Mir ist so fad!

von Dominika Meindl

Beim Nachdenken über Sex ist mir neulich bewusst geworden, dass dieses Thema für mich abgefrühstückt ist. Erzählt jemand – sei es im Fernsehen, sei es beim Bier – über sein Liebesleben, verflüchtigt sich flugs der Sauerstoff in meinem Gehirn, ich schiele auf die Uhr und ich hoffe, dass bald wieder über Steuerrecht oder Ökostromeinspeisungstarife geredet wird. Der öffentliche Diskurs über die Kopulation hängt in den Seilen und: hinkt wie eine schlechte Metapher. Ich mag nicht mehr darüber nachdenken. Also ein wenig noch, sonst wird das hier ein Text minderer Güte, aber dann kann von mir aus Schluss sein mit dem Sprechen über Geschlechtsverkehr.

Hier bitte meine These, machen Sie damit, was Sie wollen: Der wahre Fetisch ist heute der Sex selbst. Das ewige Sich-Äußern über Orientierungen und Praktiken hat ihn zu einem Ding gemacht, nein: einem Unding. Das Privatfernsehen arbeitet sich daran ab wie ein Dreizehnjähriger im Hormonsturm. Unschön! Das Private ist das Öffentliche? Ja, eh. Aber könnte sich die Welt bei der Besprechung des Intimen jetzt schön langsam wieder ein wenig zurücknehmen? Es ist wie in diesen unerträglichen amerikanischen Serien und Filmen, in denen die love interests so lange alles zerreden, bis niemand mehr Lust auf irgendetwas hat. Ausser Alkohol.
Ein anderer Grund für meinen Überdruss am gesellschaftlichen Reden über das Bumsen könnte natürlich sein, dass mich das mangels Mangel nicht mehr interessiert (man hat ja privat nichts zu beklagen). Aber den Gedanken stelle ich lieber gleich wieder unter die kalte Dusche, denn er könnte prahlerisch wirken. Außerdem rede ich ja nicht mehr über das Vögeln. Ab jetzt.

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