Über falsche Schnurrbärte

von Dominika Meindl

Zuweilen versuche ich öffentlich lustig zu sein, zuweilen verdiene ich sogar Geld damit. Denn wie ließen sich die Zumutungen der Realität anders ertragen als durch ironisch-seitliches dran Vorbeigehen? Wie den Zorn sinnvoller sublimieren als durch Satire? Der Humor ist doch das Öl, mit dem sich der Ringer im Kampf gegen das Böse unangreifbar macht. Sinnvolleres, als dem Leben Hofnärrin zu sein, ist mir beruflich bislang noch nicht eingefallen.

Jetzt ist es aber so, dass ich nicht immer aus lauteren Gründen auf Bühnen geladen werde. Ich bin nämlich quasi zufällig eine Frau und verheiße in dieser Funktion einen exotischen Bonus für gendersensible VeranstalterInnen. Denn im Spaßmilieu sind wir rar.

Der Frauenanteil in der Humor-Dienstleistungsbranche ist kaum höher als bei den Taliban. Nicht dass mich jemand falsch versteht: Ich kenne privat 17 schreiend komische Frauen, die locker dreimal lustiger sind als ich. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt als Ärztinnen, Forschungsassistentinnen, Hausfrauen. Wahrscheinlich gibt es deshalb so wenige Komikerinnen, weil wir schon als Mädchen dazu angehalten werden, zu gefallen und nicht zu viel Raum in Anspruch zu nehmen. Was sollen denn die Leut’ denken. Hübsch und empathisch, anmutig und friedliebend sollen wir sein. Grimassenschneiden macht Falten und sieht an Damen ordinär aus. Ach, es ist ermüdend.

Ich schlage gegen das Schönseinmüssen engagiertes, öffentliches Blödsein vor, kombiniert mit hässlichen Verkleidungen. Oft tut’s ja schon ein falscher Schnurrbart, auch verstörend unmodische Ballkleider, bizarre Perücken oder ausgestopfte Vögel erfüllen den Zweck. Diesen Rat gebe ich gerne auch Männern mit auf den Lebensweg: Schiachseindürfen ist befreiend, öffentliche Satire befriedigend.

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