Ein Hauch von Übergang

Streifzüge 44/2008

von Peter Klein

Verhärmte, abgerissene Gestalten, die sich als eine finstere, drohende Masse auf den Regierungssitz zu bewegen; Barrikadenkämpfer, die sich mit primitiven Waffen gegen die scharf schießenden Ordnungskräfte zur Wehr setzen; Arbeitertrupps, die mit aufgesteckter roter Fahne per Lastwagen zu einem Kampfeinsatz am Bahnhof oder Telegraphenamt fahren – solche und ähnliche Bilder dürften bei dem Wort Revolution auch heute noch durch viele Köpfe geistern. Es ist zwar schon oftmals geschrieben worden, dass diese Epoche, in der sich die armen Schlucker dieser Welt unter den Parolen der Französischen Revolution erhoben, vorbei ist. Dass es über die bürgerliche Epoche hinaus auf andere Weise weitergehen müsse. Nicht im Namen von zu verwirklichenden Prinzipien, sondern gleich direkt im Namen realer Lebensbedürfnisse, die eben gerade als solche festzustellen und zu organisieren wären. Schwerlich wird aber jemand behaupten wollen, dass sein Denken von den Bildern der Vergangenheit ganz und gar unbeeinflusst ist.

Umso mehr ist es angebracht, sich das eigenartige Schauspiel, das uns die letzten Wochen geboten haben, noch einmal vor Augen zu führen. Dass die kapitalistische Krise jetzt endlich akut und zum Ernstfall geworden ist, bestreitet wohl niemand mehr. Aber in welch krassem Missverhältnis steht dazu das Verhalten der breiten Bevölkerungsmehrheit, die das historische Ereignis geradezu als ein Non-Event behandelt! Auf der einen Seite ein Finanz-Crash von unvorstellbaren, noch nie da gewesenen Ausmaßen – auf der anderen Seite eine Masse von Menschen, die ungerührt und zum Teil sogar uninformiert in ihrem alltäglichen Kleinkram fortwurstelt. Natürlich braucht es eine gewisse Zeit, bis sich die Krise in die reale Wirtschaft vorgearbeitet hat. Gut möglich, dass es in ein oder zwei Jahren Hungerrevolten gibt. Vorläufig wird man unwillkürlich an einen Spruch erinnert, der bei den Friedensbewegten der achtziger Jahre sehr populär war: „Stell‘ dir vor, es ist Krieg – und niemand geht hin.“ Abgewandelt würde man heute vielleicht sagen: Stell‘ Dir vor, der Turmbau zu Babel bricht zusammen, ein nach Billionen Dollar zählender Kreditüberbau – und niemand fühlt sich getroffen.

Jedenfalls fanden die Bewegung und das Bewegtsein ganz überwiegend in den oberen Rängen der kapitalistischen Welt statt, bei den Architekten und Ingenieuren des Turmbaus sozusagen. Sehr im Kontrast zu ihren Worten, die allesamt auf Ruhe, Sicherheit und Vertrauensbildung hinausliefen, machten die Manager in Politik und Wirtschaft, indem sie von Konferenz zu Konferenz, von Interview zu Interview eilten, einen eher unruhigen Eindruck. War die Rede vom Weltuntergang, vom Jüngsten Gericht und von der Strafe Gottes in den früheren Zeiten eher eine Spezialität der Unterschichten, so bekam man die apokalyptischen Töne jetzt plötzlich von der anderen Seite zu hören. In der sonst als überaus seriös geltenden Süddeutschen Zeitung war etwa zu lesen, dass „alles untergeht“, wenn die Banken nicht „gerettet“ werden. Panik und Aufregung oben – unten dagegen, wo die Wertpapierdepots nicht gar so dicht gestreut sind, blieb alles ruhig.

