Schröcksnadels Module

Nachdem die Schneeverweserei auf betreffenden Artikel im Standard empört reagierte, ließ ich mich nochmals zu einer kleinen Antwort hinreißen.

von Franz Schandl

Sehr geehrte Frau Huter!

Danke für Ihr Schreiben. (Siehe unten im Anhang). Vorausgesetzt einmal, Sie hätten mit ihren Anmerkungen recht: Was würde sich an einer einzigen inhaltlichen Aussage meinerseits ändern? Nichts, würde ich meinen. Sie nehmen daher auch zu keiner Kritik Stellung, sondern versteifen sich auf einen falschen Vornamen, oder darauf, dass im Fachjargon etwas Destinationmangagement heißt und nicht Modul etc. Indes, was ändert das? An der Sache gar nichts und an meiner Sicht noch weniger.

Wie komme ich überhaupt auf Module? Ganz einfach, durch Lektüre des folgendes Textes ließ ich mich wohl hinreißen:

„Mit Deskline(R) 3.0 verfügt das Trentino zukünftig über ein System
mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Module, wie einem
CRM-(Customer Relation Management) und Hotelbewertungssystem,
Schnittstellen zu Hotelprogrammen, einer leistungsfähigen
Bookingengine für Buchung und Angebote von Unterkünften, Packages und Zusatzleistungen, einem Informationsmanagementsystem uvm. Zudem ist ein elektronischer Anfragepool integriert. Damit können die
Touristiker auf Gästeanfragen noch schneller und effizienter
reagieren und maßgeschneiderte Angebote erstellen. Darüber hinaus
sind sie auf Knopfdruck in der Lage, zahlreiche Zusatzinfos zu
analysieren und zu verwerten. Deskline(R) 3.0 liefert über das CRM
Modul exakte Informationen über sämtliche Gästekontakte und somit
wertvolle Daten für die Marketingplanung.“

Ich resümiere: Ein Destinationsmanagement besteht aus Modulen, ist aber selbst keines. Man lernt nie aus, aber es tangiert das Gesagte in keiner Weise, im Gegenteil, es untermauert es. Von wem die Presseaussendung ist? Nun, sie stammt von Frau Gabriela Huter, und es handelt sich dabei um eine Feratel-Aussendung vom 17. Juli 2009, nachzulesen unter http://www.tourismuspresse.at/presseaussendung/TPT_20090717_TPT0007

Was PR ist, darüber ließe sich streiten. Das, was Sie im Punkt 4 beschreiben, ist nichts anderes als PR im weitesten Sinne. PR stellt im engeren Sinne ja auch nichts anderes dar als eine Sparte des kulturindustriellen Mangements zum Zwecke der Verwertung von Landschaft, Beziehung, Arbeit, Freizeit, Vergnügen etc. Dass Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in unserem System zusammenfallen, beweist unter anderem ja auch ihre Funktion bei Feratel. Das alles halte ich, Sie werden’s nicht glauben, für grundsätzlich verkehrt und für ein Übel. Der Unterschied zwischen uns ist, dass Sie wissen wie Werbung oder Management funktioniert, ich hingegen wissen will, WAS es ist. Anrufen bei Firmen tue ich selten, die erzählen alle ihre Reklamespots und man ist nachher nicht schlauer als vorher.

Sie betreiben keinen Sender. Mag sein. Trotzdem ist Stadtradio Innsbruck (ein Vorläufer der Antenne Tirol ) von Sitour mitbegründet worden, mit einer satten Beteiligung von über 25 Prozent war die Sitour (Stand 2001) neben der „Athesia-Tyrolia Druck GesmbH“ der größte Eigentümer. Die Zahlen, die ich jetzt im Internet gefunden habe, schwanken, Wikipedia spricht übrigens von 90,24 Prozent. Aber selbst wenn es sich dort um einen Tippfehler handeln sollte, der in Folge zitierte Bescheid spricht doch eine deutliche Sprache betreffend den Zusammenhang, über den ich reflektiere. In diesem Bescheid der „Kommunikationsbehörde Austria“ vom 18. November 2004 heißt es:

„Die Antenne Tirol GmbH ist eine zu FN 161897 i beim Landesgericht Innsbruck eingetragene Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Sitz in Innsbruck und einem zur Gänze einbezahlten Stammkapital in der Höhe von EUR 36.000. Gesellschafter der Antenne Tirol GmbH sind die Radio Service und Beteiligung GmbH (75%), die Sitour Management
Gesellschaft m.b.H. (9,02%), die Athesia-Tyrolia Druck Gesellschaft m.b.H. (9,02%), die Arlberger Bergbahnen Aktiengesellschaft (3,48%) und die Bauwaren Canal & Co. (3,48%). Alleingesellschafterin der Radio Service und Beteiligung GmbH (FN 179624 d beim Landesgericht Innsbruck) ist die Fritz Fellner Privatstiftung mit Sitz in Wien. Die Stifter der Fritz Fellner Privatstiftung sind Herr Univ.-Prof. Fritz Fellner zu 93,4%, Herr Wolfgang Fellner zu 3,3% und Herr Mag. Helmuth Fellner ebenfalls zu 3,3 %; die Stifter sind dem Antrag der
Radio Service und Beteiligung GmbH nach nicht mit einem Medieninhaber im Sinne des § 9 Abs. 4 PrR-G verbunden.“
siehe: http://www.rtr.at/de/rf/KOA1532-04-02/KOA1532-04-02-EigentumStadtradioRSB.pdf (S. 20)

Aber lassen wir das. Je weiter außen („totaler Außenseiter“ nennen sie das – ich sehe das als Kompliment) man steht, desto leichter entgeht man den Betriebsblindheiten von Ökonomie und Reklame, deren einziges Ziel ja im Geldmachen besteht und das sich zu diesem Zweck alle anderen Zwecke untertan machen will. „Profitabilität“ nennt sich das in Ihren Aussendungen. Auch von dieser marodierenden Sache, gemeinhin Wirtschaft genannt, halte ich nicht viel.

Das mit dem journalistischen Handwerk interessiert mich übrigens auch nicht so besonders, ich bin weder Aufdeckungsjournalist, noch habe ich vor, einer zu werden. Ich recherchiere NICHT im klassischen Sinne, sondern versuche Verhältnisse analytisch zu fassen und in eine allgemein verständliche Sprache zu bringen. Die von mir angeführten Beispiele illustrieren meine Überlegungen, nicht mehr und nicht weniger. Ob Sitour irgendwo 10 Prozent, 26 oder mehr besitzen oder nur vorgestern besaßen, ist da nicht so wichtig. Wichtig ist wieder einmal die Verquickung von Medium, Geschäft, Werbung und Öffentlichkeit. Wichtig ist, dass zum Ausdruck kommt, was mir richtig erscheint. Diesbezüglich stoßen die privaten und öffentlichen Verquickungen (zu denen Sie übrigens kein Sterbenswörtchen sagen) und deren Synergie unangenehm auf. Und sie stoßen weniger auf, weil sie den Wettbewerb verzerren, sondern weil offensichtlich ist, dass eine überdimensionale Marktstellung nur durch solche Verquickungen möglich ist. Diesen Zusammenhang wollen Sie aber nicht debattiert haben, weil er die primäre Grundlage des Schröcksnadelschen Schneeverwesens darstellt.

In diesem Bereich gibt es eine hochgradige Verfilzung, immer wieder erscheinen die gleichen Namen unter verschiedenen Titeln. Aber das zu recherchieren ist mir, ehrlich gesagt, zu fad, dafür bin ich nicht auf der Welt. Ich möchte nur festhalten, dass der ganze Kitzbühel-Kitsch, das großkotzige Gehabe und Auftreten bestimmter Personen und die damit verbundene Dominanz diverser PR-Fabrikate in Sport und Wirtschaft, Tourismus und Freizeit, Politik und Medien ( Fernsehen, Radio und Zeitungen), durchaus eine Analogie mit dem Feudalismus zulassen. Daher auch der Reichsschneeverweser. Sollte es geschmacklos sein, dann benenne ich bloß eine Geschmacklosigkeit, ohne sie freilich zu erfinden.

