Weiblich, nützlich, gut?

Marxistisch-feministische Überlegungen zum Gebrauchswert

Streifzüge 70/2017

von Marlene Radl und Verena Rauch

Im Marx’schen Hauptwerk, dem Kapital, steht die Kritik des Werts und Mehrwerts im Zentrum des Interesses. Der Gebrauchswert, als einer der zwei Faktoren der kapitalistischen Ware, gilt dementsprechend oft als das dem Wert untergeordnete, ausgeblendete und sogar aus der politischen Ökonomie herausfallende Moment der Ware. Dort setzt unser feministisches Interesse an dieser Kategorie an, denn es scheint naheliegend zu sein, den Gebrauchswert mit Sinnlichkeit, Natürlichkeit und Nützlichkeit zu identifizieren – Eigenschaften, die in der bürgerlichen Gesellschaft der „Frau“ zugeschrieben werden. Gerade in älteren feministischen Debatten findet sich diese Identifikation auch ganz direkt, wenngleich dieser Zusammenhang nirgendwo systematisch entfaltet wird. Die Zuordnung von Gebrauchswert und Weiblichkeit folgt eher einer bürgerlichen Plausibilität, die den Gebrauchswert als die „natürliche“ Seite der Ware betrachtet und in die Nähe der mit Natur identifizierten Frau rückt. Zudem produzieren Frauen – übernimmt man die Marx’sche Terminologie – im häuslichen Reproduktionsbereich Gebrauchswerte und keine Waren. Da gebrauchswertschaffende Reproduktionstätigkeiten nicht wertschaffend sind und in der Kritik der politischen Ökonomie weitgehend ignoriert werden, wurden sie in der Theoriegeschichte nicht selten als vorkapitalistische Formen verabschiedet. Marxistische Feministinnen haben zwar darauf aufmerksam gemacht, dass der Reproduktionsbereich Voraussetzung der kapitalistischen Produktion ist, nichtsdestotrotz wurde die Interpretation, der Gebrauchswert falle aus den kapitalistischen Zusammenhängen heraus, häufig übernommen.

Wir wollen durch die Auseinandersetzung mit der Kategorie Gebrauchswert zweierlei Argumentationssträngen im marxistischen Feminismus entgegensteuern:

Zum einen führt die Assoziation von Weiblichkeit mit Gebrauchswert dazu, die weibliche Sphäre und den Gebrauchswert als anschlussfähig für die Entwicklung von Utopien zu theoretisieren, da der Gebrauchswert als „nicht-kapitalistisch“ gefasst wird. Als Beispiel sei hier auf die Bielefelder Schule, z.B. auf Maria Mies, verwiesen, die eine Subsistenzproduktion im Sinne einer „Gebrauchswert-Ökonomie“ vorschlägt und in der weiblichen Reproduktionssphäre bereits Ansätze für eine bessere Einrichtung der Welt erkennt (vgl. Mies 1983, 117).

Zum anderen versuchten Feministinnen wie die italienische Operaistin Mariarosa Dalla Costa zu zeigen, dass Hausarbeit „über die Produktion reiner Gebrauchswerte hinaus“ (Dalla Costa 1978, 39) eine wesentliche (nämlich produktive) Funktion im Kapitalismus erfüllt. Dieser Feststellung folgend, versuchten Theoretikerinnen, die vorrangig von Frauen verrichteten unbezahlten Reproduktionstätigkeiten als produktive, wertschaffende Arbeit zu verstehen. Dieser Versuch geht häufig mit einem moralischen Standpunkt einher, von dem aus es als ungerecht empfunden wird, dass nur männlich konnotierte Lohnarbeit als Arbeit und als produktiv gilt, während unbezahlte Reproduktionstätigkeiten diesen Kriterien nicht entsprechen. Ein solcher Standpunkt verleitet darüber hinaus zur Affirmation der kritikwürdigen Kategorien Produktivität, Arbeit und Wert. In der berühmten Hausarbeitsdebatte der 1970er-Jahre ging es dementsprechend um die Frage, inwiefern unbezahlte Reproduktionstätigkeiten Wert schaffen, während der Gebrauchswert in dieser Diskussion keine große Rolle spielte.

