Aus den Grenzgebieten

Fertig geworden: Es gibt mal wieder Streifzüge

Junge Welt 08.12.2008 / Feuilleton

von Alexander Reich

Das Weihnachtsfest wirft seine Schatten voraus. Die liebe Familie droht. Ich blättere fröstelnd in den neuen Streifzügen. »Wenn es keine Erfahrung mehr gäbe, daß wir nicht bloß sachlich rechnend oder ausgerastet, sondern auch uneigennützig, freundschaftlich und einfach zum schönen Selbstzweck miteinander umgehen können, gäbe es auch keine Hoffnung mehr, je die herrschenden Zwänge zu brechen. « In diesem Ton könnte man Konfirmanden kommen, denke ich noch, da entfaltet die Predigt schon eine herrliche Wirkung. Als hätte ich einen Glühwein geext.

Im übernächsten Satz geht es um die »Praxis der >Heilunggute LebenMoral<«. Franz Schandl untersucht »einige neue Gebetsbücher der Demokratie«. In der Kolumne »Immaterial World« wird mit Marx (»Zur Kritik der politischen Ökonomie«) erklärt, daß Open Office und Wikipedia über den Kapitalismus hinausweisen. Viel Wahrheit für sechs Euro, werte Wertkritiker! Und anders als bei der Prawda damals weiß man bei euch nie, wann die nächste Ausgabe kommt. Es gibt drei Streifzüge pro Jahr. Wenn sie halt fertig sind. Ich finde allein das schon hinreißend. Streifzüge, Nr. 44, 44 Seiten, 6 Euro, www.streifzuege.org