Der Fußball und die Pseudo-Prolos

2000 Zeichen abwärts

von Dominika Meindl

Wenig ist öder als das ewige Anbiedern der Leistungs- und Entscheidungsträger an den proletarischen Rasenspaß. „Schaut, ich bin toootal volksnah!“, tröten die Wichtigen von den Bildern, auf denen ihr feister Fuß nach dem Ball tritt. „Geht gefälligst Golf spielen, ihr Bonzen!“, brummt da die Arbeiterklasse. Und mit was? Mit Recht!
Auch die bürgerliche Bohème missbraucht den Fußball. Seit Friedrich Torberg die Fußball-Kastanien aus dem Feuer der intellektuellen Tabus geholt hat, wollen alle Gscheitln mitnaschen.
Dünnbeinige Philosophiestudenten und Webkünstler machen sich mit Inbrunst das schicke Retro-Adidas-Hoserl dreckig. Milieuüblich tiefe Sprüche klopfen sie mit Freude, Berechnung und ironischem Augenzwinkern. Ihr Gekicke muss nämlich beweisen, dass das Elfenbeintürmchen eh einen Hinterausgang hat. Wer kickt, kann doch gar nicht so abgehoben und weltfremd sein. Hoffen sie zumindest. Allzu viel Volksnähe liebt der Intellektuelle dann übrigens nicht: Huch! Diese Goldketterl und Schnurrbärte! Am allerschlimmsten aber sind Frauen, die ihre aufgesetzte Emanzipation krampfhaft durch Holzen und Bolzen zur Schau stellen müssen. Furchtbar ist das!
„Mooooment!“, fiept mich der Leser mit Einblicken in meine Biographie an. „Die Alte spielt doch selbst! Und was ist dieser doofe Text anderes als unnötiges Gscheitln?“ Ich sag’ dazu nur eins: Mein Opa war Straßenarbeiter. Das adelt die folgenden sieben Generationen als Proletarier.

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