Dieser Artikel versucht, einen Perspektivenwechsel in der feministischen Auseinandersetzung mit Marx vorzuschlagen. Zentrale These dabei ist, dass eine Neubesetzung der Marx’schen Kategorien nicht notwendig ist, um feministische Kritik zu üben. Viel eher sollten die ohnehin weiblich besetzten Kategorien, wie etwa der Gebrauchswert, selbst zum Gegenstand der Kritik und in die Analyse der politischen Ökonomie aufgenommen werden. Damit erübrigt sich unserer Meinung nach die Romantisierung des Reproduktionsbegriffs als etwas, was außerhalb des kapitalistischen Verwertungszusammenhangs stehe, und die daran anknüpfenden Gebrauchswert-Utopien. Mit einem präzisierten Verständnis des Gebrauchswerts kann die marxistisch-feministische Diskussion, so die Idee, auf die Grundlagen der Marx’schen Kritik zurückgebunden und dadurch vorangebracht werden.

Das hier vorgeschlagene Verständnis des Gebrauchswerts folgt einer Lesart, die keine eindeutige Grenze zwischen „dem Natürlichen“ und „dem Sozialen“ kennt und betont, dass zumindest unter gewissen Bedingungen der natürliche Faktor Gebrauchswert zu einer sozialökonomischen Kategorie werden kann. In Abgrenzung zu weiten Teilen marxistischer Theorie, welche den Gebrauchswert als jenseits des Betrachtungskreises der politischen Ökonomie und als bloß „natürlichen“ und nicht als gesellschaftlichen Aspekt der Ware fassen, schlagen wir mit Roman Rosdolsky (1959) vor, den Gebrauchswert als ökonomisch bedeutende Kategorie zu bestimmen. Als aussagekräftigstes Beispiel für die Relevanz der Kategorie gilt der Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft, der auch im Fokus des vorliegenden Textes steht. Zunächst scheint es jedoch sinnvoll, an einige Stellen bei Marx zu erinnern, die aufschlussreich für ein aktualisiertes Verständnis des Gebrauchswerts sind.

Der Gebrauchswert auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen

Wenn marxistische Theorien auf den Gebrauchswert referieren, tun sie das zumeist lediglich in Bezug auf die Stellen im ersten Kapitel des Kapitals. Doch gilt es, darauf hinzuweisen, dass Marx in seinem Hauptwerk erst nach und nach die verschiedenen Kategorien entwickelt, um den kapitalistischen Produktionsprozess als Ganzes begreifbar und kritisierbar zu machen. Am Anfang der Kritik der politischen Ökonomie, im Abschnitt zur Ware, wird vom Kapital noch abstrahiert. Dort finden sich die bekanntesten und die am häufigsten zitierten Definitionen des Gebrauchswerts. Darunter: „Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. […] Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des – Tauschwerts.“ (MEW 23, 50)

Das obige Zitat wurde häufig dahingehend verstanden, dass der Gebrauchswert unabhängig von der Form des Reichtums – im Kapitalismus die Warenform – bestehe und daran anknüpfend eine ahistorische Kategorie darstelle. Auch an anderen Stellen macht Marx explizit, dass der Gebrauchswert prinzipiell unabhängig von der Warenform existieren kann. „Wer durch sein Produkt sein eigenes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar Gebrauchswert, aber nicht Ware.“ (MEW 23, 55) Für Marx müssen zwar alle Waren einen Gebrauchswert besitzen, jedoch sind die Gebrauchswerte ihrerseits unabhängig von der Warenform. Dieser Aspekt wurde oft so interpretiert, als würde der Gebrauchswert vollkommen unabhängig gesellschaftlicher Formen existieren und dadurch außerhalb der Geschichte liegen.