Es liegt nahe, diese Beobachtung mit dem Hinweis abzutun, dass die stürmischen Tage eben noch vor uns liegen. Wenn die Arbeitslosigkeit sich verdoppelt oder verdreifacht haben wird, wenn das Massenelend durch die Städte kriecht, werden die Leute schon merken, dass die Krise der Banken auch ihre Krise ist. Wer so redet, hat Recht – im Rahmen der herrschenden Logik. Die aber befindet sich unübersehbar in der Krise. Das in der Krise befindliche Kapital behauptet natürlich, dass alle in seinem Boot sitzen. Wenn ich keine auskömmliche Rendite erzielen kann, weil auf allen Seiten das Geld knapp wird und sich sogar in Luft auflöst, kann ich Euch keine Arbeitsplätze anbieten und keine Löhne bezahlen, so lauten seine Worte. Auf sie aber lässt sich die Bevölkerung mental bislang nicht ein. Was immer man an ungünstigen Vermutungen in diese Haltung hineinprojizieren mag: Unwissenheit, Gleichgültigkeit, Schicksalsergebenheit – sie bedeutet zunächst einmal, dass sich die Menschen nicht von vornherein und automatisch mit im Boot sitzen sehen. Und darin liegt auf jeden Fall ein Moment von Berechtigung, vielleicht sogar von unbewusster Klugheit und Weisheit. Die Möglichkeit deutet sich an, dass der Sturz in den „Abgrund“, an dessen Rand uns der Finanzminister mit einiger Berechtigung stehen sieht, deutlich glimpflicher ausfallen könnte, als dieses dramatische Bild es vermuten lässt. Der Übergang vom Kapitalismus zu einem gesellschaftlichen Zustand, der sich den Imperativen der Wertverwertung zunehmend widersetzt und entzieht, könnte sich mit mehr Ruhe, Nüchternheit und Unaufgeregtheit vollziehen, als die Apokalyptiker aller Parteien sich auszumalen pflegten. Die „geordnete Transformation“, die Rudolf Bahro einstmals gefordert hat, liegt jedenfalls nicht außerhalb jeder Vorstellbarkeit. Auf diesen Aspekt will ich mit den folgenden Bemerkungen hinaus.

„Helden der Finanzkrise“

Man muss die „Ruhe der Bürger“ nicht geradewegs „souverän“ nennen, wie es Heribert Prantl in einem kürzlich erschienenen Kommentar getan hat. Prantl versteigt sich so weit, dass er die brav und ordentlich weiter funktionierenden Bürger um dieser zweifelhaften Tugend willen als die „Helden der Finanzkrise“ bezeichnet (SZ vom 16.10.08). Schöne Helden, möchte man sagen, bei denen ein großer Teil des Heldentums auf Unwissenheit und Ahnungslosigkeit beruht. Auf der anderen Seite hat aber gerade diese Ahnungslosigkeit etwas für sich. Es steckt darin eine gewisse Widerständigkeit und Dickfelligkeit Sorgen gegenüber, die zunächst einmal bloße Zahlen betreffen. Im Hinblick auf diese Zahlen wäre sogar zu fragen, ob man nicht geradezu ahnungslos sein muss? Bewegen sich die Summen, die von den öffentlichen Krisenmanagern genannt werden, nicht in Dimensionen, die jenseits aller Vorstellbarkeit liegen? Spricht es nicht für die Bodenhaftung des Alltagsverstandes, dass er keine Ahnung besitzt von dem gigantischen Ausmaß, das die virtuelle Reichtumserzeugung angenommen hatte? Und schon gar nicht davon, wie diese Reichrechnerei durch das Hin- und Herschieben von Werttiteln und Renditeversprechen hat entstehen und ernsthaft als „Finanzindustrie“ oder „Ökonomie“ hat betrieben werden können? Ist die Beschränktheit jetzt nicht zu einem Qualitätsmerkmal geworden? Ein Zeichen dafür, dass es immer noch viele Leute gibt, die ihre fünf Sinne beieinander haben? Und sind nicht diejenigen verrückt, die – angeblich – den Überblick über das Ganze besitzen und deshalb (? ) meinen, es mit der Verkündung von irgendwelchen Phantasiezahlen „retten“ zu müssen? Mir scheint es ausgeschlossen zu sein, dass man sich zu den genannten Zahlen in ein Verhältnis der Anteilnahme oder des Interesses setzen kann. Soll ich etwa, nachdem die erste Billion durchgewunken worden ist, mir Sorgen machen, ob nicht noch eine zweite oder dritte Billion „erforderlich“ sein könnte? Es geht nicht! Mehr als Kopfschütteln und Mit-den-Schultern-Zucken ist nicht drin. Das Missverhältnis zwischen den Zahlen und der handgreiflichen Realität ist derart grotesk, dass es keine Verhaltensweise mehr gibt, die dazu in einer irgend adäquaten Proportion stehen könnte.

