Frontex

von Necati Mert

Für die Frontkrieger der Frontex dreht es sich darum, den Strom der elenden Kreaturen zu stoppen, die man nicht ins Herrenhaus der Prosperität lassen will. Für die kritischen Humanisten und selbstherrlichen Sansculotten der hoch zivilisierten Zone geht es überhaupt darum, dass man gelegentlich Klarheit gewinnt, ob diese Clandestini vielleicht auch als Verfolgte im Sinne der hiesigen Gesetze eingestuft werden könnten.

Die EU-Agentur Frontex mit ihrer überstaatlichen Flottille ist zuständig für die Koordination der agierenden Grenztruppen, Kenntnisse und Risikoanalysen. Sie macht vor allem in mediterranen Gewässern von sich reden, wo sie die Holzboote mit migrantischem Menschenmaterial daran hindert, zu den altkontinentalen Küsten vorzudringen.

Die Agentur Frontex beäugelt: Anhaltend ertrinken massenhaft migrationswillige, kleinmütige Meuten, die in Nussschalen und Seelenverkäufern versuchen, der Misere mit dem Glauben an irgendein Auskommen in den nordisch kapitalistischen Metropolen zu entkommen. Sie werden immer öfter von den Frontex-Formationen aufgegriffen, die weit vor den europäischen Hoheitsgewässern operieren und die Fluchtrouten, über die sie genau Bescheid wissen, überwachen.

Im Salzwasser vor der Scheidewand des nordischen Imperiums kommt es von früh bis spät zu Havarien zwischen migrantischen Seelenverkäufern und Frontex-Sturmbooten. Der Tod durch Ertrinken ist allgegenwärtig. Das breite Publikum des europiden Prosperitätsforts sieht nicht weg, sondern genau zu. Es nimmt sich das Geschehen sogar als legitim zu Herzen – mit gleicher mentaler Manier und markiger Manie seiner kolonialistischen Altvordern.

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