A hen is only an egg’s way…

von Severin Heilmann

Tatsächlich, wir haben alles auf den Kopf gestellt! Warum sind Lebensmittel etwas anderes als Genussmittel? Ja, warum überhaupt Mittel? Warum dient Schlafen der Selbsterhaltung, warum Beischlafen der Arterhaltung? Es ist nämlich die Frage, ob wir essen, um zu leben oder leben um zu essen? Haben wir Sex, um uns zu reproduzieren oder reproduzieren wir uns, um miteinander schlafen zu können? Und ist Schlaf tatsächlich Mittel zum Zweck der Regeneration oder machen wir uns da vielmehr den auf Zweckmäßigkeiten abgerichteten Blick der Wissenschaft zu eigen?

Empfinden wir etwa nicht ganz unmittelbar das sublime Vergnügen des weckerlosen Schlafens: des Zubettgehens, Träumens und erneuten morgendlichen Aufstehens? Freilich könnten wir es. Es reicht eine Verschiebung in der Akzentuierung unserer Wahrnehmung: Wir dürfen die prinzipielle Zwecklosigkeit des Lebens ruhig in Betracht ziehen und mit ihr die Unzweckmäßigkeit aller vorgeblichen Mittel. Auf die Mittelmäßigkeit des Seins können wir verzichten, haben dann tieferen Raum für Sinn und Sinnlichkeit: Kartenspielen mit Freunden, eine Fuge von Bach, Sonnenaufgang, gar erst ihr Untergang, ein übermütig improvisiertes Tänzchen am Straßenrand, Grillengezirpe, die Sternenpracht am Nachthimmel – alles das ist völlig zwecklos! Doch sind es gerade jene Momente, unmittelbar und spontan, die uns das Leben als ein gutes erscheinen lassen. Die Frage Wozu soll das gut sein? tut dem guten Leben nicht gut! Und indem der geschätzte Leser noch mit ihr spekuliert, den vorliegenden Artikel betreffend, habe ich den Zweck, zwei Spalten, beinahe erfüllt:

…We thought of life by analogy with a journey, a pilgrimage, which had a serious purpose at the end. And the thing was to get to that end – success, or whatever it is, or maybe heaven after you’re dead. But we missed the point the whole way along. It was a musical thing and you were supposed to sing or to dance while the music was being played. (Alan Watts, hier im O-Ton)