Damit ist aber auch dem traditionellen Neidreflex, der in den sozialen Krisen früherer Zeiten eine bedeutsame Rolle gespielt hat, Boden entzogen worden. Das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, der Wunsch, an dem „geschaffenen“ Reichtum angemessen beteiligt zu werden, hält sich bei diesem „Nullenrausch“ (Ulrich Beck) in Grenzen. Der Impuls nach Teilhabe funktioniert hier nicht mehr so recht. Auf der Klaviatur von Neid und Ressentiment ist zwar gespielt worden. Der eine oder andere Sozialdemokrat hat sich der alten Melodie „Ihr da oben – wir hier unten“ erinnert. Die Banker hätten sich in ihrer unermesslichen Gier verzockt – und jetzt müsse der „Steuerzahler“ in Anspruch genommen werden, um das System zu retten. Wie ungerecht! Die Banker sind schuld, sie sollen haften, sie sollen an die Kandare genommen werden. Aber wer glaubt schon, dass dies ein Heilmittel ist? Wer kann sich die Hände reiben, wenn der eine oder andere Banker ohne Abfindung zum Rücktritt gezwungen wird, wenn Ackermann und Co. auf karge 500.000 Euro Jahresgehalt gesetzt werden oder gar, wie Peter Sodann es sich wünscht, im Gefängnis landen? Kann man neidisch sein auf die Verrücktheit und die Unzurechnungsfähigkeit? Der Impuls, der sich einstellt, geht eher in die andere Richtung. Man will mit dieser Absurdität nichts zu tun haben, man will sie los haben, man will vor allem nicht davon in Mitleidenschaft gezogen werden.

Und das scheint mir das historisch Neue an der gegenwärtigen Situation zu sein. Der Reichtum in Gestalt der gebuchten Billionen ist zu einer Absurdität und Lächerlichkeit geworden. Die Bewegung, die sich derzeit abzeichnet, geht nicht „hin“ zu diesem Reichtum, sondern „weg“ davon. Wir haben es mit einer Abkehrbewegung zu tun. Man zeigt, was noch nie da war, dem Reichtum die kalte Schulter und hält sich lieber, vielleicht mit etwas mehr Nachdruck als bisher, an die bescheidenen Dimensionen des Alltags. Wenn der durch elektronische Buchungsimpulse entstandene Reichtum in den letzten zwanzig Jahren hochgeschossen ist wie eine Rakete, dann möge diese Rakete, so wünschen sich viele, doch bitteschön weiter im Bild bleiben und dementsprechend im Weltraum verschwinden.

So sehr unrealistisch, wie es sich im ersten Moment vielleicht anhört, ist dieses Bild noch nicht einmal. Die als bloßes Buchgeld in den Depots und Konten geführten Wertsummen sollen sich zu dem weltweit in realer Produktion engagiertem Kapital in einem Verhältnis von 97 Prozent zu 3 Prozent befinden! Verglichen mit den Summen, die als „Kreditkrise“ im Feuer stehen, ist die reale Produktion also bloß ein Fingerschnippen, eine Angelegenheit der Portokasse. Liegt da nicht der Gedanke nahe, dass es sehr gut auch ohne diese 97 Prozent gehen könnte? Wenn das Geldhecken sich in einem solchen Ausmaß von der realen Produktion abkoppeln konnte, warum sollte diese den Spieß nicht umdrehen und sich ihrerseits, orientiert an realen Bedürfnissen, vom Geldmotiv freimachen können?