Wenn die einzelne Ware und der Austauschprozess betrachtet werden, ist die Gesellschaftlichkeit der konkreten Gebrauchswerte nicht sichtbar. Hier sind die Gebrauchswerte der Waren bloße Voraussetzung ihrer Austauschbarkeit. Wie die auszutauschenden Waren produziert wurden und welcher Art von Konsum sie nach dem Austausch verfallen, ist bei der Betrachtung dieser Abstraktionsebene nicht erkennbar. Auf dieser Ebene der einfachen Zirkulation wird vom Kapital abstrahiert. Dargestellt wird die bürgerliche Gleichheit und Freiheit der Austauschenden, die reale Grundvoraussetzungen für den Warentausch sind (vgl. Hafner 1993, 65 f.). Auf dieser Ebene spielt der Gebrauchswert vordergründig wohl tatsächlich nur in seiner Funktion als stofflicher Träger des Tauschwerts eine Rolle.

Wir aber argumentieren mit Roman Rosdolsky (1959, 35), dass konkrete Gebrauchswerte auf anderen Ebenen der Darstellung bei Marx sehr wohl „gesellschaftliche Form“ annehmen und insofern auch auf ein soziales Verhältnis hinweisen. Rosdolsky betont, dass, um die Frage zu klären, ob dem Gebrauchswert eine ökonomische Bedeutung zukommt oder nicht, man sich seine Beziehung zu den sozialen Produktionsverhältnissen vergegenwärtigen muss. Sofern konkrete Gebrauchswerte diese Verhältnisse beeinflussen oder selbst von ihnen beeinflusst werden, sind sie selbst auch ökonomische Kategorien. Unter gewissen Voraussetzungen wird der Gebrauchswert also selbst zur ökonomischen Form. Dazu schreibt Marx in den Grundrissen: „Die erste Kategorie, worin sich der bürgerliche Reichtum darstellt, ist die der Ware. Die Ware selbst erscheint als Einheit zweier Bestimmungen. Sie ist Gebrauchswert, d.h. Gegenstand der Befriedigung irgendeines Systems menschlicher Bedürfnisse. Es ist dies ihre stoffliche Seite, die den disparatesten Produktionsepochen gemeinsam sein kann und deren Betrachtung daher jenseits der politischen Ökonomie liegt. Der Gebrauchswert fällt in ihren Bereich, sobald er durch die modernen Produktionsverhältnisse modifiziert wird oder seinerseits modifizierend in sie eingreift.“ (MEW 42, 767)

Einer dieser Momente, in dem der Gebrauchswert selbst zur gesellschaftlichen Form kapitalistischer Produktion wird, ist der Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft. Auf diesen Aspekt wollen wir, insbesondere aufgrund seiner feministischen Relevanz, nun näher eingehen.

Der Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft

Im zweiten Abschnitt des Kapitals führt Marx die Ware Arbeitskraft ein. Die Arbeitskraft ist eine eigentümliche Ware, so schreibt er. Dem/Der doppelt freien LohnarbeiterIn (frei von direkten Herrschaftsverhältnissen und frei von Produktionsmitteln) bleibt im Kapitalismus nichts anderes übrig, als seine oder ihre Arbeitskraft als Ware zu verkaufen, da er oder sie sonst nichts hat (vgl. MEW 23, 183). Die eigentümliche Ware Arbeitskraft besticht nun gerade durch ihren außergewöhnlichen Gebrauchswert – nämlich die Fähigkeit, Wert schaffen zu können. Diesbezüglich schreibt Marx:

„Um aus dem Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehn, müßte unser Geldbesitzer so glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit besäße, Quelle von Wert zu sein, deren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung von Arbeit wäre, daher Wertschöpfung. Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche spezifische Ware vor – das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft.“ (MEW 23, 181)

Hier findet sich ein Gebrauchswert, dessen Nützlichkeit nur in einem bestimmten gesellschaftlichen Verhältnis – nämlich im kapitalistischen Produktionsverhältnis – existiert. Dieser Gebrauchswert kann per se keinen „ahistorischen“ Charakter haben. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft besitzt die Eigenschaft, neben der Herstellung von konkreten Dingen, Wert für das Kapital zu schaffen. Denn die Arbeitskraft kann als einzige Ware Wert – als Quantum geronnener Arbeit – herstellen. „Der Gebrauchswert [der Arbeitskraft], den letztrer [der Geldbesitzer] seinerseits im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirklichen Verbrauch, im Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft.“ (MEW 23, 189; Anm. der Autorinnen) Die Verwirklichung des Gebrauchswerts der Arbeitskraft und der Konsumtionsprozess dieser Ware fallen zusammen, wie sich auch der Gebrauchswert aller anderen Waren erst in der Konsumtion realisiert und von dieser nicht zu trennen ist.

