Erkenntnisleitende Logik

von Walther Schütz

… Eine Logik, die von der Notwendigkeit des Bestehenden ausgeht, die Kategorien, auf denen es aufbaut, nicht hinterfragt. Man müsste ergänzen: Nicht einmal hinterfragen kann. Es ist die Logik der Aufklärung, die immer vom Einzelnen, vom Individuum ausgeht. Die Gesellschaft kommt höchstens als Summe der Individuen, nicht aber als eigene Qualität vor. (So, als ob man ein Auto aus seinen einzelnen Schrauben, Trägern etc. erklären könnte und nicht aus deren Zusammenwirken, die damit eine eigene Qualität entwickeln). Dass etwa „Arbeit“, Staat, Entwicklung … gesellschaftliche Kategorien sein könnten, die aus der (kapitalistischen) Form des Zusammenwirkens der Menschen entstehen, kommt gar nicht ins Blickfeld. Was bleibt ist die Anpassung, das vernünftige Sich-Einfügen in die Verhältnisse. Das ist die Freiheit des Hegel, das ist die Aufklärung. Sie überwindet zwar die alten Götter, aber nur, um an ihre Stelle notwendigerweise neue Fetische zu setzen. Und wenn die Fetische diktieren, dass man leiden muss, auch wenn noch so viel Potenzial für Wohlstand vorhanden ist, dann gilt es eben zu leiden. Dann muss man sich z.B. zu Tode konkurrenzieren, dann muss man arbeiten…

Wenn gefragt wird, ob die Ökonom/innen „spinnen“, so findet sich hier die Antwort: Sie spinnen nicht, wenn man die inneren Notwendigkeiten der Kapitalverwertung heranzieht. Sie „ticken aber nicht richtig“, wenn man eine andere Logik als Kriterium hat:

Diese andere Logik, geboren aus dem Bestreben, uns selbst aus unserem Dasein als erniedrigte, geknechtete Wesen zu erlösen, muss aber fragen, woher es kommt, dass es uns nicht so gut geht, wie es könnte. Diese andere Logik kann gar nicht anders als versuchen die Fetische zu überwinden. Die herrschende Logik und die sie konstituierenden Kriterien sind zu hinterfragen. Alle Begriffe, die unser Leben ausmachen, sind zu delegitimieren und auf ihre Genese hin abzuklopfen. Warum müssen wir Arbeit haben, statt dass wir die Bedürfnisse mit möglichst wenig „Arbeit“ befriedigt haben wollen? Was hat das nun wiederum für die „Bedürfnisse“ zur Folge? Was bedeutet dies für unseren Blick auf die Anderen? usw. usf.

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