Für die meisten Menschen ist das Geld, das sie verdienen (oder durch den Beschluss einer von Frau Merkel angeführten revolutionären Körperschaft zugesprochen erhalten), bloßes Mittel, die mehr oder weniger nützlichen Dinge des täglichen Lebens zu erwerben. In dieser Funktion wird es nicht von heute auf morgen verschwinden. Die Millionen, die an den täglichen Einkauf gewöhnt sind, werden weiterhin „Geld“ ausgeben für Milch und Honig, Brot und Wein, Weißwurst und Bier. Die Frage ist, ob diese Dinge vorhanden sind. Dafür sorgt, so behauptet die Volkswirtschaftslehre, das Geld in seiner Kapitalfunktion, indem es die Ressourcen von Mensch und Natur in jene Zweige der Produktion lenkt, die unter dem Aspekt der Vermehrung des Geldes als lohnenswert erscheinen. Aber genau unter diesem Aspekt ist die Produktion von Dingen, die nichts weiter als real sind, in den letzten Jahrzehnten zum Problem geworden. Dank der ungeheuer gestiegenen Produktivität der menschlichen Arbeit sind solche Dinge nämlich im Übermaß vorhanden. Der Mensch als real existierendes Wesen hat den Fehler, dass er nicht mit fünf Autos gleichzeitig fahren und nicht mit zehn Handies gleichzeitig telefonieren kann. Seine Multitasking-Fähigkeiten sind beschränkt. Schon die Säuglinge bringen es nicht fertig, so oft in die Windeln zu machen, wie es das in der Windelproduktion angelegte Kapital für erforderlich hält. Für Geld, das die Pflicht hat, mehr zu werden, immerzu mehr, handelt es sich bei der Realität um einen Zustand von erstickender Enge. Mit dem Ruf nach Freiheit drängte es seit den achtziger Jahren hinaus aus der spießigen Welt der realen Bedürfnisse und wandte sich, je länger, je lieber, dem Kreditgeschäft zu, bei dem die bloße Fähigkeit des Glaubenschenkens den Eindruck macht, eine wertsteigernde Eigenschaft zu sein. Nachdem nun 97 Prozent des weltweit zur Verfügung stehenden Kapitals in dieser Anlagesphäre „beschäftigt“ sind, sich also damit zufrieden geben, in ihrer angeblich immer zunehmenden Werthaltigkeit geglaubt zu werden (lat. creditum = das Geglaubte), ist die Botschaft eigentlich klar. Das Kapital ist eine Phantasmagorie geworden. Es hat sich von all den produktiven Funktionen, die laut Adam Smith dem „Reichtum der Nationen“ dienlich sind, verabschiedet. Der seidene Faden ist gerissen, die Rakete ist der Schwerkraft der realen Produktion entkommen. Der Tatbestand muss sich nur noch herumsprechen und sozusagen offiziell eingestanden bzw. anerkannt werden.

Genau vor diesem Schritt, der eigentlich nahe liegt, scheuen die Regierungen der kapitalistischen Welt aber zurück, als sei er gleichbedeutend mit dem Weltuntergang. Dabei sind sie, und zwar nicht erst mit den kürzlich beschlossenen „Rettungspaketen“, längst schon selbst dabei, ihn zu tun. Nur eben heimlich, uneingestandenermaßen, indem sie behaupten, dass es sich bei dem von ihnen geschöpften Geld um „Schulden“ handelt – ein Wort, das der Alltagsverstand bekanntlich mit dem Gedanken der Rückzahlung verbindet. Weil das Geld anscheinend der Sinn schlechthin und als solcher ist, muss es der oberste Gesichtspunkt bei allen Maßnahmen und Entscheidungen bleiben. Unsummen werden aufgewendet, nur um den Glauben aufrechtzuerhalten, dass die im Finanzsektor gebuchten Billionen tatsächlich Kapital und werthaltig sind. Aber woher kommen diese Unsummen? Welche Sicherheit steht hinter den staatlichen Garantieerklärungen und Bürgschaftsversprechen? Keine andere als der bislang noch verbreitete Glaube, ein Meta-Glaube gewissermaßen, dass die gewohnten Einrichtungen und Handlungsmuster auch weiterhin funktionieren werden. Wir haben es mit einem Glaubenssystem zu tun, das uns versichert, auch weiterhin funktionieren zu können, sofern wir nur alle weiterhin daran glauben. Münchhausen lässt grüßen. Genau genommen lautet die fromme Botschaft: Der Gegenstand Eures bis dato bewährten Glaubens, das Geld als Kapital, existiert – sofern Ihr nur weiterhin vertrauensvoll an seine unendliche Vermehrbarkeit in Gestalt von Zins und Rendite glaubt! Man kann es dem Papst nicht verdenken, wenn er den kapitalistisch beherrschten Menschen angesichts dieser Glaubensanstrengung, die ihnen abverlangt wird, den Rat gibt, sie möchten doch, wenn schon, dann richtig glauben – unter Einschluss des Ewigen Lebens.