Der Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft ist nun jedoch die Voraussetzung des kapitalistischen Produktionsprozesses. Der Konsum der Arbeitskraft fällt direkt mit der Setzung von neuem Wert zusammen. Zwar bedarf es für die Realisation des Werts immer auch des Tausches bzw. der Zirkulation, dennoch überschneidet sich die Setzung und Schaffung des Werts in der kapitalistischen Produktion direkt mit der Realisation des Gebrauchswerts der Arbeitskraft. In diesem Kontext, schreibt Rosdolsky, gehört nun der Gebrauchswert der Arbeitskraft „in die ökonomische Formbestimmtheit, […] weil der Gebrauchswert hier selbst durch den Tauschwert bestimmt ist“ (Rosdolsky 1959, 40).

Rosdolsky will damit sagen, dass das Streben nach Mehrwert in der Produktion erst den spezifischen Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft bestimmt, ihn sozusagen konstituiert, denn die Mehrwertschöpfung wird direkt aus dem Gebrauchswert der Arbeitskraft hergeleitet. Dieser Gebrauchswert hat überhaupt keine stoffliche oder „natürliche“ Seite mehr, sondern ist durch und durch gesellschaftlich bestimmt und zudem Grundlage kapitalistischer Produktion. Anders als bei anderen Waren ist die Konsumtion des Gebrauchswerts der Arbeitskraft ein zutiefst ökonomisch bedeutender Vorgang, da sie unmittelbar zur Produktion von Wert und somit direkt zur Reproduktion kapitalistischer Vergesellschaftung beiträgt. Spätestens hier hat der Gebrauchswert seine natürliche und stoffliche Seite verloren und gehört als „ökonomische Formbestimmung“ (Rosdolsky 1959, 38) in die Kritik der politischen Ökonomie miteinbezogen.

Weiblich, nützlich, schlecht

Das Verständnis des Gebrauchswerts als gesellschaftliche Form, wie es Rosdolsky nahelegt, schafft eine neue Perspektive auf unbezahlte Reproduktionstätigkeiten, die für feministische Analysen fruchtbar gemacht werden kann. Schließlich sind es die weiblich gesetzten Reproduktionstätigkeiten, die den Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft schaffen und gerade dadurch kapitalistische Produktion ermöglichen.
Die Ware Arbeitskraft hat wie jede andere Ware Gebrauchswert und Wert. Marxistisch-feministische Theorien fokussierten bisher in der Regel auf die Analyse des Werts der Ware Arbeitskraft. Diesen sieht Marx analog zum Wert jeder anderen Ware bestimmt durch die zur Produktion dieser Ware notwendige Arbeitszeit. Als Arbeit werden in diesem Kontext nur jene Tätigkeiten verstanden, die von verkaufter Arbeitskraft verrichtet werden. In den Wert der Arbeitskraft fließen daher nur die marktvermittelten Dinge und Tätigkeiten, also Waren und Dienstleistungen ein. Alle anderen zur Reproduktion notwendigen Tätigkeiten, die nicht marktvermittelt, sondern unbezahlt erledigt werden, wie Waschen, Kochen, Putzen etc., finden in der Marx’schen Kritik kaum Beachtung. Feministinnen bezeichneten genau das als „blinden Fleck“ (v. Werlhof, 1978) der Marx’ schen Theorie. Da Marx sich nicht mit der Besonderheit der Wertbestimmung der Ware Arbeitskraft auseinandersetzt, gehen die vor allem von Frauen verrichteten Tätigkeiten zur Herstellung der Arbeitskraft in seiner Analyse und Kritik verloren. Diese Lücke zu thematisieren und zu kritisieren, empfinden wir als zentral.