Mein Beitrag ist auch kein Wirtschaftsreport, sondern ein Kommentar, und der ist so gut, wie es ihm gelingt, die gesellschaftlichen Strukturen und ihre Zusammenhänge zu benennen. Die Beurteilung meines Kommentars hat sich durch Ihr Schreiben bloß gefestigt. Dass er Ihnen nicht gefällt, nehme ich zur Kenntnis, es hätte mich auch gewundert, wäre dem anders gewesen. Hätten Sie ein positives Urteil gefällt, wären Sie wohl am falschen Platz. Aber selbstverständlich teile ich ihre eingangs geäußerte Ansicht, dass dies ein Kommentar ist, „der seinesgleichen sucht“. Zweifellos.

Mit freundlichen Grüßen, auch an die gesamte Schneeverweserei

Franz Schandl

P.S.: Wenn Sie wollen, können Sie unsere Debatte (meinen Kommentar, ihr Schreiben und meine Replik) auf Ihre Homepage stellen, so wie ich es umgekehrt halten werde.

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Dokumentierter Anhang

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Sehr geehrter Herr Schandl,

„Schröcksnadels Winterreich“, ist ein Kommentar, der seinesgleichen sucht.

Als Verantwortliche für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing der feratel media technologies AG (unter deren Dach die Marken feratel und sitour angesiedelt sind) kann und will ich Ihre schlichtweg falschen Angaben nicht so einfach stehen lassen. Dabei beziehe ich mich rein auf den Teil, in dem Sie auf betreffende Firma/ Marken (feratel/sitour) eingehen.
Folgendes stimmt nicht:

1. Der Sohn heißt nicht Martin, sondern Markus

2. Sitour Management betreibt keinen Radiosender

3. Sitour verkauft keine PR an Regionen

4. Darüber hinaus schreiben Sie „Zu den illustren Kunden gehören ……… Destinationsmanagement nennt sich das.“
Unsere Destinationsmanagementsysteme sind e-touristische Gesamtkonzepte, die es unseren Kunden ermöglichen, alle Aufgaben technologiegestützt abzuwickeln. Dazu gehören u.a. Information, Reservierung und Buchung in der Tourismusorganisation, die Ausstellung und Verwaltung elektronischer Meldescheine, elektronischer Anfragepool, Angebotsassistent oder das Statistik- und Benchmarkingtool, Analyse bestehender und Konzeption neuer Marketingaktivitäten mit Hilfe eines umfangreichen Adressmanagementtools (CRM), Anbindung weiterer Vertriebswege – vom Handy bis zum Call Center uvm.

5. Deskline 3.0 ist beispielsweise ein Destinationsmanagementsystem, aber kein Modul, so wie Sie das schreiben.

Nicht vorwerfen kann ich Ihnen, dass Sie die Vielfalt und das Angebot unseres Unternehmens als totaler Außenseiter nicht kennen. Vorwerfen kann ich Ihnen aber, dass Sie in diesem Fall Ihr journalistisches Handwerkzeug (Recherche) nicht beherrscht haben bzw. nutzten. Ein simples Telefonat hätte genügt.

Darüber hinaus sollten Sie sich (meiner persönlichen Meinung nach) als Historiker und wertkritischer Publizist auch über die Verwendung bestimmter Begriffe (Assoziationen) bewusst sein. „Sein Reichsgebiet“ und „der Reichsschneeverweser“ sind geschmackslos, Kommentar hin oder her, auch wenn Sie versucht haben mögen mit „Winterreich, Reichsgebiet und Reichsschneeverweser“ ein Wortspiel zu kreieren.

Ein Kommentar ist in meinen Augen immer nur so gut, so korrekt auch die Fakten sind, auf denen dieser aufbaut. Beurteilen Sie Ihren Kommentar am besten selbst.

Mit Grüßen
Gabriela Huter
Öffentlichkeitsarbeit & Marketing
www.feratel.com
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