Der Klotz ist ein Luftballon

Wer dagegen den Standpunkt des Diesseits einnimmt, wird diese Glaubensorgie als einen Klotz empfinden, als einen höchst überflüssigen Klotz am Bein der realen Produktion. Nehmen wir an, die reale Produktion verlangt nach einem Traktor. Der Bauer, der sich den Traktor auf die bislang übliche Weise beschaffen will, hat einiges Geld, benötigt aber zusätzlich einen Kredit von, sagen wir 10.000 Euro. Damit ihm die Bank auf seinen guten Ruf hin die 10.000 Euro vorstrecken kann, muss aber zuvor der Staat für das mehr als Dreißigfache an Einlagen (die 97 Prozent! ), die die Bank in ihren Büchern stehen hat, „gebürgt“ haben! Denn ohne diese Bürgschaft gäbe es die Bank nicht mehr. Ohne Bank aber, so will es der Katechismus, kann der Bauer nicht zu seinem Traktor kommen – und um die Ernte im nächsten Jahr steht es schlecht. Sollte sich die Beziehung des Bauern zu seinem Produktionsmittel, dem Traktor, nicht einfacher gestalten lassen? Ist es wirklich so, dass wir die Produktion von jener in den Weltraum entschwundenen Rakete abhängig machen müssen? Dass wir mit dem Produzieren und Konsumieren gar darauf warten sollten, bis sie zwecks Wiedererlangung der „Bodenhaftung“ aus dem luftleeren Raum der Phantasmagorie zurückgekehrt ist – die Zwischenzeit mit einer „Depression“ verbringend, „die durch verlassene Werkbänke, verödete Vorortsiedlungen und ausgehöhlte Shopping-Center kraucht“, wie Gustav Seibt schreibt (SZ vom 21.10.08)? Nichts gegen das Veröden von Shopping-Centern oder das Abschalten des einen oder anderen Fernseh-Kanals – aber es sollte sein Maß doch an realen Bedürfnissen und nicht an irgendwelchen Phantasie-Renditen haben!

Momentan sieht es wahrhaftig so aus, dass ein ganzes Gebirge von Versprechungen und Glaubenssätzen aufgetürmt wird, nur um die Illusion aufrechtzuerhalten, dass die handgreifliche Realität immer noch mit jener Rakete in Verbindung steht. Damit die 3 Prozent zustande kommen können, müssen die 97 Prozent davor bewahrt werden, sich in Luft aufzulösen. Was für ein Aufwand! Was für ein gigantischer Klotz wird da zum Kreißen gebracht, bloß damit er uns gnädig die Maus der realen Produktion gebärt! Es ist höchste Zeit, dass endlich jenes Kind aus Andersens Märchen in Erscheinung tritt, das seinerzeit in aller Unbefangenheit feststellen konnte: „Aber der König ist ja nackt! “ Heutzutage wird es sagen: Aber in diesem Klotz ist ja nichts, das irgend von Wert wäre! Der Klotz ist ja ein Luftballon!

Ich denke, dass die Aufgabe der antikapitalistischen Opposition darin besteht, dieses Kind zu sein.

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