederike Habermann: Der unsichtbare Tropenhelm. Wie koloniales Denken noch immer unsere Köpfe beherrscht. ThinkOya 2013, 111 Seiten, ca. 10 Euro

Von der „Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein“ handelt schon ein Buch aus dem Jahr 1986. Sonst hätte es durchaus auch der Titel dieses Bändchens sein können. Habermann hat dem Thema schon einen Teil ihrer Dissertation gewidmet (siehe „What we do matters“ in: Streifzüge 47/2009). Sie ist kundig, und diese jetzt unakademische, aber in der Kürze ungemein inhaltsreiche Schrift, die übrigens statt unter copyright unter copyleft zur freien Verwendung und Verbreitung erschienen ist, hat Sog, von der kolonialen Geschichte des Habermannschen Großvaters im Pro- bis zu seinem Auftritt im Epilog. Sie dient auch der Bescheidenheit des Lesers, der sich hier und dort persönlich ertappt fühlen wird, wenn ihm die Tiefe kolonialen Denkens im eigenen Bewusstsein greifbar wird. Die recht flapsige letzte Überschrift „Privilegien verlernen! Und das Überlegenheitsgefühl in den Mülleimer“ bezeichnet eine gar nicht mehr so leichte Aufgabe, wenn man mit dem Lesen dort angelangt ist. Von Kant, Schiller, Hegel bis zu alltäglichen Reden auf political correctness verpflichteter hoher Politiker verläuft die Spur und geht tief hinein in die Sprechgewohnheiten des progressiven Alltags.

Darüber hinaus fehlt aber keineswegs die nötige historische und theoretische Vertiefung der Behandlung der „kolonialen Zeiten“ und der „postkolonialen Zustände“, z.B. vom Konzept der „Great Chain of Being“ von der einfachsten Pflanze bis zum weißen Mann knapp unter dem lieben Gott. Lehrreich und beschämend auch die weiße Ignoranz der Weltgeschichte, von der eins sich anhand von ein paar Seiten über Afrika leicht am eigenen Beispiel überzeugen mag.