Der Gebrauchswert der Arbeitskraft wird jedoch anders als der Wert nicht nur durch die in sie eingehenden Waren und Dienstleistungen bestimmt, sondern wird auch durch die unbezahlten Reproduktionstätigkeiten geschaffen, bilden diese doch eine Voraussetzung dafür, dass die Arbeitskraft erneut verausgabt und vonseiten des Kapitals konsumiert werden kann. Der Fokus auf den Gebrauchswert der Arbeitskraft betont somit einen Aspekt des „blinden Flecks“, der bislang vernachlässigt wurde. Der Versuch, die unbezahlten Reproduktionstätigkeiten als direkt mehrwertschaffend zu fassen, lässt den Gebrauchswert als ökonomisch bedeutende Kategorie links liegen und wendet sich dem als relevanter betrachteten Faktor Wert zu, da die negative Bestimmung der Kategorie Gebrauchswert übersehen wird. Jedoch sind die weiblich besetzten Begriffe – wie Gebrauchswert, Konsum und Reproduktion – selbst Teil einer kapitalistischen Vergesellschaftung, die nicht als Relikte oder ahistorische Kategorien interpretiert und auch nicht als politisch-ethisch „gute“ Momente romantisiert werden können, sondern in ihrer kapitalistischen Verfasstheit selbst zum Gegenstand der Kritik werden müssen.

Am Beispiel des Gebrauchswerts der Ware Arbeitskraft wird deutlich, dass der Gebrauchswert keineswegs aus der Kritik der kapitalistischen Produktionsweise herausfällt, sondern in die Analyse integriert werden muss. Schließlich fällt seine Verwirklichung direkt mit der Setzung von Wert und dadurch mit der Schaffung des zentralen Vergesellschaftungsmoments im Kapitalismus zusammen. Dementsprechend findet sich kein transzendierendes oder den Kapitalismus überwindendes Moment im Gebrauchswert, wie oft – auch feministisch – fehlinterpretiert wurde. Der Gebrauchswert bezeichnet nicht an sich etwas politisch-ethisch Gutes, auch wenn in allen Vorstellungen eines „guten Lebens“ irgendein Gebrauch von Dingen eine Rolle spielt.

Diese Erkenntnis könnte der marxistisch-feministischen Theorie eine neue Stoßrichtung geben, indem unter Beibehaltung der originären Bedeutung der Marx’schen Kategorien die Integration unbezahlter Reproduktionstätigkeiten in die Analyse und die Kritik der politischen Ökonomie möglich wird. Schließlich erscheint es notwendig, insbesondere im marxistischen Feminismus erneut daran zu erinnern, dass es Marx darum ging, die kategorialen Voraussetzungen der bürgerlichen Ökonomie zu kritisieren. Der Gebrauchswert sollte hier keine Ausnahme bilden.

Literatur
Dalla Costa, Mariarosa (1978): Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft, Berlin: Merve-Verlag.
Hafner, Kornelia (1993): Gebrauchswertfetischismus, in: Behrens, Diethard (Hg.): Gesellschaft und Erkenntnis. Zur materialistischen Erkenntnis- und Ökonomiekritik, Freiburg: ca ira.
Mies, Maria (1983): Subsistenzproduktion, Hausfrauisierung, Kolonisierung, in: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Köln 6 Jg. 1983, 9/10, 115–124.
MEW 23: Das Kapital. Erster Band: Der Produktionsprozess des Kapitals.
MEW 42: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie.
Rosdolsky, Roman (1959): Der Gebrauchswert bei Karl Marx. Eine Kritik der bisherigen Marx-Interpretationen, in: Kyklos. Helbing & Lichtenhahn, Basel 12 Jg. 1959, 1, 27–56.
v. Werlhof, Claudia (1978): Frauenarbeit: Der blinde Fleck in der Kritik der politischen Ökonomie, in: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, München 1 Jg. 1978, 1, 18–32.

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